Pressemitteilung vom 1. April 2024: Neues Sendekonzept für „Druckfrisch“ mit Denis Scheck: TOP TEN FLOPS

Aus den unendlichen Weiten des virtuellen Studios in der heiligen Stadt Köln erreichte mich heute diese Pressemitteilung der ARD:

Pressemitteilung vom 1. April 2024: Neues Sendekonzept für „Druckfrisch“ mit Denis Scheck: TOP TEN FLOPS

Die ARD kündigt neues Sendeformat an: Ab Mai 2024 wird Denis Scheck die kultige Literatur-Sendung „Druckfrisch“ auf den Kopf stellen und jeden Monat die TOP TEN der FLOPS des Buchmarkts auf gewohnt pointierte und spitzzüngige Art und Weise vorstellen.

Der Literaturkritiker nimmt sich in jeder Sendung zehn Bücher vor (abwechselnd aus dem Bereich der Belletristik und des Sachbuchs), die in den ersten vier Wochen nach Erscheinen den schlechtesten Verkaufsstart hingelegt haben. Ob die Leserschaft hier wahre Perlen verpasst oder ein Buch zu Recht hat links liegen lassen – das wird Denis „Check“ überprüfen.

Hier eine Vorschau auf die TOP 3 der Belletristik-Titel aus dem März 2024, die in der Pilot-Sendung am Sonntag, den 5. Mai 2024 vorgestellt werden:

3. „Die Pausenstullen Mails“ von Carsten Henne (erschienen im Eigenverlag)

2. „Die Ausladung – (k)ein cosy Thriller“ von Sebastian Fitzeck (erschienen bei Dröhmer Knauer)

1. „Das große Kräutercafé – Pralinenbussis“ von Lilli Meinhardies (erschienen bei Pieper)

Vorschau auf die TOP 3 der Sachbuch-Titel aus dem März 2024, die in der zweiten Sendung am Sonntag, den 2. Juni 2024 unter die Lupe genommen werden:

3. „Die SuperBBW – mehr als Bauch, Beine, Waden“ von Verona Pott (erschienen im Eigenverlag)

2. „Die Wonder Woman in mir – mein atemloser Weg zum Erfolg“ von Helene Frischer (erschienen bei Lubbe)

1. „Spare – oder der royale Sparstrumpf“ von Prinz Hairy (erschienen im Pinguin Verlag)

Kontakt für Rückfragen: ARD Programmdirektion
Presse und Information
presseservice-daserste-ard@gmx.de

 

Na, bist du gespannt auf dieses neue Sendeformat und die dort vorgestellten Bücher?

Wer in den bisherigen „Druckfrisch“-Sendungen mit Denis Scheck stöbern möchte, der wird in der Mediathek der ARD fündig.

Lilli Meinhardis mit „Das kleine Kräutercafé – Waffelherzen“ auf der Leipziger Buchmesse 2024

Mein erstes Mal bei der Leipziger Buchmesse war überaus spannend und voller schöner Begegnungen.

Lilli Meinhardis auf der obligatorischen Messe-Treppe.

Ein Highlight war meine Lesung vor großem Publikum aus Das kleine Kräutercafé – Waffelherzen zusammen mit meiner geschätzten DELIA-Kollegin Doris R. Thomas, die aus ihrem Debütroman „Verliebt in Greenkenny“ vorgelesen hat.

Lilli Meinhardis („Das kleine Kräutercafé – Waffelherzen“) und Doris R. Thomas („Verliebt in Greenkenny“)

Ankündigung zu unserer Doppel-Lesung:

Herzenswärme zwischen Irlands Grün und Frankfurter Waffelzauber

Die Autorinnen Doris R. Thomas und Lilli Meinhardis entführen Sie mit ihren Wohlfühlromanen mitten ins grüne Herz Irlands und in die Kräutercafé-Oase im Frankfurter Großstadtdschungel, wo sich die liebenswerten Hauptfiguren in allerlei romantische Turbulenzen stürzen.

Die Lesung war sehr gut besucht mit über 50 interessierten Menschen im Publikum. Doris und ich haben je 10 Minuten aus unseren Romanen gelesen und uns anschließend gegenseitig interviewt zur Inspiration zu unseren Geschichten.

Ein toller Heimathafen war der Stand von DELIA, an dem ich an zwei Tagen bei meiner Signierstunde und beim Meet & Greet viele tolle Begegnungen mit Buchmenschen und Kolleginnen hatte. Beispielsweise mit Elisa (Blog: RoRezepte), die bereits die Frankfurter Grie Soß aus meinem Roman Das kleine Kräutercafé – Herzkirschen nachgekocht und die kulinarische Liebesgeschichte besprochen hat.

Lilli Meinhardis / Arabella Meran am DELIA-Stand mit meinen Romanen. „Das kleine Kräutercafé“ und „Im Takt ihrer Träume“.

Super gefreut hat mich auch, dassWaffelherzen am Piper-Stand präsent war und ich beim Blogger:innen-Event von Betweenpages by Piper einen guten Austausch hatte.

Lilli Meinhardis am Piper-Stand. Meine „Waffelherzen“ stehen im Regal.
Lilli Meinhardis am Piper-Stand mit „Das kleine Kräutercafé – Waffelherzen“ in Händen.

Ich muss zugeben, dass ich das enorme Menschengetümmel in den Hallen und in den Glastunneln ziemlich strapaziös fand und heilfroh bin, nicht mit einem Virus heimgekommen zu sein. Auch die Fahrten von der Messe zum Hotel in rappelvollen S-Bahnen (wegen Streik beim Nahverkehr in Leipzig am Freitag noch zusätzlich verdichtet auf wenige Verkehrsmittel) war echt ein Härtetest.

Jeden Tag mindestens 1 Stunde Fahrt derartig eingequetscht mit Vieh-Wagon-Feeling in der S-Bahn.

Aber dabei waren die Leute eigentlich immer gutgelaunt und freundlich, einige sogar im Kostüm, was immerhin für Unterhaltung gesorgt hat.

Die Comic-Con hat Fabelwesen aller Art angezogen.

Mein großer Dank geht an meine liebe Schwester Dorit @wortkosterin, die mich an beiden Messetagen und auch drumherum in Leipzig begleitet und in jeder Hinsicht unterstützt hat. Dank ihr gibt es auch die vielen schönen Fotos von mir.

Dorit @wortkosterin als Fotografin im Einsatz. Foto von Carola @lesenmitcarola (auf Instagram). Vielen Dank!

Es war eine tolle und intensive Zeit und bestimmt nicht mein letzter Messebesuch.

Lilli Meinhardis inmitten der Messehallen der Leipziger Buchmesse 2024
LBM 2024
Glaskuppel LBM 2024

Frankfurter Buchmesse 2023 – Im Takt meiner Träume

Das Jahr 2023 hat so einige Premieren für mich bereitgehalten – nicht nur mein Romandebüt im Febuar mitDas Lachen der Pinguine, darüber hinaus durfte ich kürzlich zum ersten Mal auf der größten Buchmesse der Welt in Frankfurt meinen zweiten historischen Roman „Im Takt ihrer Träume“ vorstellen.

Hier also meine Eindrücke in Wort und Bild von der #fbm2023.

Vier Tage vorher – Koffer packen

In Berlin packe ich meinen Koffer – mit im Gepäck drei neue Kleider für meinen hoffentlich glamorösen Auftritt als Autorin.

Was für lange Messetage nicht fehlen darf:

  • Mein Leseexpemplar von „Im Takt ihrer Träume“
  • Mein Notizbuch mit Terminen und handschriftlichem Pitch meines brandneuen Romanprojekts für den Verlagslektor
  • Stifte zum Signieren und Lesezeichen zum Verschenken
  • Wasserflasche und Magnesiumbrause (Gesundheit)
  • Nervennahrung in Form von Keksen, Bitterschokolade und Dominosteinen
  • erfrischendes Eau de Cologne und Pfefferminzpastillen
  • Kopfschmerztabletten (leider unverzichtbar)

Drei Tage vorher: Relaxen

Drei Tage Retreat mit meiner Schwester Dorit in einem schönen Appartment auf dem Lande (Bad Schwalbach in der Nähe von Wiesbaden), um nach dem Stress der letzten Wochen ein wenig zur Ruhe zu kommen und Kräfte für die Messe zu sammeln.

Ulrike (aka Arabella / Lilli) links, Dorit rechts
Frankfurter Grüne Soße verkosten, die Dorit selbst daheim zubereitet hat. Passend zu meinem Roman „Das kleine Kräutercafé“.

Wir machen einen Ausflug nach Eltville am Rhein.

Ruhe am Rhein
Balance finden

Tag 0: Am Vorabend meiner Lesung

Dienstag: Es ist schon fast Mitternacht, als ich meiner Schwester, die mich auch zur Messe begleiten und unterstützen wird, die Generalprobe meines Lesetextes präsentiere.

Lesung im Schlafanzug

Tag 1: Mittwoch, 18. Oktober: Gespräch und Lesung aus meinem Wien-Roman „Im Takt ihrer Träume“

Nun ist der große Tag gekommen und ich schlüpfe in mein Outfit.

Nach einer einstündigen Autofahrt mit einigen Umleitungen parkt meine Schwester das Auto und der Bus-Shuttle bringt uns zur Messehalle 3. Als Messe-Greenhorn muss ich mich erst einmal orientieren, wo hier was ist.

So excited!

In der Messehalle bin ich ein bisschen overwhelmed und bestaune die verschiedenen Designs der Verlagsstände.

Ullstein-Eule
Juchuuu, hier steht wirklich mein Frankfurt-Liebesroman!
Piper-Stand

Bei PIPER freue ich mich, meinen im August erschienen Roman „Das kleine Kräutercafé – Herzkirschen“ im Regal zu entdecken.

Dann finde ich meine „Homebase“ – den Stand von Amazon-Publishing mit schöner Lesebühne. Bin begeistert, meine beiden Roman-Cover auf den Hockern zu sehen.

Happy!
Hier am Abend kurz vor Schließung der Halle, deshalb ohne Menschen.

Um 15 Uhr ist es soweit: Ich nehme im Sessel auf der Bühne Platz und stelle in Lesung & Gespräch mit Katrin Bussac, Lektorin bei Amazon Publishing, meinen neu erschienenen historischen Wien-Roman „Im Takt ihrer Träume“ vor. Anschließend signiere ich einige Bücher für die interessierten Zuhörenden. Wirklich ein schönes Erlebnis und ein toller Austausch in den Nachgesprächen!

Tag 2: Donnerstag, 19. Oktober: Panel-Gespräch

Voller Elan starte ich in meinen zweiten Messetag.

Heute bin ich zum von 13:00 bis 14:00 Uhr zum Panel-Gespräch mit meinen beiden Verlags-Kolleginnen Martina Sahler und Noa C. Walker und eingeladen. Lebendig moderiert von unserer Lektorin Jenny Brodski sprechen wir über die Herausforderungen bei der Recherche für einen historischen Roman und plaudern auch ein bisschen aus dem Nähkästchen. Anschließend gibt es wieder eine Signierstunde mit erfreulichen Gesprächen mit interessierten Leser:innen.

Tag 3: Freitag, 20. Oktober: Begegnungen mit Kolleginnen und Bloggerinnen

Heute öffnet die Messe ihre Tore für das Publikum (zuvor war nur Fachpublikum aus dem Verlagswesen, Agent:innen, Blogger:innen und Presse eingelassen worden) und ab Mittag strömen die Buchbegeisterten in Scharen herein und es bilden sich überall lange Schlangen.

Eine schöne Zusammenkunft habe ich mit einigen meiner Kolleginnen aus unserer Autor:innen-Gruppe, die sich einmal im Monat online zum fachlichen Austausch trifft.

(v.l.n.r.) Jessica Weber, Arabella Meran/Lilli Meinhardis, Kristin MacIver, Susanne Popp, Rebekka Eder/Frank

 

Zwischen 15 und 16 Uhr bin ich am Piper-Stand mit einigen Bloggerinnen verabredet, die mein kleines Kräutercafé – Herzkirschen gelesen und in einer schönen Blog-Tour begleitet haben.

Tolle Begegnung und schönes Gespräch mit Nina (@natuerlich.nina)
Eine herzliche Begegnung mit Stefanie (@stefanieleben_2.0) und Vera (@europeantravelgirl)

Zusammen mit meiner lieben Schwester Dorit erkunde ich auch die anderen Hallen und wir gratulieren der Buchmesse zum 75. Geburtstag.

Abschließend kann ich sagen, dass die Frankfurter Buchmesse ein spannendes und berauschendes Erlebnis für mich war voller wunderbarer Begegungen mit buchbegeisterten Menschen.

Diese Erlebnisse von der Messe hallen noch in mir nach und ich bin dankbar, Teil dieser magischen Bücherwelt zu sein.

Schmerz, bring mich zum Lachen! Ist die Schadenfreude in Kindergeschichten pädagogisch wertvoll?

Gerade in Zeiten von geschlossenen Schulen und Kitas sind die Eltern verstärkt gefordert, ihren Kindern Unterhaltung zu bieten und greifen ins heimische Bücherregal, wo noch Klassiker aus alten Tagen schlummern. Dort begegnen uns der Struwwelpeter und seine Leidensgenossen Daumenlutscher und Suppenkaspar. Die bösen Buben Max und Moritz dürfen auch nicht fehlen. In diesen Klassikern der Kinderliteratur ist der Schmerz ein zentrales Motiv. Aber ist solche Quälerei pädagogisch wertvoll und darf man sie heutigen Kindern überhaupt noch zumuten?

Aktuell ist eine Fortsetzung des Heinrich Hoffmann’schen Klassikers aus dem Jahr 1845 erschienen: „Struwwelpeter – Die Abrechnung. Das Kinderbuch für Erwachsene“ von den Brüdern Niklas und Johannes Kizler.

Was gibt es 175 Jahre nach Erscheinen des illustrierten Originals Neues zu entdecken? Mit moderner Sichtweise statten die Autoren die Kinderfiguren mit Hintergrundgeschichten aus – ihre Unglücksgeschichten sind nach Kizlers Deutung die Quittung für das Versagen der Eltern. So lässt sich der pubertierende Struwwelpeter seine Haare und Fingernägel als Ausdruck seiner Individualität wild wachsen und rebelliert damit gegen seine streng konformen Eltern.

Der Struwwelpeter als rebellischer Teenager – illustriert von Christina Mäckelburg

Der Suppenkaspar leidet nicht an Magersucht, wie in der literarischen Diagnose des Arztes und Psychiaters Hoffmann, sondern unter den schlechten Kochkünsten seiner Mutter.

Die 2020er-Version schockiert nicht, sondern wirbt um Verständnis und Mitgefühl für das leidende Kind. Aber mal ehrlich: Wer ist nicht fasziniert vom grausigen Schicksal der klassischen Kinderfiguren? Warum funktionieren diese alten Geschichten immer noch so gut?

„Schmerz, erzieh mich!“

„Wer nicht hören will, muss fühlen!“ Dieser Satz ist noch heute präsent, obwohl er einer Pädagogik aus dem 19. Jahrhundert entspringt. Der Schmerz hat eine erzieherische Funktion: Das unartige Kind wird für seine Fehler grausam mit Schmerz oder Tod betraft. Die Palette der Qualen ist groß: Das Kind wird entweder verspottet, verstümmelt, verbrannt oder verspeist. Kinder, die über diese grausigen Schicksale lesen, sollen vor Angst in ihrem eigenen Leben gehorsam den Regeln der Eltern und der Gesellschaft folgen.

Besonders drastisch ist der Schmerz als Erziehungsmaßnahme in der Sammlung von Kindergeschichten im „Struwwelpeter“. In der „Geschichte vom Daumenlutscher“ lässt die Mutter das Kind alleine und es tröstet sich mit Daumenlutschen. Zur Strafe werden ihm beide Daumen mit einer Schere abgeschnitten.

In „Die gar traurige Geschichte mit dem Feuerzeug“ spielt Paulinchen trotz des Verbots der Eltern und der wiederholten Warnungen der zwei Katzen (die als Stimmen von Vater und Mutter fungieren) mit Streichhölzern. Es kommt, wie es kommen muss: das Kind verbrennt qualvoll.

Vergleichsweise milde kommt der Struwwelpeter davon, der sich weigert, sich die Fingernägel schneiden und die Haare kämmen zu lassen. „Pfui! ruft da ein jeder: Garst’ger Struwwelpeter.“

Diese Verspottungen lassen das Kind seelisch leiden. Hier wirken die Mittel der Demütigung und gesellschaftlichen Ausgrenzung auf das Kind ein. Das psychische Leid erscheint zunächst gegenüber körperlichen Schmerzen weniger grausam. Allerdings wissen wir nach heutigen Erkenntnissen in der Psychologie, dass Mobbing tiefgehende Verletzungen in der Psyche eines jungen Menschen anrichtet.

„Schmerz, bring mich zum Lachen!“

In manchen Geschichten ist das Kind nicht Opfer von Quälerei, sondern Täter. In „Max und Moritz“ (1865 von Wilhelm Busch) traktieren die beiden Spitzbuben die braven Spießbürger und deren Tiere mit schmerzhaften Streichen. Der Text wird von schonungslosen Illustrationen begleitet. Der ironisch-spöttische Ton sorgt für Distanz und gibt dem komischen Element Raum. Ja, beim Lesen entsteht ein unwiderstehlicher Lachreiz. Hier zeigt sich ein unerwartetes und doch willkommenes Produkt des Schmerzes: die Schadenfreude. Wer wünscht den Buben nicht Erfolg bei ihren Streichen? Wer hält nicht gespannt den Atem an und möchte sehen, wie die Witwe Bolte den unschuldigen Hund prügelt, wie der Bauch vom Meister Böck mit einem heißen Bügeleisen malträtiert wird, wie dem Lehrer Lämpel das Schwarzpulver in der Pfeife explodiert? Wir wollen diese Leute leiden sehen und lachen voller Schadenfreude über ihre Misere.

Wenn Max und Moritz am Ende von Bauer Mäcke in der Getreidemühle geschrotet und in Einzelstücken vom Federvieh gefressen werden, empfinden wir genauso wenig Trauer um die Buben, wie die Dorfgemeinschaft – nicht weil wir ihren grausamen Tod als gerecht empfinden, sondern weil der Schmerz jemand anderen getroffen hat.

Innere Entlastung und Befreiung durch Schadenfreude

Was lässt den Schmerz so herrlich freudvoll sein? Wir erleben den in Kindergeschichten dargestellten Schmerz aus einer sicheren Distanz, so dass kein Nähegefühl entsteht. Auch die sprachliche Ironie entlässt uns aus dem Mitleid. Anstelle von Mitgefühl empfinden wir Schadenfreude als Gefühl einer „Reinigung“. Unsere eigenen Ängste werden auflöst und wir werden von unterdrückten Gefühlen befreit. Oft sind es soziale Ungerechtigkeiten, die zu unterdrückten Aggressionen führen. Vergleicht man sich mit anderen, kann ein Gefühl von Ohnmacht und Neid entstehen. Dies ist in der heutigen Gesellschaft, die von Konkurrenzkampf und Konsumbildern geprägt ist, aktueller denn je. Aber durch das Unglück wird die Konkurrentin oder der Konkurrent „einen Kopf kürzer“ gemacht. Die Schadenfreude hat damit eine entlastende Wirkung auf die Psyche und löst im Gehirn ähnlich Reaktionen aus, wie bei einer Belohnung.

Was ist also pädagogisch wertvoll an grausamen Kindergeschichten? Es ist nicht der mahnende Zeigefinger und das abschreckende Beispiel. Vielmehr erlaubt die Schadenfreude, die beim Lesen der schmerzvollen Lehrstücke entsteht, einen befreienden Ausbruch aus genau den rigiden Erziehungsmustern, die in diesen Geschichten für schmerzhafte Bestrafung sorgen.

Eine Fassung dieses Artikels ist am 23.04.2020 in der Rheinpfalz (Zweibrücken) erschienen. Hier als pdf, wer es sich anschauen möchte: Lachen mit Max und Moritz_DIE RHEINPFALZ