Mondschein-Serenade

Mondschein-Serenade

Wenn die sinkende Sonne

die Hoffnung mit sich in die Tiefe zieht

steigt der Mond und eröffnet unverhofft

einen Blick in deine Augen die

den Himmel klein erscheinen lassen

wir sprechen und schauen

„Wie heißt du?“ möchtest du wissen

 

Unsere Hände finden zueinander

in einer Choreografie der Wohlerzogenheit

keine Zeit für Zärtlichkeit

ein kurzes Umschließen und

eine Bewegung auf und ab

dann lassen wir beide los

keine Sekunde später als höflich

 

Wir wenden uns voneinander ab

du bleibst und ich gehe hinaus

in die Nachtluft die mich umfängt

in ihrem Mantel aus Dunst

im U-Bahntunnel trifft grelles Licht

auf meine Pupillen die noch geweitet sind

von der Helligkeit deines Lächelns

 

Meine Schritte folgen dem Pulsschlag

der mein Blut in heißen Bahnen kreisen lässt

jetzt nicht stehenbleiben

will traumwandeln auf vertrauten Pfaden

breitgetreten von der Phantasie

unberührt vom Fußabdruck der Wirklichkeit

der Traum trägt viel auf seinen Schultern

 

Schwer wiegen die Erwartungen an dieses „wir“

was es vielleicht geben könnte

ausgepolstert mit Vertrauen und Verlangen

umspannt vom Netz verknüpfter Ideale

angepasster Gewohnheiten und geteilter Gedanken

und dem Gefühl endlich angekommen

zu sein im Mittelpunkt des Seins

 

Ich will noch eine Weile träumen

von der Möglichkeit und deinen Augen

will vergessen dass meine Traumbilder

längst als Illusionen in den

Ecken meines Lebens hängen

und der feine Staub sie sichtbar

macht im milden Mondenschein

Nach den vielen Prosa-Texten der letzten Zeit habe ich mich in diesen Tagen mal wieder zu einem Gedicht inspiriert gefühlt. Ich hoffe, es gefällt euch.