Mondschein-Serenade
Wenn die sinkende Sonne
die Hoffnung mit sich in die Tiefe zieht
steigt der Mond und eröffnet unverhofft
einen Blick in deine Augen die
den Himmel klein erscheinen lassen
wir sprechen und schauen
„Wie heißt du?“ möchtest du wissen
Unsere Hände finden zueinander
in einer Choreografie der Wohlerzogenheit
keine Zeit für Zärtlichkeit
ein kurzes Umschließen und
eine Bewegung auf und ab
dann lassen wir beide los
keine Sekunde später als höflich
Wir wenden uns voneinander ab
du bleibst und ich gehe hinaus
in die Nachtluft die mich umfängt
in ihrem Mantel aus Dunst
im U-Bahntunnel trifft grelles Licht
auf meine Pupillen die noch geweitet sind
von der Helligkeit deines Lächelns
Meine Schritte folgen dem Pulsschlag
der mein Blut in heißen Bahnen kreisen lässt
jetzt nicht stehenbleiben
will traumwandeln auf vertrauten Pfaden
breitgetreten von der Phantasie
unberührt vom Fußabdruck der Wirklichkeit
der Traum trägt viel auf seinen Schultern
Schwer wiegen die Erwartungen an dieses „wir“
was es vielleicht geben könnte
ausgepolstert mit Vertrauen und Verlangen
umspannt vom Netz verknüpfter Ideale
angepasster Gewohnheiten und geteilter Gedanken
und dem Gefühl endlich angekommen
zu sein im Mittelpunkt des Seins
Ich will noch eine Weile träumen
von der Möglichkeit und deinen Augen
will vergessen dass meine Traumbilder
längst als Illusionen in den
Ecken meines Lebens hängen
und der feine Staub sie sichtbar
macht im milden Mondenschein
Nach den vielen Prosa-Texten der letzten Zeit habe ich mich in diesen Tagen mal wieder zu einem Gedicht inspiriert gefühlt. Ich hoffe, es gefällt euch.
Liebe Ulrike
Da passen keine weiteren Worte als: Wie schön!
Vielen, vielen Dank für diese Zeilen.
Herzlich, Urs
Vielen Dank lieber Urs! Derselbe Mond scheint dir hoffentlich auch in Neukölln. 😉
Liebe Ulrike,
so passend in dieser Jahreszeit und ja, wunderschön, sehr poetisch und feinsinnig, danke für diese Bereicherung meines Tages,
liebe Grüße,
Mia
Vielen Dank für deine lieben Worte, Mia! 🙂
Was für ein berührendes Gedicht! Du hast poetische Worte und (Stimmungs)Bilder für die Gefühle und Gedanken gefunden. Du erzählst eine kleine Geschichte, bei der ich als Leserin dicht dran bin an der Sprecherin (sie ist authentisch und lässt mich mitfühlen) … und zugleich kommen auch Dinge vor, die urmenschlich und universell sind.
Schön, dass du dein Schaffen im Lyrischen weiterhin pflegst.
Vielen Dank liebe Dorit! Vielleicht findet die Geschichte ja noch eine (lyrische) Fortsetzung… 🙂
Ein wirklich schönes Gedicht! 🙂
LG Leonie
Vielen Dank liebe Leonie! 🙂
ach, Ulrike, dieses Gedicht berührt mich gerade sehr. Ich wünsche Dir einfach viel Glück, wenn dieses Gedicht denn, wie ich vermute, autobiografische Züge hat. Und wenn dem nicht so ist, dann ist es auf jeden Fall sehr poetisch und versetzt mich in mondhelle Träume, auch wenn grad draußen der Regen rauscht.
Liebe Grüße
Anne
Vielen Dank für deine lieben Worte, Anne. Mondhelle (Tag-) Träume sind auch gegen Regenwetter gut. 🙂