Jahresrückblick 2024 – ein Jahr voller Hoffnungen und nicht ohne Enttäuschungen

Das Jahr 2024 neigt sich dem Ende zu. Anlass genug für mich, eine Rückschau zu halten, was in diesem Jahr in meinem Autorinnenleben so alles passiert ist.

Buch-Veröffentlichungen

Die ersten Monate waren ziemlich ereignisreich und voller Spannung mit dem Erscheinen von „Das kleine Kräutercafé – Waffelherzen“ (Band 2) im Januar und „Pralinenküsse“ (Band 3) im März. Hierbei wurde ich durch eine Blog-Tour von wunderbaren Bloggerinnen unterstützt. Für mich sind die begeisterten Stimmen meiner Leser:innen die schönste Belohnung bei jeder Veröffentlichung. Dass meine Romane nicht jeden Geschmack treffen können, habe ich inzwischen auch gelernt. Die eine oder andere schlechte Rezension musste ich wegstecken.

Im Sommer habe ich mir selbst einen Traum erfüllt und zusammen mit einer professionellen Sprecherin ein Hörbuch zu „Das kleine Kräutercafé – Herzkirschen produziert und im September herausgebracht.

Lilli Meinhardis – Das kleine Kräutercafé
Lilli Meinhardis auf der Leipziger Buchmesse am DELIA-Stand.
LESUNGEN

Ein besonders schöner Aspekt des Veröffentlichens ist für mich immer der Kontakt mit meinen Leserinnen und Lesern. Dieser ist bei meinen Lesungen besonders gut ausgeprägt. Dieses Jahr habe ich auf der Leipziger Buchmesse aus „Waffelherzen“ vorgelesen und zwei Lesungen in Berlin mit „Im Takt ihrer Träume (Arabella Meran) gehalten.

Arabella Meran liest im Kulturhaus Karlshorst aus „Im Takt ihrer Träume“.
Arabella Meran bei der Lesung aus „Im Takt ihrer Träume“ im AWO Margaretentreff im Oktober 2024.
Schreiben, schreiben, schreiben

Ab April ist es dann stiller geworden: Ich habe mich zum Schreiben zurückgezogen und bis zum Jahresende zwei neue Manuskripte geschrieben und überarbeitet und ein drittes fast fertiggestellt. Es handelt sich um zeitgenössische Liebesromane, die an einem Sehnsuchtsort spielen (den ich jeweils schon selbst bereist habe). In meinen Geschichten geht es um den Ausbruch aus dem Alltagstrott und die Suche nach den verborgenen Wünschen und Bedürfnisse, nach Identität und Herkunft – und letztlich darum, mutige Entscheidungen zu treffen, um den eigenen Lebenstraum zu verwirklichen – bestenfalls mit dem richtigen Partner an ihrer Seite.

Wenn die Inspiration auf fruchtbaren Boden fällt und etwas Lebendiges und Schönes daraus wächst.

Hierbei habe ich wieder gemerkt, wie viel Freude mir diese schöpferische Phase macht: Wenn ich eine Geschichte neu entwickele und aufschreibe, in meinen Ideen schwelge und mich noch nicht der Kritik (von Agent:in, Verlagslektor:in, Lesenden) stellen muss, wenn die Geschichte noch ganz mir alleine gehört und ich mir in meinen Träumen die schönsten Szenarien ausmalen kann („Diese Geschichte wird ganz viele Lesende erreichen und ein Bestseller werden) – ohne, dass die harsche Realität des Buchmarktes dazwischenfunkt.

Eine erste Belohnung für meine neuen Manuskripte habe ich durch meine bewährte Testleserin Dorit erhalten, die meine Geschichten gelesen und geliebt hat – wobei sie mir wie immer sehr wertvolle konstruktive Kritik gegeben hat, die ich in der Überarbeitung umgesetzt habe.

Ziel

Das Ziel für meine neuen Manuskripte lautet: Eine Veröffentlichung in einem großen Publikumsverlag, nicht nur im eBook-Bereich (wie bei meinen ersten 5 Romanen). Endlich möchte ich meine Bücher auch im stationären Buchhandel auf den Tischen liegen sehen. Das wäre für mich die nächste Stufe in meiner Autorin-Karriere.

Stufe für Stufe geht es hoffentlich nach oben in der Autorin-Karriere.
Erster Schritt in Richtung Verlagsvertrag: Eine gute Agentur

Um diesem Ziel näher zu kommen, bin ich im Sommer mit meinen zwei neuen Stoffen auf Agentursuche gegangen und schätze mich glücklich, mit Thomas Montasser einen tollen neuen Agenten gefunden zu haben. Er hat meine Manuskripte auf der Frankfurter Buchmesse allen großen Publikumsverlagen (die zu meinem Genre passen) angeboten. Bisher liegt allerdings noch kein Verlags-Angebot vor. Ich warte und hoffe täglich auf gute Nachrichten…

Realitäts-Check

Was sich in 2024 nicht erfüllt hat: Für meine neuen Manuskripte habe ich noch keinen Verlag gefunden. In 2025 wird es also voraussichtlich erst mal keine neuen Veröffentlichungen von mir geben. Hoffentlich dann jedoch wieder in 2026 und in den folgenden Jahren.

Fakt bleibt jedoch, dass ich ein ganzes Jahr lang mit vollem Einsatz gearbeitet habe, ohne einen finanziellen Lohn zu erhalten oder die verlässliche Aussicht auf eine Veröffentlichung.

Blogartikel

Immerhin gibt es auf meinem Blog keine Gate-Keeper und wenigstens hier kann ich meine Texte sofort veröffentlichen. Ich war in 2024 wieder einige Male als Kultur-Journalistin unterwegs und habe wunderbare Konzerte und eine Lesungs-Show besucht und anschließend einen Artikel darüber verfasst. Auch zu meinen eigenen Lesungen und zur Leipziger Buchmesse habe ich Beiträge erstellt. Hier meine Kultur-Reportagen und Beiträge aus dem Autorinnen-Leben.

Beim Rheingau-Musikfestival in Wiesbaden im Mai 2024.
Recherche-Reise

Auch in diesem Jahr bin ich wieder an den Schauplatz meines neusten Roman-Projekts gereist, um mir vor Ort jede Menge Eindrücke und Inspiration zu holen: Im Oktober war ich in Turin und in Alba im schönen Piemont.

Am Bahnhof von Turin mit Zugticket nach Alba.
In den Weinbergen von Alba
Mein Jahr 2024 in Zahlen:

2 Romane veröffentlicht („Das kleine Kräutercafé“ Band 2: „Waffelherzen“ und Band 3: „Pralinenküsse“)

1 Hörbuch herausgebracht („Das kleine Kräutercafé – Herzkirschen“)

3 neue Manuskripte geschrieben

12 Blogartikel verfasst

3 Lesungen gehalten („Im Takt ihrer Träume“ als Arabella Meran)

zum 1. Mal auf der Leipziger Buchmesse mit Signierstunde beim DELIA-Stand

1 neue Agentur gefunden

1 Recherche-Reise nach Italien

Lilli Meinhardis / Arabella Meran bei der Leipziger Buchmesse 2024 am DELIA-Stand.

Wie war dein Jahr 2024? Stehen für dich die positiven Erlebnisse im Vordergrund oder lässt du dich (zuweilen) von Enttäuschungen herunterziehen?

Das Phänomen Fitzek – wie der Thriller-Autor es schafft, ganze Arenen zu füllen

Uber-Arena Berlin, 14.12.2024

An diesem Abend strömen 17.000 Menschen in die seit Monaten ausverkaufte Uber-Arena in Berlin. Doch weder ein Pop-Konzert noch ein Sport-Event ist die Attraktion, sondern der deutsche Thriller-Autor Sebastian Fitzek.

Zur Promo für seinen neusten Nr. 1 Spiegel-Bestseller „Das Kalendermädchen“ gibt es für seine Fans „Die größte Thriller Tour der Welt“, die am 28. November in Köln gestartet ist und in zahlreichen deutschen Metropolen (Dortmund, Mannheim, München u.a.) gastiert hat – jedes Mal in einer Arena mit um die 15.000 Plätzen, jedes Mal ausverkauft. Berlin ist nun die letzte Station auf seiner Tour, zudem ein Heimspiel, denn der Autor lebt in der Hauptstadt.

Wie schafft dieser Mann das bloß? Ich bin selbst Autorin und schreibe historische und zeitgenössischen (Liebes-) Romane und bin froh, wenn zu meinen Lesungen 15 Leute kommen. Ich bin allerdings noch ganz neu in diesem Metier. Aber auch Kolleginnen, die schon länger im Buchgeschäft sind und sogar Spiegel-Bestseller aufweisen können, bestreiten ihre Lesungen in Buchhandlungen, Bibliotheken und anderen kleinen Sälen mit 20 bis 50 Zuhörenden.

Was macht Sebastian Fitzek also zum Superstar unter den Autor:innen? Ist es das Thriller-Genre? Ist es seine Persönlichkeit? Ist es das Marketing seines Verlags?

Sebastian Fitzek hat sein Debüt „Die Therapie“ im Jahr 2006 veröffentlicht (bei Knaur bis heute) und hat sich über die Jahre kontinuierlich eine treue Leserschaft aufgebaut. Seit einiger Zeit ist sein Name zur Marke für sein Genre geworden. Thriller made in Germany? „Fitzek“, ist meist der erste Name, der fällt.

Mit seinem neusten Wurf „Das Kalendermädchen“ hat Fitzek alle bisherigen Verkaufs-Rekorde gebrochen. Im Branchenmagazin „Börsenblatt“ konnte man am 4. November 2024 lesen:

„Mit über 160.000 verkauften Exemplaren in den ersten wenigen Tagen nach Veröffentlichung am 23. Oktober habe Fitzek mit „Das Kalendermädchen“ jeden bisherigen Erfolg getoppt, so Droemer Knaur in einer Mitteilung. Es sei nicht nur das 18. Buch von Sebastian Fitzek, das unmittelbar nach Veröffentlichung direkt auf Platz 1 landete (in KW 43; auch in der aktuellen KW 44 steht es auf Platz 1 unserer Belletristik-Charts Hardcover), sondern auch einer der erfolgreichsten Titel seit Beginn der Media-Control-Aufzeichnungen im Jahr 2011.

Mit inzwischen über 20 Millionen verkauften Büchern gehört Sebastian Fitzek seit Jahren zu den erfolgreichsten Autoren Deutschlands. Der Verlag hat so auch ordentlich die Werbetrommel für den neuen Titel gerührt.“

Ist Fitzek konkurrenzlos im Spannungssegment?

Natürlich gibt es im deutschsprachigen Raum viele andere Autor:innen, die fesselnde Spannungsromane schreiben. So zum Beispiel Arno Strobel (er veröffentlicht seine Psycho-Thriller im Fischer Verlag). Im Krimi-Bereich ist Nele Neuhaus sehr bekannt und erfolgreich. Doch keine/r von ihnen geht auf große Arena-Tour, darin ist der deutsche „King of Thrill“ einzigartig.

Ich komme also an diesem Abend in die Uber-Arena in Berlin, um dem Phänomen Fitzek auf den Grund zu gehen. Ein Geständnis vorab: Ich habe noch keinen einzigen Roman von ihm gelesen!

Wobei ich als Jugendliche und in meinen 20er Jahren Bücher im Horror- und Thriller-Genre geradezu verschlungen habe (insbesondere alles von Stephen King). Aber mittlerweile hat sich mein Lesegeschmack geändert und ich bin zartbesaitet geworden und mag keine grausamen und perversen Inhalte mehr lesen (davon bekomme ich schon genug, wenn ich die Nachrichten einschalte).

Trotzdem wage ich mich aus meiner Komfortzone und hoffe, dass es nicht zu gruselig wird – es ist zudem eine multimediale Show angekündigt, was mich zusätzlich bangen lässt. Bitte keine ekligen und verstörenden Bilder – ich meide solche im (Heim-) Kino so gut es geht.

Auf in die Arena

Nach der Einlasskontrolle gelange ich gegen 19.30 Uhr ins Foyer, wo an beiden Seiten große Merchandise-Shops platziert sind. Einige Bücher sind wie wertvolle Schaustücke in Glasvitrinen dargeboten, es gibt auch Tassen, Taschen und T-Shirts. Die kommerzielle Vermarktung läuft auf Hochtouren.

Als ich in den Saal komme, sind die Sitze und Ränge schon prall gefüllt. Die Eintrittskarten kosten stolze 49 Euro aufwärts. Ich habe allerdings eine Pressekarte erhalten und nehme meinen Platz in Reihe 18 im Parkett am Rand ein. Über der 360-Grad-Bühne ist ein Ring aus Leinwänden angebracht, über die Werbung flackert: Buchtrailer von Fitzek und Audible-Angebote werden einem hier präsentiert.

Um 20 Uhr geht es los mit einer Ansprache des Regisseurs, der erklärt, dass am heutigen Abend ein Dutzend Kameras im Einsatz sind, da die Show für das TV aufgezeichnet wird. Auch gäbe es im Laufe des Abends einige Überraschungen…

Wie bei einem Pop-Konzert hat Fitzek eine Vorband, die das Publikum in Stimmung bringt: Die A capella Gruppe „Naturally 7“ aus L.A. besteht aus sieben Musikern, die alle Sounds mit ihren Stimmen hervorbringen, zusätzlich zum Gesang imitieren sie auch eindrucksvoll Instrumente wie Schlagzeug, Trompete, Posaune und E-Gitarre. Insgesamt haben sie einen Soul-ig melancholischen Klang, der auch später, wenn sie die Lesung von Fitzek untermalen, gut zur düsteren Stimmung passt. Bei einem getragenen Song erstrahlt ein Meer aus Handylichtern, die von den Zuschauenden zur Musik geschwenkt werden – fast schon gefühlsduselig. Dabei sind die Leute doch gekommen, um sich zu gruseln.

Dann läuft ein Trailer für „Kalendermädchen“ auf den Videoleinwänden ab, in dem der „Pizza-Notruf“ einer Frau in Gefahr durchgespielt wird, hierbei agiert Sebastian Fitzek als Polizist, der den Notruf entgegennimmt. Gleichzeitig rieselt Kunstschnee von der Decke, um das Publikum in winterliche Stimmung zu bringen. Der Anruf bricht mit einem Hilfeschrei der Frau ab und der Polizist bricht auf, um das Opfer zu retten. Man sieht ihn seine Jacke überstreifen und plötzlich ist es der leibhaftige Autor, der von Kameras umringt in die Arena einmarschiert.

Ein filmreifer Auftritt, wenn auch nicht ganz so spektakulär wie seinerzeit Michael Jackson, der mit Feuerfontänen aus dem Untergrund auf die Bühne katapultiert wurde oder durch die Lüfte angeflogen kam und damit Maßstäbe für den großen Show-Entrance gesetzt hat. Fitzek ist eben doch kein Las Vegas Magier oder Popstar. Er bleibt auf dem Teppich und ist mit beiden Füßen im realen Leben verwurzelt.

Der Erfolgs-Autor wird mit herzlichem Applaus von seinem Publikum begrüßt und liest in den folgenden zwei Stunden drei Passagen aus „Kalendermädchen“ vor und lässt in seinen unterhaltsamen Zwischenmoderationen einen Blick hinter die Kulissen in seine Schreibwerkstatt zu.

Der 53-Jährige wirkt wie der nette Mann von nebenan, ein sympathischer Jedermann, der weder mit seinem Aussehen noch mit seinem Auftreten besonders hervorsticht. Aber Moment mal: Sagen das die Nachbarn nicht immer über Serienkiller? „Er war unauffällig und freundlich?“

Ja, Fitzek ist ein Serientäter – allerdings nur im Schreiben von Bestsellern.

Die Stärke von Fitzek bei seiner Lesungs-Show ist, dass er seinen Texten nicht selbst im Weg steht durch eitles Selbstdarsteller-Gehabe (wie bei so manchen TV-Comedians, die ebenfalls in Arenen auftreten). Fitzek ist ganz in Schwarz gekleidet, nur auf seinem T-Shirt ist ein weißer Totenkopf sichtbar (das Shirt gibt es natürlich auch im Fan-Shop zu kaufen). Er tritt selbstsicher auf und kann gut frei sprechen, das große Publikum schüchtert ihn nicht ein. Auch ist er regelmäßig zu Gast in diversen TV-Talkshows. Trotzdem kommt er eher zurückhaltend und bescheiden herüber, er wirkt nicht selbstverliebt. Wenn er aus seinen Büchern liest, tritt er selbst als Person zurück und lässt den Text wirken. So werden ich als Zuhörende ganz von der Geschichte gepackt.

In Fitzeks Zwischenmoderationen ist ein Leitthema des Abends der Zufall. Der Autor erzählt launige Anekdoten aus seinem Leben, in denen sich höchst unwahrscheinliche Zufälle ereignet haben. Im Roman würde ihm das niemand glauben. Eine gute Geschichte muss jedoch glaubwürdig sein, der Täter muss eine überzeugende Motivation für seine böse Tat haben und man muss verstehen, was ihn zu solch einem Monster gemacht hat.

Einen kurzen Gastauftritt hat der brasilianische Thriller-Autor Chris Carter, der einen ungewöhnlichen Lebenslauf hat (als junger Mann war er z.B. Stripper, später Kriminalpsychologe in den USA) und davon erzählt, wie er einen Serien-Killer im Gefängnis interviewt hat, der eine ganze Familie ausgelöscht hat, weil sie „eben zuhause waren“. Das würde im Roman nicht funktionieren – wir Lesenden erwarten, dass es ein inneres Motiv gibt, damit die grausame Tat nicht willkürlich erscheint. Irgendeinen Sinn muss sie haben, auch wenn er pervers ist.

Das Element des Zufalls spielt Fitzek auch im wortwörtlichen Sinne aus, denn er schlägt mit einem Tennisschläger Gummibälle ins Publikum und der Zufall entscheidet, wer diesen fängt (und vielleicht etwas gewinnt).

Aus den Lesepassagen wird für mich als Autorin auch erkennbar, mit welchen dramaturgischen Mitteln Fitzek arbeitet. Es geht von Anfang an um alles: Das Leben eines Kindes steht auf dem Spiel – die 11-jährige Alma leidet an Leukämie und muss sterben, wenn nicht schnellstens ein passender Knochenmarkspender gefunden wird. Ihre Adoptivmutter Olivia bekniet deshalb die Adoptionsstelle, ihr den Namen der leiblichen Mutter des Mädchens zu verraten, die vielleicht die Rettung sein könnte. Diese verweigert (zunächst) die Auskunft. Denn falls die Identität der Mutter gelüftet werden würde, drohe ihr Todesgefahr.

Fitzek lässt seine Figuren also schon von der ersten Seite an am Abgrund stehen, die Fallhöhe ist hoch und die „stakes“ (was auf dem Spiel steht) ebenso. Zudem läuft den Bedrohten die Zeit davon – sie müssen also schnell ins Handeln kommen und viel dabei wagen.

Übrigens entscheidet an diesem Abend nicht nur der Zufall, sondern auch der Wille des Publikums über das Programm: Denn einige Male stehen zwei Kalendertürchen zur Auswahl, hinter denen sich eine Anekdote verbirgt und die Leute dürfen per Applaus-Barometer abstimmen, welche Geschichte sie hören wollen.

Auch über den Buchmarkt spricht der Autor – so toll die „Buchparty“, die wir an diesem Abend gemeinsam feiern auch ist, die Zahl der Lesenden in Deutschland ist in den letzten Jahren zurückgegangen. Er überlegt, wie er mit seinen Büchern vielleicht neue Zielgruppen erschließen kann. Die jungen Leute? Die Literaturbegeisterten?

Das Publikum darf wählen, ob sie die Passage mit Olivia im Adoptionsbüro noch einmal hören wollen: umgeschrieben in Jugendsprache oder im literarischen Stil. Die Jugendsprache gewinnt. Swag!

Auch die angepassten Buch-Cover mal für junge Leute und mal für Literatur werden auf der Leinwand gezeigt (für letzteres ein gelbes Reclam-Heft mit dem Titel „Die Muse…“).

Übrigen zeigt der Blick ins Publikum, dass die Fitzek-Fans überwiegend zwischen 30 und 50 Jahre alt und Männer und Frauen ungefähr gleich stark vertreten sind.

Das zweite Leitmotiv des Abends sind „urbane Legenden“. Fitzek erzählt einige dieser Legenden (die auch Eingang in seine Geschichten gefunden haben) und man darf sich fragen, ob diese wahr oder erfunden sind.

Eine Legende aus Osteuropa besagt zum Beispiel, dass auf einer bestimmte Telefonnummer (88888888) ein Fluch lastet und dass jede/r, die/der diese Nummer anruft, ein schreckliches Schicksal ereilt hat. Deshalb habe der Telefonanbieter diese Nummer aus Sicherheitsgründen stillgelegt. Doch nach einem Inhaberwechsel sei sie nun wieder verfügbar…

Fitzek schlägt wieder den Gummiball ins Publikum und so wählt der Zufall ein junges Mädchen hinten im Parkett aus (zufälligerweise direkt neben mir, so dass ich die nachfolgenden Szene aus nächste Nähe miterleben kann). Der Autor hält dem Mädchen ein Handy hin und stellt sie vor die Wahl, ob sie es wagt, eben jene verflucht Nummer zu wählen. Das Girl hat die Furchtlosigkeit der Jugend auf ihrer Seite und wählt die Nummer. Auf den Leinwänden erscheint das Display und nach einigen Klingeltönen – im Publikum hält man gespannt die Luft an, was nun (Schreckliches) passieren mag – meldet sich eine Automatenstimme. „Die Nummer ist nicht vergeben“, sagt die Stimme in fremder Sprache. Erleichterung!

Als Preis für ihren Todesmut gewinnt das Mädchen die Möglichkeit, im nächsten Thriller von Fitzek einer Leiche ihren Namen leihen zu dürfen. Außerdem bekommt sie noch ein Jahres-Abo von Audible geschenkt. Ein bisschen Werbung zwischendurch muss wohl sein.

Doch es gibt auch ernste Momente: Fitzek zeigt Bilder aus seiner Kindheit und erzählt von seiner Mutter, die ihn in seinem Wunsch, Autor zu werden, unterstützt und fest an seinen Erfolg geglaubt hat – leider ist sie kurz vor seinem Debüt gestorben und hat den Durchbruch ihres Sohnes nicht mehr miterlebt. Auch nimmt der Autor voller Dankbarkeit Abschied von zwei alten Damen, die seine langjährigen Fans waren (Fotos und Todesanzeige werden auf der Leinwand gezeigt).

Auch hat sich Sebastian Fitzek im Zuge seiner Buchveröffentlichung für die DKMS für die Registrierung als Stammzellspender stark gemacht. Sein Einsatz hat Wirkung gezeigt, denn die DKMS konnte in den letzten Wochen einen spürbaren Anstieg von Menschen verzeichnen, die sich für eine Stammzellenspende haben typisieren lassen – diesen dankt der Autor. Es wird auch ein anrührenden Video gezeigt, in dem zwei Kinder von ihrer lebensrettenden „Blutsbrüderschaft“ berichten. Fitzek fordert auch das Publikum auf, sich als Spender zu registrieren. In diesem Engagement zeigt sich der private Mensch Fitzek, der offenbar das Herz am rechten Fleck hat und seine Popularität für einen guten Zweck einsetzt.

Kurz vor dem Finale kommt dann die Überraschung: Schauspielerin Bettina Zimmermann betritt die Bühne und überreicht dem (scheinbar) nichtsahnenden Fitzek 10 Goldene Schallplatten für seine Hörbücher (jedes Hörbuch hat sich über 100.000 Mal verkauft). Der Autor bedankt sich, wirkt aber nicht sonderlich beeindruckt. Er ist an seinen Erfolg gewöhnt.

Die Show endet mit einem letzten (grausigen) Leseausschnitt, in dem zwei Kinder von ihrer Schulleiterin gefoltert werden und der Vater ihren telefonischen Hilferuf nicht ernst nimmt. Ist manches Grauen so groß, dass es unglaubwürdig ist? Wie jedes Mal wird die Lesung von Bildern (hier von einer verlassenen Schule), Gesang und Lichtarrangement begleitet.

An die Show schließt sich eine 90-minütige exklusive Signierstunde an, für die sich Interessierte anmelden konnten, doch der Zufall wird entscheiden, wer ein Autogramm vom Bestseller-Autor bekommen wird – die Anzahl ist aus verständlichen Gründen limitiert.

Das Geheimnis des Erfolges

Nun komme ich zurück auf meine Ausgangsfrage. Wie schafft es der Autor, so viele Menschen mit seinen Büchern zu erreichen und zu begeistern? Offenbar trifft er den Massengeschmack, gehört zum Mainstream.

Unpolitisch zu sein, ist von Vorteil

Ein Vorteil seiner Bücher ist sicherlich, dass sie nicht politisch sind. Anders als zum Beispiel beim Bestseller-Autor Marc-Uwe Kling (bekannt durch seine Känguru-Geschichte, die Gesellschaftssatire sind), der kürzlich mit seinem ersten Thriller „Views auch auf Nr. 1 der Spiegel-Bestsellerliste landete. Doch er hat prompt einige 1-Sterne-Verrisse (auf diversen Online-Portalen) kassiert von Leuten, die politisch anders denken, als der links orientierte Kling. Wer so politisch wie Kling schreibt, der hat vermutlich direkt sämtliche Erwachsene, die rechtspopulistische oder rechte Volksparteien oder die Liberalen wählen, als Leserschaft und Publikum verloren – also gut die Hälfte aller möglichen.

Erstaunlicherweise schafft es Marc-Uwe Kling trotzdem bei seinen Auftritten ganze Theater (mit bis zu 2000 Plätzen) zu füllen. Kürzlich habe ich ihn in einer ausverkauften Lesung im Admiralspalast erlebt. Bei anderer Gelegenheit in der Alten Oper Frankfurt, wo er sein Publikum nur an einem Tisch mit Wasserglas sitzend in seinen Bann ziehen und begeistern konnte – bei ihm trägt alleine seine Stimme und der Text.

Multimedia-Show statt Fantasie

Fitzek hingegen wartet in der Arena mit aufwendig produzierten Videos, stimmungsvoller Live-Musik und einem atmosphärischen Lichtdesign auf. Als Zuschauerin brauche ich meine Fantasie überhaupt nicht mehr zu bemühen – das Wort alleine genügt nicht, ich bekomme die Bilder und die Emotion gleich mit serviert. Schade eigentlich! Denn für mich besteht die große Faszination beim Lesen darin, dass meine Vorstellungskraft aktiviert wird und ich mir die Figuren und Schauplätze selbst ausmalen kann.

Sich wohlfühlen oder lieber die Angst vor dem Tod besiegen?

Was macht den Reiz des Thrillers aus? Es bedeutet auf jeden Fall einen Ausbruch aus dem Alltag. Doch eine Realitätsflucht findet man auch im Wohlfühlroman. Ist es doch eher der anregenden Nervenkitzel, den die Leute suchen? Den findet man auch in der Geisterbahn auf der Kirmes oder an Halloween.

Oder erfüllt der Thriller (Krimi, Schauerroman) ein noch tiefergehendes Bedürfnis des Menschen: Die Auseinandersetzung mit dem allgegenwärtigen Bösen in der Welt und mit der eigenen Sterblichkeit. Verliert der Tod sein Grauen, wenn wir nur oft genug im sicheren Gedankenraum eines Buches darüber lesen?

Welche Antwort auch zutrifft: Der Grusel befriedigt ein menschliches Bedürfnis und Fitzek liefert den passenden Stoff dazu.

Gemeinschaftsgefühl und ein Hauch von Unsterblichkeit

Solch eine große Menschenmenge in einer Arena entfaltet zudem eine eigene Dynamik. Ich werde als Einzelperson Teil der Gemeinschaft, gehöre dazu. Wenn man sein kleines (Handy-) Licht zusammen mit tausenden anderen erstrahlen lässt, wird man Teil eines fast schon überirdischen Sternenhimmels. Da sind wir beinahe schon bei der Unsterblichkeit angekommen.

Fazit

Ein unterhaltsamer und stimmungsvoller Abend, nicht nur für eingefleischte Thriller-Fans.

Tipp

Wer vertiefte Einblicke über das Schreibhandwerk der beiden Thriller-Autoren Sebastian Fitzek und Marc-Uwe Kling erhalten möchte, dem empfehle ich diesen super interessanten und unterhaltsamen Podcast, in dem sich die beiden über das Schreiben austauschen:

Marc-Uwe Kling trifft Sebastian Fitzek – Schreiben & Schreddern · 28.06.2024 · 100 Minuten

Deine Meinung

Liest du gerne Thriller? Was denkst du, ist das Geheimnis des Erfolgs von Fitzek? Schreibe mir gerne deine Gedanken dazu in die Kommentare.

Bodo Wartke begeistert sein Berliner Publikum im Admiralspalast mit einer fulminanten Premiere seines neuen Programms: „Wunderpunkt“

Berlin, 5. Dezember 2024

„Aberakadabera“ – mit Zungenhexerei und Tiefsinn wartete Wartke wortgewandt und virtuos im seit Monaten ausverkauften Berliner Admiralspalast mit seinem 7. Programm „Wunderpunkt“ auf.

Die Stimmung im Haus surrt vor freudiger Erwartung und Bodo, wie ihn seine treuen Fans vertraulich nennen, wird mit einem enthusiastischen Auftrittsapplaus begrüßt. Der 47-jährige Künstler tritt schwungvoll auf und strahlt in seinem rosa Anzug mit blauem T-Shirt und weißen Sneakern jugendliche Frische aus. Auf der Bühne erwarten ihn ein Piano und ein erleuchtetes Podest, auf dem er einige besondere Tanzeinlagen und musikalische Happen mit seiner Trommelbox und Schütteleiern in den Socken präsentieren wird.

Der Musikkabarettist und Liedermacher beweist erneut seine Vielseitigkeit und ist ein wahrer Allround-Performer, der auf gelungene Weise Wort und Musik über alle Genre-Grenzen hinweg miteinander verbindet: Bodo Wartke zeigt sein Können als Komponist, Pianist, Texter, Sänger, Percussionist, Tänzer und Zungerbrecher-Spezialist. Auch thematisch zeigt Wartke eine große Bandbreite von persönlich bis politisch – er legt den Finger in die Wunden und macht dabei wundern.

Im Foyer des Admiralspalasts Berlin (Foto: privat)

Musikalisch spannt er den Bogen von der klassischen Musik mit der Mondscheinsonate von Beethoven, die er poetisch vertont hat, über den Blues zum Schlager und verbindet diesen sogar mit dem Gangsta-Rap, wie er in seiner satirischen Umdichtung von Helene Fischers „Atemlos“ im typisch Testosteron gesteuerten und Frauen verachtenden Rapper-Sprech höchst amüsant unter Beweis stellt und ein neues Genre erschafft: den (jugendfreien) Gangsta-Schlager. Hierbei spart er vulgäre Worte geschickt aus, doch durch den Reim der vorigen Zeile ergänzt man das Wort selbst im Kopf.

Bei einem gutgelaunten Ausflug in die 1980er Jahre, bei dem das lyrische Ich seiner Freundin ein Mixed-Tape auf Kassette zusammenstellt (die unweigerlich zu Bandsalat wird), stimmt er einige Hits aus diesem Jahrzehnt an und das Publikum singt begeistert mit.

Ganz im Geist der Musikwissenschaft präsentiert er sogar die Zwölftonmusik in einem Gespräch zwischen Gast und Kellner. Das Liebeslied „Beflügelt“ widmet er seinem langjährigen Gefährten, dem Flügel.

Die komplizierte Liebe zwischen Mann und Frau, aus deren Abgründen und Fallgruben sich auch viele Lieder seiner früheren Programme gespeist haben, kommt wieder zum Zug mit dem sinnlich-zärtlichen Erinnern an Momente des Tanzens und der Vereinigung („90 Grad“).

In „Ich bin mit meinen Gefühlen allein“ besingt er den Kummer der unerwiderten Liebe.

Richtig psychologisch wird es in „Die Muster sind mächtig“, in dem sowohl Mann als auch Frau sich in toxische Beziehungen begeben, weil sie diese Muster schon als von Mutter oder Vater nicht richtig geliebtes Kind erlernt und übernommen haben.

Bodo Wartke am Piano (Foto: privat)

Manche Stücke nähren sich aus seiner puren Begeisterung für das Sprachspiel, durch das er dem Alltäglichen etwas Besonderes abgewinnt. So zum Beispiel beim fröhlichen Klagelied auf seinen Drucker, der sich der Arbeit verweigert, herumdruckst und so unter Druck steht, weil er sich in Wirklichkeit als Scanner fühlt. Auch bei der Hommage an seine Friseurin spielt er witzig und überraschend mit den Wörtern rund um das Schneiden von Haaren.

Im nachdenklichen Lied „Denken“ werden alle Variationen des Denkens beleuchtet, vom Vorausdenken bis zum Querdenken.

Die Sprachakrobatik auf die Spitze treibt er jedoch mit seinen Zungenbrechern, die er in letzter Zeit auch sehr erfolgreich auf TikTok darbietet (Bodo ist immer am Zahn der Zeit): Hier denkt und dichtet er bekannte Zungenbrecher weiter: Warum ist das Blaukraut der natürliche Feind des Brautkleids? Was passiert eigentlich, nachdem Fischers Fritz den frischen Fisch gefischt hat? Was hält der Nachbar vom dicken Dachdecker, der das Dach deckt?

Die größte spontane Begeisterung erntet Bodo für seinen Zungenbrecher zum „Reismilchmilchreis“. Natürlich darf die virale Social-Media-Sensation „Barbaras Rhabarberbar“, in der Barbaren auf Barbiere stoßen, nicht fehlen und er tanzt dazu die originelle Choreographie, die abertausendfach auf TikTok weltweit nachgetanzt wurde.

Doch auch besonderen Kleinoden der deutschen Sprache widmet er sich und spendiert dem längsten Wort im Duden ein eigenes Lied: Dem Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz. Hier lernt er sogar das Publikum an, erstaunlicherweise ist es ein echter Mitsing-Song.

Die Beziehungen zwischen Mann und Frau nimmt Wartke jedoch auch in gesellschaftlicher Hinsicht unter die Lupe, wenn er sich auf die Seite des Feminismus stellt und das Patriarchat und insbesondere Männer mit ihrer toxischen Männlichkeit aufs Korn nimmt.

In „Mansplaining“ – darin ist Mann „immens im Training“ – wird der penetrante Belehrer humorvoll vorgeführt.

Auch die Jahrtausende alten Religionen sind nach Bodo Wartke im Beta-Stadium steckengeblieben und leiden unter einigen Sicherheitslücken. Hier sieht er dringenden Bedarf für ein System-Update, er schlägt zum Beispiel eine Fegefeuer-Wall vor und legt in seinem Lied einen ganze Liste von Ergänzungen der Heiligen Schriften vor, die das friedliche Zusammenleben aller Menschen wesentlich verbessern würden.

Die Politik(er) und der Neoliberalismus bekommen auch ihr Fett weg in der treffsicheren Ummünzung des Sommerhits „Wildberry Lillet“ von Nina Chuba auf die FDP: „Eure Armut kotzt mich an… ich bin bei der FDP, wo Superreiche ihre Privilegien enthemmt und moralfrei auf den Schultern der unteren Schichten und zu Lasten des Klimas ausleben.

Die Verletzbarkeit der Demokratie und die Dummheit der Neofaschisten zeigt er mit in seiner DystopieEs wird Zeit“ auf, in der diese für eine Autokratie demonstrieren. Ein Autokrat kommt an die Macht und greift endlich hart durch. Was die Demokratie-Verächter nun doch ins Zweifeln bringt. Vielleicht war die Demokratie gar nicht so übel? Für ihre Wiederherstellung gehen sie nun demonstrieren. Dumm nur, dass dem Autokraten das gar nicht gefällt und er die Demonstranten kurzerhand erschießen lässt.

Dem setzt Bodo Wartke in seinem letzten Lied eine Utopie gegenüber: In „Überwunden“ wird alles wahr, wofür er in seinem Programm plädiert: Liebe, Toleranz, Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern und ein verantwortungsvoller Umgang mit unserem Planeten.

Die Bühnenshow wird von einem stimmigen Lichtkonzept mit Ballon-Laternen und farbigen Scheinwerfern begleitet.

Stimmungsvolles Lichtkonzept auf der Bühne (Foto: privat)

Am Ende des fulminanten Abends wird Bodo Wartke mit Standing Ovations belohnt und gibt noch zwei Zugaben, darunter ein Schlaflied „Ins Bett“ (auf „Bad“ von Michael Jackson).

Admiralspalast Berlin – ausverkauftes Haus (Foto: privat)

Jonas Kaufmann verführt und lässt sich verführen – umjubelte Puccini-Gala in Bremen

Die Glocke – Das Bremer Konzerthaus, 6. November 2024

Die Klassikwelt feiert 2024 den Meister der vertonten Leidenschaft: Giacomo Puccini, der in diesem Jahr vor 100 Jahren starb. Kein Wunder also, dass Startenor Jonas Kaufmann zum Jubiläum eine musikalische Hommage an den genialen Komponisten in Form eines Duett-Albums herausgebracht hat. In „Puccini: Love Affairs“ besingt der Tenor zusammen mit sechs namhaften Sopranistinnen alle Höhen und Tiefen der Beziehung zwischen Mann und Frau. In seiner Herbsttournee „Viva Puccini!“ mit 10 Stationen im deutschsprachigen Raum und in Paris darf man sich auch live vom Gefühlsrausch umfangen lassen.

Startenor Jonas Kaufmann. Foto © Gregor Hohenberg / Sony Music

Am heutigen Abend gastiert der weltberühmte Tenor zusammen mit der italienischen Sopranistin Valeria Sepe im Bremer Konzerthaus „Die Glocke“, es ist die 9. Station auf der Puccini-Tournee, die ein wahrer Triumph ist, in allen Städten sind die Säle ausverkauft, so auch hier.

Jonas Kaufmann beginnt den Abend mit Auszügen aus „Tosca“. Die Rolle des idealistischen Malers Mario Cavaradossi, der mit seiner Geliebten Tosca, einer eifersüchtigen Gesangsdiva, in die Fänge des sadistischen Polzeichefs Scarpia gerät, gehört zu den absoluten Lieblingsrollen des Tenorissimo, die er in seiner langen Karriere mit Abstand am häufigsten verkörpert hat. In der Auftrittsarie „Recondita armonia“ lässt Kaufmann seine goldene Stimme warm strömen und zeigt, dass er die italienische Legato-Kultur bestens beherrscht. Wie ein Maler mit seiner Palette bringt er verschiedene Stimmfarben zum Einsatz. Auch die Höhen sind kraftvoll, wobei Kaufmann diese sogar sanft an- und abschwellen lassen kann – ein stimmtechnisches Meisterstück, das nicht viele Tenöre beherrschen.

Jonas Kaufmann und Valeria Sepe interpretieren ein Duett aus „Tosca“. Foto von Patric Leo.

Im nachfolgenden Liebesduett zwischen Mario und Tosca bietet Puccini eine große emotionale Bandbreite aus Koketterie, Verführung und Eifersucht, die der Spielfreude der Interpreten viel Raum lässt. Zwischen Tenor und Sopran spürt man in der Interaktion große kollegiale Vertrautheit, die im Laufe der Tournee gewachsen ist. Durch ihr intensives Zusammenspiel mit ausdrucksstarker Mimik und Gestik wird die Szene lebendig und man kann ganz eintauchen in die Situation. Valeria Sepe gibt eine temperamentvolle Tosca, eine Diva, die ihren Mario spielend um den kleinen Finger wickelt.

Die Sopranistin hat eine kraftvolle Stimme, die mir stellenweise ein bisschen scharf ins Ohr dringt. Vergleichsweise klingt Maria Agresta (die ich auf dieser Tournee in Frankfurt gehört habe, sie hat Kaufmann bei 4 Terminen begleitet) weicher und lieblicher. Sepe versteht es bestens, ihre weiblichen Reize in ihrer Rollendarstellung auszuspielen. In ihrem lachsfarbenen Kleid sieht die junge Italienerin bildschön aus. Auch der 55-jährige Kaufmann gibt in festlichem Frack und mit seinen graumelierten Locken ebenfalls eine attraktive Erscheinung ab.

Die berühmte Arie „Vissi d’arte“ interpretiert Valeria Sepe mit einem feurigen Aufbegehren gegen die Ungerechtigkeit Gottes und ihres Schicksals. Mir persönlich fehlt in diesem Gebet ein bisschen die Innerlichkeit.

Foto von Patric Leo

Im Vorspiel vom 3. Akt von Tosca erweist sich die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Jochen Rieder als niveauvoller Klangkörper. Dirigent Rieder begleitet Kaufmann seit vielen Jahren auf seinen Tourneen und die beiden sind ein eingespieltes Team. Im Instrumentalen zeigt sich die besondere atmosphärische Kraft von Puccinis Komposition: Durch das Glockengeläut fühlt man sich auf das Dach der Engelsburg in Rom versetzt, sieht die Sonne aufgehen und die melancholischen Klänge von Cello und Klarinette künden vom nahenden Tod für Mario und Tosca.

Ein erstes inniges Highlight gelingt dem Tenor in seiner intensiven Interpretation der Arie, „E lucevan le stelle“, in der Cavaradossi in sehnsuchtsvoller Erinnerung schwelgend Abschied vom Leben nehmen muss. Das Publikum belohnt Kaufmann mit einem begeisterten Applaus.

Foto von Patric Leo

Als nächstes taucht man ein in die Welt des Poeten Rodolfo und der Näherin Mimì aus „La Bohème“, bei deren Kennenlernen aus einem Kerzenlicht bald ein Feuer der Leidenschaft entbrennt. Hier trumpft Kaufmann im Schlusston des Liebesduetts „O soave fanciulla“ mit einem Spitzenton am Ende aus dem Off auf, bei dem man staunt, dass der Tenor sich trotz des fordernden Programms nicht zu schonen scheint.

Nach der Pause blühen und glühen beide Sänger voll auf im leidenschaftlichen Duett der Hochzeitsnacht aus „Madama Butterfly“. Die Sopranistin trägt nun ein schwarzes Kleid und hat sich die breiten Bänder ihrer rückseitigen Schleife über die Arme und Hände gehängt, die sie wie eine Geisha in einem traditionellen Kimono hält. Sie schlüpft auch gesanglich ganz in die Haut der unschuldigen Cio-Cio-San, die mit zarten Tönen in ihrem frisch vermählten Ehemann Pinkerton heißes Begehren auflodern lässt. Wenn sie die Stoffbänder schüchtern von ihren Armen streift und damit ein Entkleiden der Braut andeutet, reagiert ihr Tenor-Partner mimisch und vokal mit drängender Leidenschaft („vieni…vieni“). Das Duett schaukelt sich ekstatisch hoch bis zum Höhepunkt, in dem Puccini die Liebe als geradezu orgastisches Feuerwerk in Musik verwandelt hat. Die wunderbaren Stimmen von Kaufmann und Sepe erstrahlen mit voller Leuchtkraft und auch das Bremer Publikum ist von der Hitze der Gefühle entflammt und applaudiert begeistert.

Einen weiteren furiosen Höhepunkt bieten Tenor und Sopran im Duett „Tu, tu, amore? Tu?“ aus „Manon Lescaut“, in dem die Stimmung aufgeladen ist von Begehren und zorniger Eifersucht. Dieses Duett ist eine gesangliche Tour-de-Force, bei der Kaufmanns Stimme ein klein wenig ermüdet klingt, wenn er hier ständig „Vollgas“ geben muss.

In der ersten Zugabe lässt der Tenor in „Ch’ella mi creda“ (aus „La fanciulla del West“) seine Stimme wieder im weichen Nougatschmelz erklingen, der zu einem sanften Verführer passt, und schafft am Ende helle Glanzpunkte, bei denen er wieder ganz frisch klingt.

Herzerweichend und lyrisch zart singt Valeria Sepe das liebevolle Flehen von Liù „Signore, ascolta“ (aus „Turandot“), was von Kaufmann als Calaf eine ebenso zartfühlende Antwort im tröstlichen „Non piangere, Liù“ erfährt. Sodann begeistert Sepe mit einer schönen Interpretation von „O mio babbino caro“ (aus „Gianni Schicchi“).

Nach anhaltendem Jubel mit Standing Ovations, Bravo-Rufen und Fußgetrappel beschenkt der Tenor das Publikum mit der Parade-Arie „Nessun dorma“ (aus „Turandot“), ohne die eine Puccini-Gala nicht komplett wäre. Auch wenn der finale hohe Ton („Vincerò!“) zu Beginn nicht ganz anspringt und Kaufmann ein bisschen nachdrücken muss, um den Ton in kraftvolle Höhen zu bringen, verfehlt er nicht seine Wirkung – frenetischer Jubel brandet auf!

Foto von Patric Leo

Das Bremer Publikum ist derartig begeistert, dass sich Kaufmann sogar zu einer 6. Zugabe überreden lässt (was auf dieser Tournee nur ganz selten vorkam). Wenn er gelöst in den Zuschauerraum strahlt und mit einem spielerischen Gestus die weiße Fliege seines Fracks aufbindet, dann springt dieser besondere Kaufmann-Charme über, der seit Jahren die Herzen seiner weiblichen Fans höherschlagen lässt. „Non di scordar di me“ (von De Curtis) ist der zartschmelzende musikalische Abschiedsgruß des Tenorissimo, der alle Wünsche erfüllt, die man an einen Künstler haben kann.

Ja, es war wirklich ein Abend, den man nicht vergisst – ein Feuerwerk aus Gefühlen, wie es nur Puccini zu entzünden vermag, transportiert von zwei traumhaften Stimmen auf höchstem Niveau.

Konzerthaus „Die Glocke“ im Herzen von Bremen. Foto privat.

Die nächsten Auftritte von Jonas Kaufmann finden Sie im Kalender seiner Homepage.

Jonas Kaufmann. Foto © Gregor Hohenberg / Sony Music

Titelbild: © Patric Leo

Jonas Kaufmann und Maria Agresta lassen die Leidenschaft hell aufglühen in der Puccini-Gala in der Alten Oper Frankfurt

Alte Oper Frankfurt, 22. Oktober 2024: Jonas Kaufmann – Viva Puccini!

Das Klassik-Jahr 2024 steht ganz im Zeichen von Giacomo Puccini, der mit seinen leidenschaftlichen Kompositionen wie kein anderer im ausgehenden 19. Jahrhundert die neue Ära des italienischen „Verismo“ geprägt hat. In Puccinis Opern stehen nicht mehr Adelige im Zentrum der Geschichte, sondern die Menschen von nebenan: Studenten, Künstler, Grisetten. In ihren Sehnsüchten und Gefühlsstürmen aus Liebe und Eifersucht offenbart sich das „wahre Leben“, ungeschminkt und mit großer Intensität. Die betörende Sogwirkung von Puccinis Musik fasziniert auch 100 Jahre nach seinem Tod und seine drei berühmtesten Opern „La Bohème“ (1896), „Tosca“ (1900) und „Madama Butterfly“ (1904) gehören fest ins Repertoire eines jeden Opernhauses.

Jonas Kaufmann © Gregor Hohenberg / Sony Music

Kein Wunder also, dass Startenor Jonas Kaufmann zum Jubiläum eine musikalische Hommage an den genialen Komponisten in Form eines Duett-Albums herausgebracht hat. In „Puccini: Love Affairs“ besingt der Tenor zusammen mit sechs namhaften Sopranistinnen alle Höhen und Tiefen der Beziehung zwischen Mann und Frau. In seiner Herbsttournee mit 10 Stationen im deutschsprachigen Raum und in Paris darf man sich also live vom Gefühlsrausch emportragen lassen. Kaufmann wird hierbei abwechselnd von den italienischen Sopranistinnen Maria Agresta (die auf seiner CD als Madama Butterfly zu hören ist) und Valeria Sepe begleitet. Nachdem der Tenor das erste Konzert in Paris wegen seiner erneuten Corona-Infektion verschieben musste, ist der Startschuss am 13. Oktober in Wien fulminant geglückt und die Alte Oper Frankfurt ist nun die 4. Station auf der ambitionierten Tournee.

Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Jochen Rieder in der Alten Oper Frankfurt © Andreas Etter / Pro Arte Frankfurt

Wie in allen Städten zuvor ist auch in Frankfurt der Konzertsaal ausverkauft und das Publikum erwartet voller Spannung, ob der preisgekrönte Sänger, Medienliebling und Frauenschwarm seinem Ruf als „begehrtester Tenor der Welt“ gerecht werden kann.

Jonas Kaufmann beginnt den Abend mit Auszügen aus „Tosca“. Die Rolle des idealistischen Malers Mario Cavaradossi, der mit seiner Geliebten Tosca, einer eifersüchtigen Gesangsdiva, in die Fänge des sadistischen Polzeichefs Scarpia gerät, gehört zu den absoluten Lieblingsrollen des Tenorissimo, die er in seiner langen Karriere mit Abstand am häufigsten verkörpert hat. Die Partie liegt ihm bestens in der Kehle und in seiner Auftrittsarie „Recondita armonia“ kann er seine Stimme in der goldenen Mittellage warm strömen und auch die Höhen kraftvoll anschwellen lassen.

Im nachfolgenden Liebesduett zwischen Mario und Tosca bietet Puccini eine große emotionale Palette aus Koketterie, Verführung und Eifersucht, die der Spielfreude der Interpreten viel Raum lässt. Kaufmann gibt den Maler vielleicht ein bisschen zu routiniert, wohingegen seine Partnerin Maria Agresta die Diva mit viel stimmlicher Präsenz darbietet und zudem in ihrem marineblauen Kleid auch optisch ein Hingucker ist. Kaufmann in festlichem Frack und mit seinen graumelierten Locken gibt ebenfalls eine attraktive Erscheinung ab.

Jonas Kaufmann und Maria Agresta © Andreas Etter / Pro Arte Frankfurt

Zwischen Tenor und Sopran spürt man in der Interaktion kollegiale Vertrautheit – die beiden haben bereits im Jahr 2017 bei Kaufmanns grandiosem Debüt als Otello am Royal Opera House in London gemeinsam auf der Bühne gestanden, Agresta war seinerzeit seine Desdemona.

Ein erstes Highlight gelingt Kaufmann in seiner intensiven Interpretation der Arie, „E lucevan le stelle“, in der Cavaradossi in sehnsuchtsvoller Erinnerung schwelgend Abschied vom Leben nehmen muss. Hier bringt er seine italienische Legatokultur beim Singen bestens zum Einsatz und besonders die leisen Töne berühren mit ihrer Innerlichkeit. Im Vorspiel sorgt die Solo-Klarinette für Melancholie und die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Jochen Rieder erweist sich als niveauvoller Klangkörper. Rieder begleitet Kaufmann seit vielen Jahren auf seinen Tourneen und die beiden sind ein eingespieltes Team.

Als nächstes taucht man ein in die Welt des Poeten Rodolfo und der Näherin Mimì aus „La Bohème“, bei deren Kennenlernen aus einem Kerzenlicht bald ein Feuer der Leidenschaft entbrennt. Hier trumpft Kaufmann im Schlusston des Liebesduetts „O soave fanciulla“ mit einem Spitzenton am Ende aus dem Off auf, bei dem man staunt, dass der Tenor sich trotz des fordernden Programms nicht zu schonen scheint. Das Publikum applaudiert freundlich, aber so richtig scheint der Funke noch nicht übergesprungen zu sein.

Maria Agresta © Andreas Etter / Pro Arte Frankfurt

Nach der Pause blüht Maria Agresta im leidenschaftlichen Duett der Hochzeitsnacht aus Madama Butterfly“ zwischen der unschuldigen Geisha Cio-Cio-San und dem rücksichtslosen Seemann Pinkerton förmlich auf. Hier überflügelt die Sopranistin mit ihrer vor Gefühl flirrenden Interpretation sogar ihren Partner. Kaufmann gelingt es jedoch, diese Figur, die er auf der Bühne nie dargestellt hat, weil sie ihm zu unsympathisch ist (wie der Tenor in Interviews bekennt), mit drängender Leidenschaft („vieni…vieni“) auszustatten, die schon die Zerstörung der zarten Flügel des Schmetterlings erahnen lässt. Jetzt wird auch das Publikum von der Hitze der Gefühle entflammt und zeigt sich begeistert.

Einen furiosen Höhepunkt bieten Kaufmann und Agresta im Duett „Tu, tu, amore? Tu?“ aus Manon Lescaut“, in dem die Stimmung aufgeladen ist von Begehren und zorniger Eifersucht, die Kaufmann kernig und leidenschaftlich darbietet, und von der Sopranistin mit selbstbewusster Weiblichkeit befeuert wird.

Begeisterung im Saal und auf der Bühne © Andreas Etter / Pro Arte Frankfurt

In der ersten Zugabe lässt der Tenor in „Ch’ella mi creda“ (aus La fanciulla del West) seine Stimme wieder im weichen Nougatschmelz erklingen, der zu einem sanften Verführer passt.

© Andreas Etter / Pro Arte Frankfurt

Herzerweichend und lyrisch zart singt Maria Agresta das liebevolle Flehen von Liù „Signore, ascolta“ (aus „Turandot“), was von Kaufmann als Calaf eine ebenso zartfühlende Antwort im tröstlichen „Non piangere, Liù“ erfährt.

© Andreas Etter / Pro Arte Frankfurt
© Andreas Etter / Pro Arte Frankfurt

Den Abend beschließt der Tenor mit der obligatorischen Parade-Arie „Nessun dorma“ (aus „Turandot“), die nun auch den letzten im Publikum vom Sitz reißt und mit einer Standing Ovation belohnt wird, auch wenn der finale hohe Ton („Vincerò!“) von der gesanglichen Tour de Force des Abends geschwächt klingt und wohl auch wegen des gerade überstandenen Infekts (zwischendurch musste der Tenor einige Male husten) nicht so kraftvoll und schillernd gelingt, wie man es eigentlich von Jonas Kaufmann gewohnt ist. Aber live ist live und am Ende strahlt der Tenor erleichtert und offensichtlich froh, dass die Musik von Puccini zielsicher ins Herz der Menschen getroffen und die Zuhörenden bewegt hat.

Jonas Kaufmann, Maria Agresta und Jochen Rieder freuen sich über Standing Ovations des Frankfurter Publikums. © Andreas Etter / Pro Arte Frankfurt

Ein Konzert mit einem Feuerwerk aus Gefühlen, wie es nur Puccini zu entzünden vermag, transportiert von zwei wunderbaren Stimmen auf höchstem Niveau.

Die nächsten 6 Stationen der Puccini-Tournee von Jonas Kaufmann finden Sie im Kalender seiner Homepage.

Neuerscheinung meines Hörbuchs: Das kleine Kräutercafé – Herzkirschen

Ich habe gute Nachrichten für euch: Endlich gibt es „Das kleine Kräutercafé – Herzkirschen“ auch als Hörbuch!

Für die Vertonung von Band 1 meiner romantischen „Alles grün“-Reihe konnte ich die sympathische Sprecherin Christiane Frankenstein gewinnen.

Mein Hörbuch „Das kleine Kräutercafé – Herzkirschen“ ist ab sofort in allen gängigen Online-Shops verfügbar. Eine Hörprobe steht auch für dich bereit: LINK.

Das kleine Kräutercafé – Herzkirschen von Lilli Meinhardis (Hörbuch gelesen von Christiane Frankenstein)

Du kannst das Hörbuch sogar gratis im Probeabo anhören – zum Beispiel bei BookBeat. Oder bei Spotify.

Das Hörbuch ist z.B. erhältlich bei Thalia zum Download oder im Abo.

Schau auch gerne bei unserem Hörbuchverlag Piet Henry Records vorbei. Dort findest du zum Beispiel mein Autorinnen-Porträt: Lilli Meinhardis.

Lilli Meinhardis freut sich über den Release des Hörbuchs „Das kleine Kräutercafé – Herzkirschen“ (September 2024). Foto: privat

KLAPPENTEXT

Das kleine Kräutercafé – Herzkirschen

Eine leichte und witzig-spritzige Sommerkomödie voller Romantik und Genuss

»So gegensätzlich Isa und Natália auch waren, so einträchtig waren sie in ihrem Geschmack: Grün musste es schmecken. Ob ein Kraut oder ein Gemüse – jede Speise wurde erst durch das gewisse Grün zu einem besonderen Gaumenerlebnis.«

Natália hat sich inmitten der Wolkenkratzer der Bankenmetropole am Main eine Oase geschaffen: Auf ihrem Dachgarten baut sie aromatische Kräuter für ihr aufstrebendes Café »Alles grün« an. Die Blondine hat allerdings auch ein Talent dafür, in Fettnäpfchen zu treten: In ihrem Nebenjob in einer Bank fährt sie zuerst mit ihrem Putzwagen über die polierten Schuhe des charmanten Bankers Marco, der ganz verzückt von ihrem Temperament ist. Kurz darauf wird sie beim heimlichen Umkleiden im Büro vom zugeknöpften Robert erwischt. Der ist hingerissen von der geheimnisvollen Unbekannten und hält sie irrtümlich für eine neue Kollegin. Als dann ein plötzlicher Stromausfall ganz Frankfurt in Dunkelheit taucht, ist das Verwirrspiel der Verliebten perfekt.

Lilli Meinhardis freut sich über ihr neues Hörbuch: Das kleine Kräutercafé – Herzkirschen. Foto: privat (2024)

Unboxing:

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Mit Jonas Kaufmann weht ein Hauch von Hollywood durch den Kurpark Wiesbaden – ein kontrastreiches Konzert mit Melodien aus berühmten Filmen

Wiesbaden, 18. Juli 2024

Am Donnerstagabend beginnt die Open-Air-Konzertreihe des Rheingau Musik Festivals im Wiesbadener Kurpark direkt mit einem Höhepunkt: Startenor Jonas Kaufmann bietet passend zum diesjährigen Themenschwerpunkt Hollywood eine musikalische Reise durch einige der schönsten Melodien aus 100 Jahren Filmgeschichte – von leiser Melancholie eines Ennio Morricone bis zu Blockbuster-Dramatik aus „Gladiator“.

Jonas Kaufmann, Salzburg, Sony Classical

Auf seinem neusten Album „The Sound of Movies“ hat der vielseitige Tenor sein Repertoire um eine weitere Facette erweitert und präsentiert diese beliebten Film-Ohrwürmer nun live vor Publikum.

Jonas Kaufmann bekennt sich als echter Kinofan, der in den vielen Jahren seiner Karriere oft in den Metropolen dieser Welt – sei es in London, Paris oder New York – fern von der Familie allein in seinem Hotelzimmer saß und sich zwischen den Auftritten die Zeit vertreiben musste – dann habe es ihn stets in die Lichtspielhäuser gezogen.

Man braucht viele Stimmen für dieses Repertoire“, sagt Jonas Kaufmann heute zu seinem sängerischen Ausflug in die Filmmusik.

Dass der Startenor ein wahres Stimm-Chamäleon ist, stellt er an diesem Abend eindrucksvoll unter Beweis.

Foto: Ansgar Klostermann / Rheingau Musik Festival

Bei abendlichem Sonnenschein sind die Reihen vor der Konzertmuschel im Kurpark voll besetzt und die Vorfreude ist groß. Einen mitreißenden Einstieg liefert die Deutsche Radio Philharmonie unter der Leitung von Jochen Rieder mit der geradezu ikonischen Fanfare der 20th Century Fox, bei der sich vor dem geistigen Augen der Vorhang vor der großen Kinoleinwand öffnet. Schwungvoll weiter geht es instrumental mit dem Marsch aus „Superman“.

Dann betritt Jonas Kaufmann die Bühne. Der 55-Jährige bringt in seinem dunkelblauen Dreiteiler mit Fliege die Eleganz eines Cary Grant mit. Der Tenor singt den Blues-Titel „What a Wonderful World“ (aus „Good Morning Vietnam“) schwelgerisch mit einem Hauch von Melancholie, wobei er seine Stimme sanft und schmeichlerisch einsetzt – ganz Stilecht in der Tradition des „Crooning“ eines Bing Crosby oder Frank Sinatra.

Foto: Ansgar Klostermann / Rheingau Musik Festival

Doch anders als so manche Filmidole des Goldenen Hollywoods aus der Mitte des 20. Jahrhunderts hat der sympathische Tenor keinerlei Star-Allüren, sondern begrüßt sein Publikum charmant und freut sich über das schöne Sommerwetter und dass er – anders als im nächsten Song – nicht im Regen singen muss. Mit spielerischer Leichtigkeit swingt er sodann das bekannte „Singing in the Rain“ (aus dem gleichnamigen Musical mit Gene Kelly) und hat am Ende ein gutgelauntes Pfeifen auf den Lippen.

Ganz innig wird es dann mit „Moon River“ aus „Breakfast at Tiffany“. Nur in Begleitung einer Gitarre setzt Kaufmann seine Stimme ein wenig rauchig ein und gibt der Melancholie viel Raum, wobei er an die Zerbrechlichkeit der Original-Interpretation von Audrey Hepburn nicht ganz herankommt.

Foto: Ansgar Klostermann / Rheingau Musik Festival

Im nächsten Instrumentalstück aus „La Strada“ von Nino Rota dreht das Orchester auf und präsentiert einen jazzigen Big Band Sound.

Das erste emotionale Highlight des Abends bietet Kaufmann mit seiner leidenschaftlichen Interpretation von „Maria“ aus „West Side Story“ (von Leonard Bernstein). Hier ist der Sänger ganz in seinem Element, kann seine Tenorstimme voll zum Klingen bringen und zeigt seine Stärke als Interpret: Wie viel Sehnsucht und Farbvielfalt Kaufmann in den sich vielfach wiederholenden Namen der Angebeteten legen kann, lässt einen staunend seufzen. Als das letzte Wort „Maria“ verklungen ist, brandet begeisterter Applaus auf.

Foto: Ansgar Klostermann / Rheingau Musik Festival

Romantisch und mit viel Schmelz gesungen ist „She Was Beautiful“ (aus „The Deer Hunter“), wobei auch hier die Gitarrenbegleitung die Stimmung bestens untermalt.

Instrumental geht es romantisch weiter mit „Scene d’amour“ aus „Vertigo“, wobei sich hier auch die quakenden Enten und die zwitschernden Vögel aus den umstehenden Bäumen in den Orchesterklang miteinbringen – was den besonderen Charme eines Konzerts unter freiem Himmel ausmacht.

Jochen Rieder erweist sich als zuverlässiger Dirigent, unter dessen Stab die Deutsche Radio Philharmonie ihre Vielseitigkeit bestens zeigen kann.

Foto: Ansgar Klostermann / Rheingau Musik Festival

Nun verlassen wir Hollywood und tauchen in das europäische Kino ein. In „Se“ aus „Cinema Paradiso“ beweist der Tenor seine große Musikalität und Stimmbeherrschung in vielen Registerwechseln und atonalen Tönen. Doch Jonas Kaufmann meistert diesen Sprung in ein anderes musikalisches Genre spielend und scheint sich besonders im italienischen Flair und in dieser Sprache besonders wohl zu fühlen.

Im nächsten Stück ist wieder ein komplett anderer Sound zu hören: Im Walzer „The Loveliest Night of the Year“ aus „The Great Caruso“ ist ein Gesangsstil aus der Operette gefragt, den Kaufmann auch mühelos beherrscht und seine Tenorstimme mit mehr Klangfülle einsetzt – neben der Seide blitzt nun auch der Stimmstahl auf.

Nach der Pause lässt das Orchester die opulente Erkennungsmelodie aus „Gone with the Windaufwogen und man spürt die große Dramatik dieses Klassikers aus dem Jahr 1939. Das Stück stammt aus der Feder des Wiener Komponisten Max Steiner, der als „Vater der Filmmusik“ gilt (u.a. King Kong 1933, Casablanca 1940) und den symphonischen Klang der Spätromantik aus Europa nach Amerika brachte.

Um den Verlust der großen Liebe geht aus auch im nächsten Stück aus „Love Story“. „Where do I begin“ interpretiert Kaufmann fast wie eine Opernarie.

Einen absoluten Kontrast bieten die lateinamerikanischen Klänge – stimmungsvoll begleitet von einem Akkordeon – des berühmten Tangos „Por una Cabeza“ aus „Scent of a Woman“ (und in einigen weiteren Filmen erklungen wie „Schindlers Liste“ und „True Lies“ ). Auch hier gelingt es Kaufmann mühelos, in die Haut eines hitzköpfigen Lebemannes zu schlüpfen, der im Spiel sein Glück sucht und gerne den Verführungen der Frauen erliegt. Auch die spanische Sprache rollt dem Sänger leicht über die Zunge.

Einen emotionalen Salto-Rückwärts gibt es dann im nächsten Lied, das von Schwermut getragen wird. In „E più ti penso“ aus „Once Upon a Time in America“ vom Meister der italienischen Filmmusik, Ennio Morricone, gelingt es Kaufmann, eine tief traurige Stimmung zu erzeugen, die sich auch in seiner Mimik zeigt. Der Tenor schafft eine dichte Dramatik, die an seine intensiven Darbietungen des Otello auf der Opernbühne erinnert. Wenn er einen Ton kraftvoll herausschmettert und dann leise abschwellen lässt, dann ist es keine bloße Demonstration seiner einzigartigen Stimmfähigkeiten, sondern steht ganz im Dienst seiner gefühlsintensiven Interpretation.

Mit „Nella fantasia“ aus „The Mission“ bleibt es italienisch und mit „Nelle tue mani“ aus „Gladiator“ (von Hans Zimmer) bieten Tenor und Orchester einen mitreißenden Höhepunkt, der die Zuschauenden von ihren Sitzen reißt. Man hat den Eindruck, dass Kaufmann in diesen italienischen Stücken sowohl in der Sprache als auch im opernhaften Stil ganz zuhause ist, während er im amerikanischen Swing und Musical eher als kundiger Tourist unterwegs ist.

Foto: Ansgar Klostermann / Rheingau Musik Festival

Der offizielle Teil des Programms ist beendet und das Publikum zeigt in Standing Ovations seine Begeisterung. Der Tenor ist sichtlich gelöst und gibt gutgelaunt und großzügig sechs Zugaben.

Bei „Ich küsse Ihr Hand, Madame“ zeigt Kaufmann seinen Charme und seine Spielfreude. Man spürt, wie heimisch der Wahl-Salzburger auch in der Wiener Operette ist, musikalisch und von der Mentalität her.

Nach „Strangers In the night“ singt er „Edelweiss“ (aus „The Sound of Music) nur von der Gitarre begleitet, erstaunlich kitschfrei, eher wie ein liebevolles Schlaflied für seinen 5-jährigen jüngsten Sohn Valentin, der vielleicht mit seiner Mutter und den Großeltern aus Wiesbaden auch im Publikum sitzt.

Ein ergreifendes Highlight ist „A rose has bloomed“ (aus „Romeo und Juliet“ von Franco Zeffirelli), samtig weich gesungen, in dem der Rausch der ersten Liebe bereits mit der Melancholie des nahenden Verblühens und dem unvermeidlichen Tod des Paares anreichert ist.

In „Dreams are my reality“ (aus „La Boum“) darf man in Teeny-Party-Stimmung schwelgen.

Auf einer hoffnungsvollen und erhebenden Note endet das Konzert mit „You’ll never walk alone“ (aus „Carousel“).

Jonas Kaufmann hat in diesem wundervollen Konzert eine beeindruckende stimmliche und stilistische Bandbreite gezeigt und bewiesen, warum er als der beste Tenor der Welt gehandelt wird – auf jeden Fall ist er der Vielseitigste.

Wer mehr Musik aus Hollywood genießen möchte, der wird im Programm des Rheingau Musik Festivals der nächsten Tage noch fündig.

Ulrike Arabella Meran (Foto: privat)

Jonas Kaufmann kehrt im Herbst 2024 mit seinem „Viva Puccini!“-Programm in die Region zurück und ist u.a. im Mannheimer Rosengarten (am 17.10.2024) und in der Alten Oper Frankfurt (am 22.10.2024) zu erleben.

Über die Autorin:

Ulrike Arabella Meran lebt in Berlin, wo sie ihrer Berufung als Autorin und Schreiblehrerin folgt. Im Jahr 2020 hat sie ihren Masterabschluss im Studiengang »Biografisches und Kreatives Schreiben« an der Alice Salomon Hochschule Berlin erworben. Die gebürtige Kölnerin hat sich bereits in jungen Jahren für Literatur begeistert, ebenso wie für die klassische Musik. Sie hat einige Jahre als Posaunistin im Schulorchester und in einer Big Band gespielt. Seit rund 25 Jahren geht sie leidenschaftlich gerne in die Oper. So ist es kein Wunder, dass sie in ihrem neusten historischen Roman „Im Takt ihrer Träume (im Oktober 2023 im Verlag Tinte & Feder erschienen) eine junge Dirigentin an der Wiener Oper in den 1920er Jahren zur Hauptfigur gemacht hat, die sich dort als einzige Frau in der Männerwelt behaupten muss.

Filmmusik kommt in dieser Geschichte übrigens auch vor, wenn Dirigentin Johanna mit ihren Freundinnen ins Stummfilmkino geht – wie damals üblich mit live Orchester-Begleitung.

Ulrike Arabella Meran (Foto: privat)

Titelbild: Ansgar Klostermann / Rheingau Musik Festival

Mit dem Boléro versetzen die Berliner Philharmoniker das Publikum in Ekstase. Mitreißend dirigiert von Kirill Petrenko ist das Saisonabschlusskonzert in der Waldbühne in seinem 40. Jubiläumsjahr das Klassik-Highlight der Sommers

Wie jeden Sommer seit 40 Jahren strömen die Berlinerinnen und Berliner zu Scharen in die Waldbühne, um ihr liebstes Orchester zu hören und sich von der einzigartigen Atmosphäre dieses Amphitheaters unter freiem Himmel berauschen zu lassen.

Auch ich wandere an diesem milden Sommerabend im Menschenstrom von der S-Bahnstation zur Waldbühne. Der Himmel zieht sich grau zusammen und kurz nach 19 Uhr fallen sogar einige Regentropfen.

Doch pünktlich zum Konzertbeginn um 20:15 Uhr ist der Himmel wieder blau und die Sonne blinzelnd lächelnd auf die 20.000 Menschen in der seit Wochen ausverkauften Waldbühne nieder, die es sich hier mit mitgebrachten Decken und Picknickkörben gemütlich gemacht haben. Es ist ein Event für die ganze Familie – ganz kleine bis große Kinder sind mit ihren Eltern gekommen und fühlen sich sichtlich wohl.

Auch für die Berliner Philharmoniker ist das Open-Air-Spektakel ein Höhepunkt in ihrem Kalender, sie haben offensichtlich Freude und starten einige Minuten vor Konzertbeginn eine La-Ola-Welle, die vom Publikum aufgenommen wird und sich einige Runden lang durch die Tribüne hebt und senkt.

So in beste Stimmung gebracht, beginnt die Aufführung pünktlich – schließlich filmen auch die Kameras der rbb fleißig mit und tausende von Zusehenden können die musikalischen Genusshappen auf ihren Bildschirmen mitverfolgen. Chefdirigent Kirill Petrenko bringt als erstes Stück die „Johannisnacht auf dem Kahlen Berge“ von Modest Mussorgsky (bearbeitet von N. Rimsky-Korsakow) zum Erklingen. Die Musik vermischt sich mit dem Vogelgezwitscher aus den umgebenden Bäumen und man fühlt sich tatsächlich in eine monumentale Naturlandschaft versetzt.

Als nächstes wird das Klavierkonzert Nr. 1 Des-Dur op. 10 von Sergej Prokofjew dargeboten, den Solopart am Klavier übernimmt die Starpianistin Yuja Wang. Sobald die zierliche Pianistin in einem gelb-grünen Glitzerkleid mit sehr kurzem Rock auf die Bühne stöckelt, ertönen anerkennender Applaus und einige Pfiffe aus dem Publikum. Die französische Mutter hinter mir sagt zu ihrer kleinen Tochter: „Elle est super sexy.“ Doch nicht nur mit ihrer attraktiven Erscheinung kann Yuja Wang punkten, sondern auch mit ihrem sehr energetischen Spiel mit technischer Perfektion, wobei sie für meinen Geschmack einen recht harten Anschlag hat. Nach anhaltendem Applaus gibt die Pianistin noch zwei Zugaben und zeigt bei einem Stück von Chopin, dass sie auch weicher spielen kann.

Nach der Pause steht Maurice Ravel auf dem Programm. Hörte sich die Musik der russischen Komponisten im ersten Teil vor der Pause noch hart und klirrend an wie aus einer eisigen Winterlandschaft, so scheinen die französischen Klänge aufgetaut zu sein und fließen leicht und mild wie ein Quelle im Frühling. Ganz lieblich und schwelgerisch verführt das Stück „Pavane pour une infante défunte“ (Orchesterfassung) zum Träumen.

In eine sommerliche Schäferidylle der antiken Mythologie entführt einen Maurice Ravel mit „Daphnis et Chloé. Suite Nr. 2“. Die Ballettmusik betört mit einem flirrend-impressionistischen Klang.

Dann kommt der Höhepunkt des Abends: Der allseits bekannte und beliebte „Boléro“ von Maurice Ravel, der das Stück 1928 komponiert und als Ballett für die Tänzerin Ida Rubinstein konzipiert hatte. Die Uraufführung fand am 22. November 1928 in der Pariser Oper statt und sorgte für einen Skandal, denn Rubinstein tanzte als einzige Frau in einem Kreis von 20 jungen Tänzern und interpretierte die Musik mit lustvollen und lasziven Bewegungen, die den erotisch-orgastischen Charakter des Stücks betonten. Das Pariser Publikum war gleichermaßen schockiert und fasziniert und der Siegeszug des „Boléro“ war nicht mehr aufzuhalten.

Eine legendäre tänzerische Umsetzung aus jüngerer Zeit stammt vom argentinischen Balletttänzer Jorge Donn, der den Boléro im 1981 erschienenen Film „Les uns et les autres“ von Claude Lelouch unvergesslich interpretierte.

Doch an diesem Abend in der Waldbühne gibt es kein Ballett, sondern alleine die Musik soll die Zuhörenden in ihren Bann ziehen. Das gelingt schon, sobald die kleine Trommel mit ihrer sich 169 Mal wiederholenden Rhythmusfigur ansetzt und die schöne Melodie zart und leise von einer einzelnen Querflöte angestimmt wird. Der Sog dieser genialen Komposition liegt in den Wiederholungen, die jedoch niemals ermüdend wirken, sondern durch das stetige Hinzukommen weiterer Instrumente spannungsreich sind. So ist das Stück wie eine kleine Vorstellungsrunde, in der sich die einzelnen Instrumente der Philharmonie mit ihrem individuellen Klang und Charakter präsentieren dürfen: die Oboe melancholisch, Tenorsaxophon jazzig und die Posaunen satt. Während die Streichinstrumente zunächst nur rhythmisch gezupft werden, dürfen sie im Verlauf des Stücks auch in die Melodie mit einstimmen und ihre lieblichen Stimmen zum Erklingen bringen.

In seinen 18 Variationen mit zunehmender Klangfülle hebt die Musik die Stimmung in eine Euphorie, die sich mit dem Crescendo immer mehr hochschraubt. Mit ihren jazzigen Glissandi verströmen die Posaunen und Saxophone puren Übermut und Spielfreude. Seinen ekstatischen Höhepunkt findet die Musik in den letzten Takten mit Basstrommel, Becken und Tamtam. Der Schlussakkord ist dissonant und lässt die Töne in die Tiefe stürzen. Doch das Publikum ist in Hochstimmung, springt auf und applaudiert frenetisch.

Kirill Petrenko und die Philharmoniker nehmen den wohlverdienten Applaus für ihr virtuoses Spiel entgegen und belohnen das Publikum mit zwei Zugaben. In liebgewonnener Tradition endet das Konzert mit dem schwungvollen Marsch „Berliner Luft“ (von Paul Lincke, 1904), bei der unter dem dunklen Nachthimmel tausende von Lichtern aus dem Zuschauer-Rund geschwenkt werden und an den passenden Stellen ausgelassen mitgepfiffen wird.

So macht Musik Spaß!

Lesung mit „Im Takt ihrer Träume“ im Kulturhaus Karlshorst

Am Freitag, den 12. April 2024 habe ich meine erste abendfüllende Lesung mit „Im Takt ihrer Träume“ gegeben.

Ich habe mich sehr gefreut, dass über 15 Menschen den Weg ins Kulturhaus Karlshorst (Berlin) gefunden und meiner Lesung sehr interessiert gelauscht haben.

Schon beim Einlass haben mich zwei freundliche Besucherinnen angesprochen, die sowohl „Das Lachen der Pinguine“ als auch „Im Takt ihrer Träume“ schon gelesen hatten und richtige Fans meiner Bücher sind. Das ist natürlich das schönste Lob, was ich als Autorin hören kann.

Arabella Meran liest aus „Im Takt ihrer Träume“ (Berlin, April 2024)
Arabella Meran liest aus „Im Takt ihrer Träume“ (Berlin, April 2024)
Arabella Meran liest aus „Im Takt ihrer Träume“ (Berlin, April 2024)

Um 19:30 Uhr ging es los und ich habe zwei Szenen vorgelesen, in denen Johanna nach Wien kommt, um sich im Operntheater als Dirigentin zu bewerben, jedoch bereits an der Pforte harsch abgewiesen wird. In ihrer Verkleidung als Mann mogelt sie sich dann doch zum Vorspielen und kann die Juroren von ihren musikalischen Qualitäten überzeugen – darunter auch den brasilianischen Dirigenten Eduardo Breuer, der ihr Herz höher schlagen lässt, obwohl er als Mann natürlich tabu für sie ist.

In zwei weiteren Szene haben wir Johanna in der Pension für Frauen mit ihren drei lebenslustigen Mitbewohnerinnen Dana, Tessa und Martha kennengelernt, die Johanna modisch im Style der 1920er Jahre einkleiden und ins Wiener Nachtleben (ins Stummfilmkino) ausführen.

Arabella Meran liest aus „Im Takt ihrer Träume“ (Berlin, April 2024)

Im Finale meiner Lesung durfte Jo die „Tosca“ dirigieren und ist ihrem Kollegen Eduardo nach einer skandalträchtigen „Walküre“ im Künstlerkeller näher als erlaubt gekommen.

Zwischen den insgesamt sechs Lesepassagen habe ich etwas zu den historischen Hintergründen und meiner Recherche erzählt. Für kleine Entspannungspausen haben die musikalischen Einspielungen aus der Soundanlage gesorgt, natürlich passend zum Thema klassische Musik.

Nach der Lesung habe ich noch einige Bücher signiert.

Arabella Meran signiert „Im Takt ihrer Träume“ (Berlin, April 2024)

Für mich war es ein rundum gelungener Abend – ich hoffe, für mein Publikum auch.

Bildnachweis: Herzlichen Dank für die Fotos an Vera M. und Simona W.

Pressemitteilung vom 1. April 2024: Neues Sendekonzept für „Druckfrisch“ mit Denis Scheck: TOP TEN FLOPS

Aus den unendlichen Weiten des virtuellen Studios in der heiligen Stadt Köln erreichte mich heute diese Pressemitteilung der ARD:

Pressemitteilung vom 1. April 2024: Neues Sendekonzept für „Druckfrisch“ mit Denis Scheck: TOP TEN FLOPS

Die ARD kündigt neues Sendeformat an: Ab Mai 2024 wird Denis Scheck die kultige Literatur-Sendung „Druckfrisch“ auf den Kopf stellen und jeden Monat die TOP TEN der FLOPS des Buchmarkts auf gewohnt pointierte und spitzzüngige Art und Weise vorstellen.

Der Literaturkritiker nimmt sich in jeder Sendung zehn Bücher vor (abwechselnd aus dem Bereich der Belletristik und des Sachbuchs), die in den ersten vier Wochen nach Erscheinen den schlechtesten Verkaufsstart hingelegt haben. Ob die Leserschaft hier wahre Perlen verpasst oder ein Buch zu Recht hat links liegen lassen – das wird Denis „Check“ überprüfen.

Hier eine Vorschau auf die TOP 3 der Belletristik-Titel aus dem März 2024, die in der Pilot-Sendung am Sonntag, den 5. Mai 2024 vorgestellt werden:

3. „Die Pausenstullen Mails“ von Carsten Henne (erschienen im Eigenverlag)

2. „Die Ausladung – (k)ein cosy Thriller“ von Sebastian Fitzeck (erschienen bei Dröhmer Knauer)

1. „Das große Kräutercafé – Pralinenbussis“ von Lilli Meinhardies (erschienen bei Pieper)

Vorschau auf die TOP 3 der Sachbuch-Titel aus dem März 2024, die in der zweiten Sendung am Sonntag, den 2. Juni 2024 unter die Lupe genommen werden:

3. „Die SuperBBW – mehr als Bauch, Beine, Waden“ von Verona Pott (erschienen im Eigenverlag)

2. „Die Wonder Woman in mir – mein atemloser Weg zum Erfolg“ von Helene Frischer (erschienen bei Lubbe)

1. „Spare – oder der royale Sparstrumpf“ von Prinz Hairy (erschienen im Pinguin Verlag)

Kontakt für Rückfragen: ARD Programmdirektion
Presse und Information
presseservice-daserste-ard@gmx.de

 

Na, bist du gespannt auf dieses neue Sendeformat und die dort vorgestellten Bücher?

Wer in den bisherigen „Druckfrisch“-Sendungen mit Denis Scheck stöbern möchte, der wird in der Mediathek der ARD fündig.

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