Wenn die Prinzessin zur Magd wird und die Dragqueen der großen Liebe entgegen stöckelt – beliebte Tropes in Literatur und Film

Gute Geschichten greifen oft auf wiederkehrende Umstände, Figurentypen oder Beziehungskonstellationen zurück, die den Lesenden oder Zuschauenden bekannt und bei ihnen beliebt sind. Diese Erzählmuster nennt man „Tropes“.

Hier möchte ich dir einige meiner liebsten Tropes aus Büchern und Filmen vorstellen, die ich auch schon selbst in meinen Romanen eingesetzt habe.

Princess goes slumming und der Prinz wird zum Schweinehirt

Einer meiner liebsten Tropes ist „Princess goes slumming“ und „Der Prinz wird zum Schweinehirt“. Hier befindet sich die Heldin/der Held in einer privilegierten Postion (früher adelig, heutzutage superreich), dabei jedoch gefangen im goldenen Käfig. Sie träumt davon, einmal das simple und unbeschwerte Leben kennenzulernen. So schlüpft sie in die Rolle eines „Normalos“ und mischt sich unter das „einfache Volk“.

Goldie Hawn im Film “Overboard”

Dabei verliebt sie sich verbotenerweise in jemanden unter ihrem Stand. Diese Geschichten lösen sich meist märchenhaft auf, denn wenn die wahre Identität und Stellung des Verkleideten enthüllt wird, ist dessen Reichtum kein Hindernis mehr für die Liebenden, sondern ein Bonus. Das Romantische daran: Die Liebe der niedriger gestellten Person ist blind entstanden, also ohne den Anreiz des Aufstiegs in den höheren Stand – diese Liebe erscheint somit besonders rein.

Filmklassiker „Roman Holiday – Ein Herz und eine Krone“

Einer meiner liebsten Filmklassiker ist „Roman Holiday – Ein Herz und eine Krone“ (1953) mit der bezaubernden Audrey Hepburn als Prinzessin, die ihren Pflichten entflieht und einen Tag in Rom als normales Mädchen zusammen mit einem Journalisten (Gregory Peck) verbringt, der eine Enthüllungsstory über sie schreiben will (sie ahnt nicht, dass er ihr Inkognito durchschaut hat). Befreit von allen Zwängen schleckt sie genüsslich Eis, lässt sich eine Kurzhaarfrisur schneiden und düst auf einer Vespa durch Rom. Es gibt einige innige Küsse und einen bitter-süßen Abschied, denn die Prinzessin und der Bürgerliche dürfen eben doch nicht heiraten.

Filmkomödie „Overboard – ein Goldfisch fällt ins Wasser“

Wunderbar witzig ist die Filmkomödie „Overboard – ein Goldfisch fällt ins Wasser“ (1987) mit Goldie Hawn als Millionärin auf einer Luxusyacht, die den Handwerker Kurt Russell herum kommandiert. Als sie über Bord geht und ihr Gedächtnis verliert, wittert er seine Chance auf Rache und behauptet, ihr Ehemann zu sein. Die verwöhnte Lady muss nun im Schlabberkittel seine freche Kinderschar versorgen und den Haushalt machen. Doch in der Armut lernt sie erstmalig die Liebe kennen. Die geläuterte „Prinzessin“ wird mit einem Happy End belohnt.

Mein Liebesroman „Das kleine Kräutercafé – Herzkirschen“

Auch in meinem LiebesromanDas kleine Kräutercafé – Herzkirschen (erscheint am 31. August 2023) spielen der Standesunterschied und eine Verwechslung eine Rolle, denn die Protagonistin Natália ist eigentlich nur Köchin und Putzfrau, doch der reiche Banker Robert hält sie irrtümlich für eine „ebenbürtige“ Kollegin.

Lange Tradition: Der Strandesunterschied trennt das Liebespaar

Das Hindernis des Standesunterschieds war in früheren Zeiten für Liebende noch höher, so dass dieser Trope sich bereits im 18. und 19. Jahrhundert bei den Schriftstellern großer Beliebtheit erfreute. So lässt Friedrich Schiller in seinem Drama „Kabale und Liebe“ (1784) den Adelssohn Ferdinand von Walter sich der bürgerlichen Louise Miller in der Verkleidung eines Bürgerlichen annähern. Erst, wenn Ferdinands Vater von der Mesalliance erfährt, stellt es sich gegen die Verbindung und eine Reihe von Intrigen führt schließlich zum tragischen Tod der Liebenden, die sich gegenseitig vergiften.

Auch in Giuseppe Verdis Oper „Rigoletto“ von 1851 (die auf Victor Hugos: „Le roi s’amuse“ basiert) stellt sich der Herzog von Mantua seiner verehrten Gilda (Tochter des Hofnarrs) als armer Student vor und gewinnt damit ihr Vertrauen. Auch in der Oper „Adriana Lecouvreur“ von Francesco Cilea, 1902) gibt sich Maurizio, Graf von Sachsen, als einfacher Offizier aus, wenn er mit der Schauspielerin Adriana anbandelt. In beiden Opern endet die Affäre mit dem Tod der getäuschten Frau.

Jonas Kaufmann und Angela Gheorghiu in “Adriana Lecouvreur” am Royal Opera House 2010.

Weniger dramatisch, dafür umso witziger geht es im Hollywoodfilm Let’s make love (1960) zu, in dem sich ein Millionär (Yves Montand) unter eine Schauspielgruppe mischt und das gutherzigen und sexy Showgirl (Marilyn Monroe) verführt.

Frau in Männerkleidung und Mann in drag

Ein weiterer persönlicher Favorit unter den Tropes ist die Frau in Männerkleidung oder der Mann „dressed as girl“ (drag). Hieraus ergeben sich wunderbar romantische (die unmögliche Liebe) und auch komödiantische Situationen.

Toni Curtis und Jack Lemmon im Film “Some like it hot”

Bereits Shakespeare hat mit dieser Geschlechterverwirrung gespielt in „Twelfth Night“ („Was ihr wollt“) – Viola strandet in einem fremden Land, verkleidet sich als Diener und tritt in den Dienst des Herzogs von Orsino ein, in den sie sich verbotenerweise verliebt. Und auch im Film „Shakespeare in Love“ (1998) verwandelt sich die adelige Viola (Gwyneth Paltrow) in einen Schauspieler, um auf der Bühne stehen zu können – zwischen ihr und dem Poeten Shakespeare funkt es gewaltig.

Kein Wunder also, dass ich diesen Trope genussvoll in meinem bald erscheinenden Roman Im Takt ihrer Träume aufgegriffen habe: Hier schlüpft die Dirigentin Johanna in die Rolle eines Mannes, um ihren Traumberuf ausüben zu können. Aber dann kommt ihr die Liebe in Gestalt des leidenschaftlichen Kollegen Eduardo in die Quere.

Wo wir schon in der Opernwelt sind: Auch in „Arabella“ von Richard Strauss muss die jüngere Schwester Zdenka als Knabe herumlaufen, weil die verarmten Eltern nur die schöne Arabella standesgemäß in die feine Gesellschaft einführen können. Zdenka ist heimlich verliebt in Matteo, der eigentlich für Arabella schwärmt, aber mit ihrem „Bruder“ so manche Vertraulichkeit austauscht.

Wenn Männer in drag herumstöckeln, wird es immer turbulent, wie in der herrlichen Filmkomödie „Some like it hot“ (1959) mit Marilyn Monroe, Jack Lemmon und Toni Curtis. Sicher kennst du auch „Tootsie“ (1982) und „Mrs. Doubtfire“ (1993). In all diesen Geschichten bekommt der Mann als „beste Freundin“ seiner Angebeteten immer einen besonderen Zugang zu ihr und lernt sie durch die eigene Frauenrolle besser verstehen.

Magst du auch Geschichten, die mit dem Geschlechterrollentausch oder mit dem Standesunterschied (Prinzessin wird zur Magd) spielen? Welche Bücher und Filme mit diesen Tropes kennst du noch?

Übrigens gibt es noch einige weitere Tropes in (Liebes-) Geschichten:

  • Enemies to lovers (z.B. “Stolz und Vorurteil” von Jane Austen, “You’ve got mail” mit Meg Ryan & Tom Hanks)
  • Fake dating (z.B. “Selbst ist die Braut” mit Sandra Bullock & Ryan Reynolds, “Wedding Date” mit Debra Messing & Dermot Mulroney, “Green Card” mit Gérard Depardieu & Andie MacDowell)
  • Die Wette (Variante von fake dating) (z.B. “Wie werde ich ihn los in 10 Tage”, “10 Dinge, die ich an dir hasse”)
  • Vom Aschenputtel zur Prinzessin / hässliches Entlein zum schönen Schwan (z.B. in “Pretty Woman”, “Dirty Dancing”, “My fair Lady” und “Sabrina” mit Audrey Hepburn, “Plötzlich Prinzessin”)
  • Strangers to lovers (z.B. “Titanic”, “Before Sunrise”)
  • Friends to lovers (z.B. “Emma” von Jane Austen und “Harry und Sally” mit Meg Ryan & Billy Crystal)
  • Love triangle (z.B. “Die Hochzeit meines besten Freundes” mit Julia Roberts, Cameron Diaz & Dermot Mulroney, “Bridget Jones”, “Vicky Christina Barcelona”, “Ein unmoralisches Angebot”, “Tequila Sunrise”, “Vom Winde verweht”)
  • Second chance (z.B. erfolgreiche Großstädterin kehrt in ihr Heimatdorf zurück und trifft ihre Jugendliebe wieder wie in “Sweet Home Alabama” mit Reese Witherspoon)
  • Forced proximity – erzwungene Nähe u.a. eingeschlossen sein oder aneinander gekettet, gemeinsamer Auftrag, Roadtrip (z.B. “Speed”, “The Mountain between us – Zwischen zwei Leben”, “Passengers” – Mann und Frau alleine in einem Raumschiff, “Der Kautions-Cop”, “So spielt das Leben“, wo sich Mann und Frau, die sich nicht leiden können, gemeinsam um ein Baby kümmern müssen, “Der Duft der Frauen” – ein Collegejunge soll auf einen blinden Mann aufpassen – mit Al Pacino & Chris O’Donnell)
  • Only one bed – zusammen in einem Bett (z.B. “Verlobung auf Umwegen“, “Selbst ist die Braut“, “In einem fernen Land” mit Tom Cruise & Nicole Kidman)
  • Verbotene Liebe (z.B. Priester, Lehrer:in, Stiefvater wie in “Lolita”, oder Bruder /Schwester der/s eigenen Verlobten, z.B. “Die Familie Stone“)
  • Boss Romance / Office Romance spielt auch mit der verbotenen Liebe und einem Standesunterschied, denn eine Person des Paares ist der Chef/die Chefin (z.B. “Top Gun” wo Tom Cruise eine Liaison mit seiner Ausbilderin Kelly McGillis eingeht, “Was Frauen wollen” mit Mel Gibson & Helen Hunt, “Ein Chef zum Verlieben” mit Sandra Bullock & Hugh Grant)
  • Heimliche Beziehung (z.B. “Romeo und Julia”, “Brokeback Mountain”, “Abbitte”)
  • Found family – die Wahlfamilie, d.h. eine Gruppe von Menschen findet sich zu einer neuen Familie zusammen, ohne biologisch miteinaner verwandt zu sein  (z.B. “Zusammen ist man weniger allein” (Originaltitel: Ensemble, c’est tout), Film mit Audrey Tautou, basiert auf dem gleichnamigen Roman von Anna Gavalda (2004), “About a Boy oder: Der Tag der toten Ente” mit Hugh Grant & Nicholas Hoult & Toni Collette, “Harry Potter”, “Die Tribute von Panem”)
  • Soulmates – Seelenverwandte (z.B.  “Der Pferdeflüsterer”, “Sleepless in Seattle”, “Ghost”, “Bridges of Madison County – Die Brücken am Fluss”)
  • Briefe von einem Fremden / aus der Vergangenheit / von einem Verstorbenen (z.B. “Message in a bottle – Der Beginn einer großen Liebe” von Nicholas Sparks, “P.S. I love you“, “Briefe an Julia”)
  • Tödliche Krankheit verkürzt die Zeit, die die Liebenden miteinander haben. Manchmal verliebt sich dabei die Krankenschwester in ihren Patienten (z.B. “Entscheidung aus Liebe” mit Julia Roberts, “Love Story”, “Sweet November”, “Ein ganzes halbes Jahr” – Film nach dem Roman von Jojo Moyes)
  • Gedächtnisverlust (z.B. “Für immer Liebe“, “Overboard – Ein Goldfisch fällt ins Wasser”, “Vergiss mein nicht”, “Good Bye, Lenin”, “Hangover”; im Spannungs-Genre: “Bourne Identity”, “Ich. Darf. Nicht. Schlafen”, “Memento”, “Mulholland Drive”, “Spellbound – Ich kämpfe um dich” mit Ingrid Bergmann & Gregory Peck)
  • Familienfeier / Thanksgiving / Essen mit Freunden läuft aus dem Ruder (z.B. “Die Familie Stone”, “Im August in Osage County” und “Familiensache” beide mit Meryl Streep, “Das perfekte Geheimnis”, “Der Vorname”)
  • Böse Schwiegereltern (z.B. “Meine Braut, ihr Vater und ich” mit Robert de Niro, “Das Schwiegermonster” mit Jane Fonda)

Jonas Kaufmann begeistert in der Waldbühne mit ansteckender Lebensfreude und lässt das Publikum im Operetten-Walzer mittanzen

An diesem heißen Juliabend scheint halb Berlin in die Waldbühne gepilgert zu sein. Das imposante steinerne Rund ist gut gefüllt und die Klassikbegeisterten auf den Rängen werden bei über 30 Grad in der Sonne gebrutzelt, nur im Parkett direkt vor der Bühne hat sich schon ein wohltuender Schatten gebildet. Der Eisverkäufer bietet seine begehrte Erfrischung mit tenorhaftem Gesang an, was ihm Lacher und Applaus einbringt.

Das Publikum ist in bester Laune und freut sich auf den Startenor Jonas Kaufmann, der pünktlich um 19 Uhr die große Bühne betritt und das Publikum in den nächsten 3 Stunden in die schwelgerische Welt der italienischen Oper, der Wiener Operette und der Berliner Schlager aus den 1920er Jahren entführt.

Gleich zu Beginn begrüßt der sympathische Sänger sein Waldbühnen-Publikum und bittet um Nachsicht, dass er ob der Hitze auf Frack und Fliege verzichtet hat. Stattdessen trägt er einen dunkelblauen Anzug und ein weißes Hemd, das am Hals locker geöffnet ist, damit er gut Luft zum Singen bekommt.

Zum Einstieg bietet Kaufmann den „Prolog“ aus der Oper „Pagliacci“ von Ruggero Leoncavallo dar, eine Arie, die eigentlich für einen Bariton geschrieben ist, dem Tenor aber so gut gefällt, dass er sie trotzdem mit einer kenntnisreichen Interpretation zum Besten gibt. Gleich darauf versichert er jedoch, keinen Stimmfachwechsel in die Tiefe im Sinn zu haben und für den Rest des Abends in den Gefilden des Tenor-Repertoires zu bleiben.

Als nächstes präsentiert Kaufmann das von Enrico Caruso berühmt gemachte Verismo-Stück „Vesti la giubba“ aus derselben Oper, in der er das schmerzliche Seelenleben dieser Figur eindringlich hörbar macht.

Sodann kündigt der Star des Abends galant seine Gesangspartnerin, die amerikanische Sopranistin Rachel Willis-Sørensen an, die mit der Arie der Mimi aus „La Bohème“ den romantischen Teil des Konzerts einleitet. Im darauffolgenden Duett „O soave fanciulla“ können Tenor und Sopran ihre Stimmen in träumerischer Harmonie verschmelzen lassen. Ihr kräftiger und klarer Sopran mischt sich hier bestens mit dem samtigen Timbre des Tenors. Bei den Schlusstönen, die wie üblich als Abschied des Paares aus dem Bühnenhintergrund vernommen werden, kann man die Stimmen einmal ohne Mikrofonverstärkung hören, was eigentlich viel schöner und unmittelbarer klingt, als über die Boxen. Aber bei einer Open-Air-Veranstaltung gehört die technische Verstärkung eben dazu.

Dann bringt Kaufmann die bei Arien-Abenden oft stiefmütterlich behandelte Tenorarie „Non piangere Liu“ aus Puccinis „Turandot“ zu Gehör, die er mit weichen Tönen und viel Stimmschmelz gestaltet.

Als nächstes entführt das Rundfunk-Sinfonieorchester RSB unter der Leitung von Jochen Rieder (der trotz Hitze tapfer einen Frack trägt) in einem Intermezzo in die leidenschaftlichen Welten von Puccinis „Manon Lescaut“. Das Orchester spielt klangschön und harmonisch.

Vor der Pause nimmt sich Kaufmann noch das aufflammende Plädoyer („Improvviso“) des Dichters Andrea Chénier aus der gleichnamigen Oper vor, das ihn stimmlich sehr fordert und durch das er klug navigiert.

Nach der Pause geht es mit der „leichten Muse“ in Gestalt der Operette weiter. Kaufmann hat sein weißes Hemd gegen ein dunkelblaues getauscht und trägt nun sportliche Sneaker mit hellen Sohlen.

„Mit leichtem Schuhwerk wird der Weg einfacher“, scherzt der Tenor, der jedes Mal zwischen seinen Auftritten einen ziemlich langen Weg rund um das halbe Orchester in seine Erholungsstation hinter einem Sichtschutz zurücklegen muss – was er nun umso beschwingter tut.

Leicht und süffig wird nun auch Kaufmanns Gesang. Die bekannten Stücke von Operettenkönig Franz Lehár wie „Freunde, das leben ist lebenswert“ und das Duett „Wiener Blut“ mit Willis-Sørensen versprühen jede Menge Lebensfreude und Koketterie.

Der Tenor ist bestens gelaunt und zu Späßen aufgelegt. Bei der instrumentalen Polka „Leichtes Blut“ (Johann Strauß, Sohn) tanzt er verspielt hinter seinen Wandschirm. Auch durch seine spontanen Zwischenmoderationen wirkt der Klassikstar sehr nahbar und gewinnt alle Sympathien des Publikums.

Voll ausspielen kann der Tenor – der mit seinen fast 54 Jahren und leicht ergrauter Lockenpracht immer noch verdammt gut aussieht – seine stimmlichen Verführungskünste und seinen unvergleichlichen Charme in „Treu sein, das liegt mir nicht“ (aus der Operette „Eine Nacht in Venedig“), im Film-Chanson „Ich küsse Ihre Hand, Madame“ von Ralph Erwin und im gesäuselten „Hab ein blaues Himmelbett“ aus der Operette „Frasquita“ von Lehár.

Die Sopranistin sorgt mit dem Vilja-Lied aus der „Lustigen Witwe“ für gute Stimmung und im anschließenden Duett „Lippen schweigen“ wird es wieder romantisch. Man spürt, dass Kaufmann und Willis-Sørensen sich gut leiden können und auf der Bühne schon ein eingespieltes Team sind.

Inzwischen ist die Sonne hinter den Baumwipfeln verschwunden, von Sternenhimmel zwar noch keine Spur, doch das sommerliche Abendrot sorgt für eine magische Atmosphäre in der Waldbühne. Zur Naturkulisse gehören auch die majestätisch vorüberziehenden Reiher am Himmel, die manchmal ihre Ruf unter den Orchesterklang mischen, und leider auch unzählige Insekten, die nach Sonnenuntergang durch die Luft schwirren.

Beim Schmachtfetzen „Dein ist mein ganzes Herz“ (aus „Das Land des Lächelns“) muss der Tenor eine lästige Mücke zwischen seinen Händen erschlagen, die drohte, ihm in den Mund zu fliegen, was für einige Lacher sorgt.

Tenor und Sopran beglücken ihr Publikum mit sechs Zugaben, darunter natürlich das Tenorglanzstück „Nessun Dorma“ von Puccini, was wie zu erwarten mit frenetischem Jubel und Standing Ovations belohnt wird.

Beim den weiteren Operetten-Zugaben wird mitgesungen und geschunkelt. Nicht nur Kaufmann und Willis-Sørensen fegen in einen ausgelassenen Wiener Walzer über die Bühne, sondern auch einige Paare aus dem Publikum schwingen in dem Kreis um das Parkett herum das Tanzbein.

Zum Abschied singen Tenor und Sopran noch gemeinsam die nostalgische Canzone „Non ti scordar di me“- Vergiss mich nicht (von De Curtis). Ja, es war wirklich ein unvergesslicher Konzertabend. Während die Menschenmassen mit einem seligen Lächeln auf den Lippen den Ausgängen entgegenströmen, summen sie vor sich hin. Die sehnsuchtsvollen bis amüsanten Melodien und Eindrücke werden sicher noch eine Weile wohlig nachhallen.

Zum ersten Mal Berliner Luft in der Waldbühne geatmet – Saisonabschlusskonzert der Berliner Philharmoniker am 24. Juni 2023

An diesem sonnigen Samstag pilger ich zum ersten Mal zur legendären Waldbühne, um das Saisonabschlusskonzert der Berliner Philharmoniker zu erleben. Nachdem es am Vortag wie aus Kübeln geschüttet hat, sind die Wettergötter heute günstig gestimmt und es herrscht ideales Picknickwetter. So wandere ich mit meiner Decke und Proviant im Rucksack von der S-Bahnstation Richtung Eingang. Meinen Wegplan auf dem Handy benötige ich nicht, denn ich kann einfach dem gutgelaunten Menschenstrom folgen, der mich in die richtige Richtung trägt.

Haupteingang zur Waldbühne

Schnell hole ich meine Pressekarte ab und schon brandet zwischen den Bäumen Applaus auf – ich bin ein bisschen knapp dran und offenbar kommen die Musiker schon auf die Bühne, in fünf Minuten soll das Konzert beginnen.

Als ich aus dem hinteren Halbkreis mit den Imbissbuden an den oberen Rand des steinernen Rundes trete, verschlägt es mir glatt den Atem. Steil wie Felsenhänge fallen die Sitzränge fast hundert Meter in die Tiefe, mir wird beinahe schwindelig.

Noch beeindruckender ist, dass diese unzähligen Sitzreihen mit 20.000 Menschen gefüllt sind, ein buntes Meer von Köpfen und ein erwartungsvolles Murmeln liegt in der warmen Abendluft. Eilends steige ich die lange Felsentreppe am Rand hinab und finde meinen Sitzplatz auf einer Bank im Block B direkt hinter dem Golden Circle in der Mitte direkt vor der Bühne, wo es sich die Besuchenden auf ihren Picknickdecken bequem gemacht haben.

Ich finde es wunderbar, dass dieses Klassikevent offensichtlich so beliebt ist, dass die Waldbühne komplett ausverkauft ist – eine Ausnahmeerscheinung in den Post-Corona-Zeiten, in denen viele Konzerte vor halb leeren Rängen gespielt werden oder ganz abgesagt werden müssen.

Unter Applaus betritt der Dirigent Andris Nelsons die Bühne und die Philharmoniker lassen die Ouvertüre aus Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“ erklingen, ein Stück aus der Romantik, das Naturliebe und Aberglaube beschwört. Der umgebende Wald bietet hier die perfekte Kulisse, für Gespenstergrusel ist es aber noch zu hell.

Mit ausgreifenden Schritten kommt der Startenor Klaus Florian Vogt auf die Bühne, der große Norddeutsche mit blonder Wallemähne und blauen Augen (die auf den großen Leinwänden auf beiden Seiten der Bühne besonders auffallend leuchten) ist auf den bedeutendsten Bühnen der Welt zuhause und vor allem ein gefragter Wagner-Sänger bei den Bayreuther Festspielen.

Heute gibt er sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern. Er singt die Arie „Durch die Wälder, durch die Auen“ (ebenfalls aus “Der Freischütz”), wobei seine schlanke klare Stimme, die knabenhaft klingt, gut die jugendliche Frische des Stückes einfängt. Allerdings scheint der Tenor von der monumentalen Kulisse und den Menschenmasse so sehr beeindruckt zu sein, dass er auffällig oft nach Luft schnappt und sein Gesang mitunter ein wenig atemlos wirkt. Vielleicht ist es wirklich ein bisschen Nervosität, was ich sehr sympathisch finde, er ist offenbar kein abgebrühter Star. Das Publikum spendet dem Tenor jedenfalls freundlichen Beifall.

Als nächstes bringen die Philharmoniker die Klänge von Richard Wagner zu Gehör. In der Arie „Mein lieber Schwan“ aus Lohengrin fühlt sich der Tenor hörbar angekommen und zeigt in einer gefühlvollen und schönen Interpretation, warum der Gralsritter seine Paraderolle ist.

Dann ist Pause. Ein allgemeines Gewusel bricht aus, die hausgemachten Stullen werden ausgepackt und die Zigaretten angezündet. Ich beobachte vergnügte Familien mit ihren Kindern. Ein kleines Mädchen im goldenen Rock und mit güldenen Sandalen hat sich für das Event wie eine Prinzessin in Schale geworfen und albert mit ihrem Bruder herum.

Auch die Kamerateams vom rbb, der das Konzert live übertragen, sind fleißig im Einsatz, interviewen den Tenor und mischen sich unter das Publikum, um Impressionen und O-Töne zu sammeln.

Gegen 21 Uhr geht das Konzert weiter. Nun steht die Musik des Klangmagiers Richard Strauss auf dem Programm. Die Philharmoniker spielen mit großer Plastizität „Till Eulenspiegels lustigen Streichen“. Die Musik trägt mich wie auf wogenden Wellen in weite Ferne. Dann singt Klaus Florian Vogt drei Strauß-Lieder mit großer Stimmschönheit.

Das grandiose Finale bildet die Suite op. 59 aus „Der Rosenkavalier“, was eine Art Best-of aus Strauss’ berühmtester Oper ist – ich erkenne die süße Walzermelodie „Nur mit dir“ wieder (amouröse Fantasien von Baron Ochs) und es geht auch dramatisch zu. Diese berauschende Musik ist so voller Farben, dass geradezu cineastische Bilder vor meinen Augen entstehen – sie würde sich auch gut als Filmmusik eignen. Die Philharmoniker spielen mitreißend und dabei differenziert, sie sind einfach erste Sahne.

Als erste Zugabe interpretiert der Tenor das Lied „Morgen“ (ebenfalls von Strauss) sehr gefühlvoll – im Lied geht es um Abschied und Wiedersehen (vielleicht im Jenseits) – ich bin total bewegt und gerührt.

Dann kommt die Zugabe, auf die sich das Stammpublikum die ganze Zeit gefreut zu haben scheint, für mich jedoch ein überraschendes Erlebnis ist: Zum flotten Marsch „Berliner Luft“ (Operettenlied von Paul Lincke, komponiert 1904, wurde bald zum Gassenhauer) werden die Handylichter geschwenkt und hier und dort glitzern Wunderkerzen (inzwischen ist es dunkel und die Sichel des Mondes steht silbrig am Himmel) und im Refrain wird freudvoll mit gepfiffen – das ist wirklich ansteckend. Ich kann gut verstehen, dass diese inoffizielle Hymne der Stadt eine liebgewordene Tradition als Abschlussstück des Konzerts der Philharmoniker in der Waldbühne ist.

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht und einem Pfeifen auf den Lippen folge ich schließlich wieder dem Strom der Menschen zur S-Bahnstation.

Es war magischer Konzertabend mit herrlicher Musik und der besonderen Stimmung unter freiem Himmel.

Bis zum nächsten Mal – in der Waldbühne lässt sich die Berliner Luft doch am besten schnuppern.

Jonas Kaufmann begeistert mit großen Gefühlen und italienischer Gesangskultur in der Alten Oper Frankfurt

Startenor Jonas Kaufmann präsentierte am Sonntag bestens disponierte ein vielseitiges und mitreißendes Arien-Programm aus Opern von Giuseppe Verdi und aus dem italienischen Verismo

Schon mit seiner Auftrittsarie „Celeste Aida“ aus Verdis Nil-Oper „Aida“ zeigt Kaufmann (53) seine langjährige Erfahrung im italienischen Fach und zaubert mit warmen Stimmfarben und langen Legatobögen ein verführerisches Klangerlebnis und beweist mit seinem leise an- und abschwellenden letzten Ton, wie perfekt er sein Instrument beherrscht. Aber der Tenor stellt seine Stimme immer in den Dienst der Musik und vor allem der Emotion, die er mit seinem Gesang seelenvoll zu transportieren versteht.

Tenor Jonas Kaufmann – Foto: Ansgar Klostermann/Pro Arte © Ansgar Klostermann

Anrührend und mit zarten Tönen bis hin zu dramatischen Ausbrüchen gestaltet er die Arie des Rodolfo aus „Luisa Miller“ und die des Riccardo aus „Un ballo in maschera“ – Figuren, die er bisher noch nie auf der Bühne verkörpert hat. Doch in seiner Interpretation werden die darzustellenden Männer mit ihren Liebesnöten sofort lebendig.

 

Zwischen den Arien des Tenors sorgen die aus den jeweiligen Opern stammenden Preludios für eine musikalische Einstimmung. Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Jochen Rieder spielt wohlklingend auf. Mit dem Dirigenten verbindet Kaufmann eine langjährige Zusammenarbeit, er ist sein Stammdirigent auf allen Tourneen. In den Arien merkt man, dass die beiden Musiker bestens harmonieren und Rieder den Orchesterklang einfühlsam den Bedürfnissen des Tenors anpasst.

Foto: Ansgar Klostermann/Pro Arte © Ansgar Klostermann

Einen grandiosen Höhepunkt vor der Pause liefert der Monolog des Otello aus der gleichnamigen Verdi-Oper. Wenn Kaufmann „Dio! mi potevi scagliar tutti i mali“ flüstert, so lastet hier die tiefe Verzweiflung des Otello auf jeder Silbe, jedem gehauchten Vokal, und man vergisst, dass ein Tenor im Frack auf der Bühne steht und wird hineingetragen in eine zutiefst ergreifende Seelenschau.

 

Beim Otello kann Kaufmann bereits auf drei Bühnenproduktionen zurückblicken (sein umjubeltes Rollendebüt gab er im Sommer 2017 am Royal Opera House in London), in denen er in die Haut dieses von Eifersucht Getriebenen geschlüpft ist und diesen eindringlich verkörpert hat – der gebürtige Münchner ist auch darstellerisch ein Ausnahmetalent. All diese Emotionen kann der Tenor innerhalb weniger Sekunden aus dem luftleeren Raum in sich heraufbeschwören und in der Alten Oper auf die Konzertbühne bringen. Das Publikum im fast ausverkauften Haus ist vollkommen mitgerissen und applaudiert enthusiastisch.

Jonas Kaufmann und Jochen Rieder – Foto: Ansgar Klostermann/Pro Arte © Ansgar Klostermann

Nach der Pause präsentiert der Sänger Glanzstücke aus dem Verismo. Ähnlich intensiv wie der Otello gelingt ihm das „Vesti la giubba“ des gebrochenen Clowns Canio aus „I Pagliacci“.

 

Eine erstaunliche Wandlung der Stimmung und auch der Stimmfarbe vollführt Kaufmann im darauffolgenden Stück, dem „Lamento des Federico“ aus der Oper „L’ Arlesiana“ von Francesco Cilea. Dieser Federico ist das italienische Pendant zum französischen Werther (nach Goethes literarischer Vorlage), beide sind junge Männer, die sich aus Kummer über die unerfüllte Liebe zu einer Frau das Leben nehmen. Hier gelingt es Kaufmann, die Reife vieler Jahre von seiner Stimme abzuwerfen und klingt mit lyrischen Tönen tatsächlich wie ein Jüngling. Mit fast liedhafter Stimmführung zeichnet er die Pein des Verliebten nach, die erst zum Ende hin seinen stimmgewaltigen Ausbruch findet. Hier kann Kaufmann mit kraftvollen Spitzentönen aufwarten.

 

Vor dem letzten Stück auf dem Programmzettel, dem bekannten und schon oft von ihm dargebotenen „Mamma! Quel vino è generoso“ des Turridu aus „Cavalleria rusticana“ (von Pietro Mascani), gibt es einen auflockernden Moment, als Kaufmann mit gelöster weißer Fliege und offenem Hemdkragen die Bühne betritt, dann lachend seinen derangierten Aufzug bemerkt und sich schnell wieder adrett herrichtet – hier springt auch der menschliche Funke ins Publikum über und der Startenor wird nahbar, der zuvor ein wenig reserviert und eher in sich gekehrt gewirkt hatte.

Foto: Ansgar Klostermann/Pro Arte © Ansgar Klostermann

Das Publikum zeigt sich von der Arie begeistert und gibt stehende Ovationen, die der bescheiden lächelnde Kaufmann mit vier Zugaben belohnt, darunter zwei italienische Canzonen, ein sehr sanftes und inniges „Ombra di Nube“ (Licinio Refice) und „Amor ti vieta“ aus Fedora (Umberto Giordano).

 

So verlassen die Musikbegeisterten das Opernhaus bewegt und mit einem Lächeln auf den Lippen und werden draußen von einer mild-mediterranen Frankfurter Frühlingsnacht empfangen, in der die Italianità noch eine Weile in ihnen nachklingen kann.

 

Wer Jonas Kaufmann bei nächster Gelegenheit (wieder oder zum ersten Mal) live auf der Bühne erleben möchte, der kann sich im Terminkalender auf dessen Homepage über alle Auftrittsdaten und Orte informieren: Kalender

Muss ich fürchten, als Schriftstellerin von ChatGPT ersetzt zu werden?

Vor kurzem ist das neuste Produkt aus Silicon Valley auf den Weltmarkt entlassen worden: ChatGPT („Generative Pre-trained Transformer“). Diese künstliche Intelligenz (KI) soll Medienberichten zufolge Unheimliches leisten und sogar so manche Zunft, u.a. schreibende Menschen, ersetzen können.

Muss ich um meine Zukunft als Autorin bangen?

Ich habe mir diesen Chatbot am Wochenende mal vorgeknöpft und ihn einigen schonungslosen (har har teuflisches Lachen) Experimenten unterzogen. Hier mein unparteiisches Protokoll:

ICH: Kannst du auch Geschichten schreiben? Bist du ein Schriftsteller?

ANTWORT KI: Als Sprachmodell bin ich in der Lage, Texte in verschiedenen Stilen und Genres zu generieren, einschließlich Kurzgeschichten. Ich kann eine Vielzahl von Geschichten erzählen, die auf verschiedenen Themen und Stimmungen basieren.

Allerdings bin ich kein Schriftsteller im traditionellen Sinne, da ich keine eigenen Ideen entwickle oder persönliche Erfahrungen oder Emotionen in meine Texte einfließen lassen kann. Meine Fähigkeit beruht auf statistischen Mustern, die ich aus großen Textmengen gelernt habe, und ich kann daher nur auf Basis von vorgegebenen Informationen und Anweisungen schreiben.

Nun denn, das sollte er mir beweisen. Ich habe ihn aufgefordert, eine Liebesgeschichte zu schreiben. Hierbei habe ich ihm ein lebensechtes Szenario vorgegeben (ich reise nämlich selbst in 3 Wochen zu den besagten DELIA-Liebesromantagen):

Die verheiratete Liebesromanautorin Imelda reist zur DELIA-Tagung nach Quedlinburg und trifft im Hotel auf den charmanten Kellner Ricardo und gerät in Versuchung, mit ihm eine Affäre zu beginnen.

Hier das Dokument mit meinen Vorgaben und allen Textantworten:

2023-02-26_Liebesgeschichte von ChatGPT_Arabella Meran

DAS SCHREIBT CHAT-GPT (innerhalb weniger Sekunden nach Eingabe der obigen Vorgaben):

Imelda Stern war eine Schriftstellerin, die seit Jahren in einer Ehe mit Torsten, einem langweiligen Beamten, gefangen war. Sie hatte schon lange keinen Sex mehr gehabt und fühlte sich oft vernachlässigt. Als sie die Einladung zu den Liebesromantagen von DELIA in Quedlinburg im Hartz erhielt, beschloss sie, alleine zu gehen und ihre Mann und ihre Tochter Laura zu Hause in Hamburg zu lassen.

Im Hotel Schlossmühle angekommen, traf Imelda ihre Kolleginnen und bekam ihr Zimmer zugewiesen. Schon bei ihrer Ankunft im Hotel fiel ihr der attraktive Oberkellner Ricardo auf, der sie mit seinen nussbraunen Augen und seinem strahlenden Lächeln begrüßte. Imelda spürte eine sofortige Anziehungskraft und fühlte sich von ihm magisch angezogen.

Während des Abendessens verschüttete Ricardo versehentlich die Suppe auf Imeldas Schoß. Sie lachten darüber und begannen sich näher kennenzulernen. Imelda war hin und her gerissen, ob sie eine Affäre mit Ricardo beginnen sollte. Sie hatte Gewissensbisse, aber sie konnte nicht leugnen, dass sie von ihm angezogen war und von erotischen Erlebnissen und großen romantischen Gefühlen träumte. (…)

Während des Experiments habe ich die Handlung der Geschichte vorangetrieben (der Bot stoppt nämlich immer nach 500 Wörtern), indem ich wiederholt weitere Vorgaben zu Plot und Dialog gegeben habe.

ICH: Schreibe weiter. Wie entscheidet sich Imelda?

Imelda war hin und her gerissen, ob sie eine Affäre mit Ricardo beginnen sollte oder nicht. Einerseits war sie von ihm fasziniert und angezogen, andererseits hatte sie Gewissensbisse, da sie verheiratet war und eine Tochter hatte. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, und die Entscheidung fiel ihr immer schwerer.

Zunächst einmal hat mich die rasende Geschwindigkeit erstaunt. Ich konnte kaum so schnell lesen, wie die Geschichte vor meinen Augen entstanden ist – und ich musste zwischendurch schallend lachen – über einige Ungereimtheiten, aber auch vor Überraschung über eine kleine Pointe im Dialog zwischen den Rivalen:

Ricardo (der Lover): „Ich denke, es ist besser, wenn wir auflegen. Ich wünsche euch alles Gute.“

Torsten (der betrogene Ehemann): „Das kannst du dir sparen.“

Eine fast unheimliche Überraschung war, was der Nachtwächter während der Führung sagt.

ICH: schreibe weiter. Wie läuft die Nachtwächterführung?

Imelda lauschte gebannt den Worten des Nachtwächters, der mit tiefer Stimme von längst vergangenen Zeiten erzählte. Als sie an einem besonders alten Gebäude vorbeikamen, erzählte er, dass hier einst eine berühmte Schriftstellerin gelebt hatte. Imelda spitzte die Ohren und fragte neugierig, wer diese Schriftstellerin denn war. Der Nachtwächter zog eine kleine Schriftrolle hervor und las vor: “Imelda Stern – eine begnadete Erzählerin, die es verstand, ihre Leserinnen und Leser mit ihren Romanen zu verzaubern.”

Imelda fühlte sich geschmeichelt und gleichzeitig unbehaglich. Wie würde sie sich fühlen, wenn sie später selbst einmal so berühmt sein würde, dass man sie auf Nachtwächterführungen erwähnte?

Mein erstes Erstaunen ist jedoch schnell einiger Unzufriedenheit gewichen.

Zunächst: Die KI schreibt als auktorialer Erzähler. Sie springt mal hier und mal da in die Innensicht, aber die Figuren bleiben mir emotional fremd.

Im ersten Versuch bestand die Geschichte aus reinem “Telling” (und endete auch mitten im Satz und ohne Sinn). Erst auf meine Aufforderung hin hat die KI Dialoge eingebaut. Allerdings gibt es hier nur „Talking Heads“. Nur an zwei Stellen kommt mal was Körperliches vor (über die Wange oder den Kopf streicheln).

Auch die Umgebung wird nicht eingebunden. Obwohl ich mit Quedlinburg einen Schauplatz vorgegeben habe, hat die KI keine spezifischen Straßen oder Häuser eingebaut, sondern nur Allgemeinplätze wie „idyllische Gassen und Fachwerkhäuser“ verwendet.

Sprachlich gibt es viele Wiederholungen und der Wortschatz ist begrenzt und ziemlich alltäglich (keine Individualität, keine eigene Stimme, keine Poesie).

Was die KI überhaupt nicht kann, ist Humor oder gar ein Flirt.

“Hey, du!”, sagte Ricardo und umarmte sie herzlich, als er sie sah. “Ich habe dich vermisst.”

Der Konflikt im Dialog mit Rede und Widerrede gelingt dagegen besser.

In weiteren Versuchen habe ich die KI eine Kussszene schreiben lassen (fand ich ganz nett, aber klischeehaft) .

In einem 4. Versuch sollte die KI eine Liebesgeschichte mit ganz wenigen Vorgaben schreiben.

ICH: Schreibe mir eine romantische Liebesgeschichte von einer Frau, die sich zwischen zwei Männern entscheiden muss. Mit Dialog. Und es soll Humor vorkommen.

Es war ein sonniger Frühlingstag, als Samantha zum ersten Mal auf den charmanten Anwalt Mark traf. Sie hatte ihn auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung kennengelernt, und obwohl sie zuerst unsicher war, ob sie ihn wiedersehen wollte, wurde sie von seiner bezaubernden Persönlichkeit und seinem Sinn für Humor angezogen.

Als sie jedoch den charmanten Arzt Alex traf, der im selben Krankenhaus wie sie arbeitete, wusste sie nicht mehr, was sie tun sollte. Alex hatte ein Lächeln, das sie schmelzen ließ, und eine ruhige Art, die sie beruhigte, wenn sie gestresst war.

Samantha war verwirrt, und als Mark sie zu einem romantischen Abendessen einlud, wusste sie, dass sie ihm ihre Gefühle gestehen musste. “Mark, ich muss dir etwas sagen”, begann sie. “Ich habe Gefühle für dich, aber es gibt auch jemand anderen, den ich sehr mag.”

Mark war überrascht, aber nicht entmutigt. “Ich verstehe”, sagte er. “Und ich möchte, dass du weißt, dass ich bereit bin, um dich zu kämpfen.” (…)

Hier hat die KI selbständig Figuren und Namen eingebracht: den Anwalt Mark (schlank und schön) und den Arzt Alex (auch schlank und schön). Na, sind das nicht total die Träummänner? Oder eher voller Klischees und ohne Individualität.

ICH: Beschreibe mehr, wie die Leute aussehen. Was für einen Charakter haben sie?

Entschuldigung, dass ich diese Details in meiner vorherigen Antwort ausgelassen habe. Hier ist eine Überarbeitung der Geschichte mit mehr Beschreibungen der Charaktere:

Es war ein sonniger Frühlingstag, als Samantha zum ersten Mal auf den charmanten Anwalt Mark traf. Mark war groß und schlank, mit dunklen Haaren und braunen Augen, die sie in ihren Bann zogen. Er trug einen maßgeschneiderten Anzug, der seine eleganten Züge unterstrich, aber er hatte auch eine entspannte Art, die sie sofort beruhigte. Mark hatte einen cleveren Sinn für Humor, der Samantha zum Lachen brachte, und sie fand ihn unglaublich charismatisch.

Als sie jedoch den charmanten Arzt Alex traf, der im selben Krankenhaus wie sie arbeitete, wusste sie nicht mehr, was sie tun sollte. Alex war groß und gut gebaut, mit dunklen Locken und strahlend blauen Augen, die jedes Mädchen zum Schmelzen brachten. Er hatte eine ruhige, aber bestimmte Art, die sie beruhigte, wenn sie gestresst war, und er hatte ein Lachen, das sie immer wieder hören wollte. Alex war ein leidenschaftlicher Arzt, der sich um seine Patienten kümmerte und sich für das Wohlergehen der Menschen einsetzte. (Text geht weiter wie oben)

Hier habe ich mich bei der KI beschwert und mir mehr Unterscheidbarkeit und Diversity bei den beiden Männerfiguren gewünscht.

ICH: Die beiden Männer sind sich viel zu ähnlich. Ich kann sie nicht unterscheiden.

Es tut mir leid, dass die Charakterbeschreibungen nicht ausreichend waren, um die beiden Männer unterscheidbar zu machen. Ich werde versuchen, sie genauer zu beschreiben:

Mark war ein erfolgreicher Anwalt, der gerne seine Zeit mit Freunden verbrachte. Er war der extrovertierte Typ, der auf Partys gerne im Mittelpunkt stand und sich gerne mit Menschen unterhielt. Sein Selbstbewusstsein war manchmal ein wenig überwältigend, aber er hatte auch ein großes Herz und war sehr aufmerksam gegenüber den Bedürfnissen anderer. Er hatte eine Vorliebe für schnelle Autos und teure Kleidung, aber er war auch ein Mann, der wusste, wie man einer Frau ein Kompliment machte und wie man sie zum Lachen brachte.

Alex war ein leidenschaftlicher Arzt, der viel Zeit damit verbrachte, seine Fähigkeiten zu verbessern und für seine Patienten da zu sein. Er war ruhig und zurückhaltend, aber wenn man ihn besser kennenlernte, zeigte er eine tiefe Intelligenz und einen Sinn für Humor, der unter seiner ruhigen Fassade zum Vorschein kam. Er war ein Mann mit einem großen Herzen und einer starken Verbindung zu seinen Freunden und seiner Familie. Alex hatte ein Faible für das Lesen von Klassikern und das Spielen von Klavier in seiner Freizeit.

Ich hoffe, dass diese Beschreibungen die beiden Männer klarer voneinander unterscheiden und ihre Charaktere besser veranschaulichen.

ICH: Warum sind die Männer immer groß, schlank und gutaussehend? Das ist nicht divers.

Sie haben vollkommen recht. Ich entschuldige mich dafür, dass ich in meiner vorherigen Antwort stereotype Beschreibungen verwendet habe. Es ist wichtig zu betonen, dass das Aussehen und der Körperbau einer Person nicht die einzigen oder entscheidenden Faktoren bei der Beurteilung ihres Charakters und ihrer Persönlichkeit sein sollten. Vielmehr ist es wichtig, Menschen in all ihrer Vielfalt darzustellen, unabhängig von ihrem Aussehen, ihrer Größe oder ihrem Hintergrund. Jeder Mensch hat einzigartige Eigenschaften und Erfahrungen, die sie als Individuen auszeichnen, und es ist wichtig, diese Unterschiede in Geschichten zu berücksichtigen und zu feiern. In Zukunft werde ich mich bemühen, diverse und realistische Charaktere zu erschaffen.

ICH: Dann beschreibe Marc und Alex nun divers.

Natürlich, ich werde gerne versuchen, die beiden Charaktere in einer diverseren Art und Weise zu beschreiben:

Mark war ein erfolgreicher Anwalt mit einem lässigen Kleidungsstil und einem strahlenden Lächeln. Er war ein extrovertierter Mensch, der gerne seine Zeit mit Freunden verbrachte und gute Gespräche führte. Seine Persönlichkeit war sehr zugänglich und er hatte eine Vorliebe für Musik, Kunst und Reisen. Mark war auch ein Mann, der sich für soziale Gerechtigkeit einsetzte und ständig daran arbeitete, die Welt um ihn herum zu einem besseren Ort zu machen. Er war stolz auf seine jüdischen Wurzeln und engagierte sich aktiv in der lokalen jüdischen Gemeinde.

Alex war ein engagierter Arzt, der sich leidenschaftlich für seine Arbeit und seine Patienten einsetzte. Er war ein Mann von durchschnittlicher Größe mit kurzen Locken und einem freundlichen Lächeln. Er war ruhig und introvertiert, aber wenn er sprach, waren seine Worte weise und sorgfältig gewählt. Alex hatte eine Leidenschaft für Musik und spielte gerne Klavier in seiner Freizeit. Er war auch ein Mann, der sich für Umweltschutz und Nachhaltigkeit einsetzte und ständig versuchte, seinen ökologischen Fußabdruck zu verringern.

Ich hoffe, dass diese diverseren Beschreibungen der beiden Charaktere dazu beitragen, ihre Persönlichkeiten und Merkmale besser zu veranschaulichen, und dass sie ein realistischeres und vielfältigeres Bild der Menschen in unserer Welt widerspiegeln.

Ich muss lachen. Die KI verwechselt Diversity wohl mit sozialem Engagement und Umweltbewusstsein. Und Mark hat “jüdische Wurzeln” bekommen.

Wie findest du die Texte und Figuren der KI?

Ich bin nach diesem Experiment jedenfalls völlig beruhigt: Mein Arbeitsplatz als Schriftstellerin wird mir niemals durch eine KI streitig gemacht werden.

Ich werde den ChatBot jedoch in nächster Zeit als Recherchetool testen. Bei meinen Tests hat mir die KI schneller als eine herkömmliche Suchmaschine Antworten auf konkrete Suchanfragen geliefert. Allerdings ohne Quellenangaben, also nicht nachprüfbar. Aber als erste Orientierung könnte das hilfreich sein.

Willst du ChatGPT auch mal als Assistent beim Schreiben oder bei der Recherche ausprobieren?

Oder gibt es andere Bereiche, in denen du die K.I. für dich nutzen kannst?

Gelungene Buchpremiere von „Das Lachen der Pinguine“ am Valentinstag

Am 14. Februar 2023 ist endlich der lang ersehnte Tag gekommen, an dem mein Debütroman „Das Lachen der Pinguine“ in die Welt entlassen wird. Diesen „Bookbirthday“ habe ich in einer Premierenlesung im Antiquariat PRIMOBUCH in Steglitz zusammen mit einem herzlichen Publikum und mit musikalischer Begleitung gefeiert.

Diesen besonderen Abend möchte ich für euch in dieser Bilderschau Revue passieren lassen.

Vorbereitung

Bereits vier Tage vor dem großen Ereignis habe ich begonnen, meine Lesung vorzubereiten: Lespassagen aussuchen und einen Programablauf erstellen. Hierzu habe ich mir wiederholt die Texte laut vorgelesen und mit Bleistift wild in meinem Buch herumgestrichen, denn ich musste einiges kürzen und komprimieren, damit der Zeitrahmen nicht gesprengt wird.

Mit Stoppuhr bei der Probe
Mitkommen müssen: Mein Leseexemplar (essentiell!), der Ablaufplan, eine Uhr, mein kleiner Pinguin als Maskottchen, die Kiste für die Lose und natürlich Schokolade als Nervennahrung.
Meine Packliste, damit ich auch ja nichts vergesse
Das Dankeschön-Geschenk für meinen Gitarristen. Die Pinguin-Tasse ist ein Einzelstück, das ich extra für diesen Anlass gestaltet habe.
Lose basteln (Nummern 11-59)
Die zwei Exemplare für die Verlosung in Herzen hüllen
Am Lesungstag um 16 Uhr ist mein Koffer gepackt. Bald breche ich auf. Ich muss eine Stunde quer durch Berlin nach Steglitz mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zuckeln.

Ankunft im PRIMOBUCH und Backstage

Auf den Glockenschlag um 18 Uhr komme ich beim Veranstaltungsort an.

Auf der Glastür ins PRIMOBUCH prangt schon mein Lesungsplakat.

Die Inhaberin Frau Moser und ihr Helfer haben den Kunstraum schon für die Lesung vorbereitet: 34 Stühle warten auf die Besucher:innen. Ich richte mich an meinem Lesetisch ein und bekomme fürsorglich einen Kräutertee serviert. Um 18:30 Uhr treffen meine Schwester Caroline und Matthias, mein Gitarrist, ein.

Matthias spielt sich warm. In der Zwischenzeit habe ich das Board hinter meinem Leseplatz dekoriert mit Herzen und meinen Büchern.
Während ab 18:45 Uhr die Leute eintrudeln, ziehe ich mich in meine Künstlergarderobe zurück. Hier leisten mir Audrey Hepburn und ein roter Staubsauger Gesellschaft.
Bevor es los geht schnell noch ein Stück Schokolade essen und meine Erscheinung im Spiegel checken.

Die Lesung

Pünktlich um 19 Uhr beginnen wir mit der Lesung. Die Inhaberin stellt mich vor und ich begrüße meinerseits das Publikum und gebe einen kurzen Ausblick auf den Programmablauf. Es sind tatsächlich 32 Menschen gekommen und der Raum ist voll.

Ich beginne die Lesung mit dem Prolog: Die Stimme der Antarktis.
Das Publikum lauscht andächtig und irgendwie spüre ich positive Resonanzen.
Hin und wieder lachen die Leute über witzige Stellen im Text, was mich sehr freut.
Matthias spielt zwischen jeder Lese-Passage ein selbst komponiertes Musikstück (etwa 1-2 Minuten pro Einsatz). Seine Musik trägt die Gedanken in der Fantasiewelt weiter.

Nach 35 Minuten machen wir Pause. Die Gäste erfrischen sich mit Getränken und ich ziehe mich kurz in die Garderobe zurück, plaudere dann aber auch mit einigen Freundinnen, die gekommen sind, um diesen besonderen Abend mit mir zu teilen. Um 20 Uhr geht es weiter.

Im zweiten Teil der Lesung stelle ich Jesse vor, die einen alles andere als romantischen Valentinstag erlebt.
Hier zeige ich die Fotos aus der Antarktis von Caroline Mikkelsen, die mir ihr Sohn großzügigerweise aus ihrem Familienalbum überlassen hat.
Eine freundliche Glücksfee aus dem Publikum zieht die 4 Gewinnerinnen aus dem Losbeutel.
Gewinnzahlen: 13, 33, 22 (wer hat Schnaps?)
Preisübergabe (Marzipankartoffeln – die im Roman von Caroline Mikkelsen mit Vorliebe genascht werden)

Nach der Verlosung mache ich noch eine Fragerunde und erkläre ein wenig die Entstehungsgeschichte des Buchs und spreche über meine anderen Romane, die in naher Zukunft erscheinen werden. Wir stellen lachend fest, dass offenbar das verbindende Element in allen meinen Büchern ist, dass immer leckere Torten vorkommen. Und natürlich starke Frauen, die sich in einer von Männern dominierten Welt behaupten müssen. Auch die Verbundenheit unter Schwestern und die Freundschaft unter Frauen sind wiederkehrende Themen in meinen Romanen.

Da passt es wunderbar, dass zwei meiner lieben Freundinnen und Wegbegleiterinnen aus dem Schreib-Studium mich am Ende des Abends mit Blumensträußen beschenken.

Herzlichen Dank liebe Vera und liebe Claudia für die herrlichen Blumen!
Herzlichen Dank auch an dich, Matthias, für deine musikalische und moralische Unterstützung.

Am Ende signiere ich noch die Bücher und einige Damen aus dem Publikum kommen an meinen Tisch und sagen mir, was ihnen besonders gut an meiner Lesung gefallen hat (der Humor). Eine Dame erzählt, dass sie Pinguine liebt und daheim schon eine Sammlung von über hundert Figuren hat. Eine andere Zuhörerin hat auch eine besondere Verbindung zur Antarktis, denn ihr Sohn ist als Forscher dort stationiert. Ich freue mich über diesen bereichernden und erfreulichen Austausch.

Gegen 21 Uhr verabschiede ich mein Publikum. Ich bin immer noch ganz erfüllt und dankbar, dass ich meinen Roman mit solch interessierten Menschen teilen durfte, die mir ein positives Gefühl vermittelt haben. Eine schöne Belohnung für all die Arbeit und beinahe 4 Jahre voller Bemühungen vom Beginn bis zur Veröffentlichung, die in diesem Debütroman stecken.

Schön, dass ich diesen Moment auch mit meiner lieben Schwester Caroline teilen konnte.

Last but not least möchte ich hier noch einmal Frau Moser von Primobuch danken, die mich eingeladen hat, und solch einen schönen und professionellen Rahmen für meine Lesung gegeben hat.

Nachhall

Duftende Augenweide am nächsten Morgen
Nachhall im Herzen

Exklusive Fotos und Blick hinter die Kulissen zu meinem Debütroman “Das Lachen der Pinguine”

In einer Woche ist es endlich soweit und mein Debütroman Das Lachen der Pinguine – Caroline Mikkelsen, die erste Frau in der Antarktis erblickt am Valentinstag 2023 offiziell das Licht der Bücherwelt.

Als Vorgeschmack könnt ihr auch gerne schon die brandneue Fotogalerie anschauen, die meine Recherche zum Roman und der historischen Person von Caroline Mikkelsen (später Mandel) illustriert:

Fotogalerie zu “Das Lachen der Pinguine”

Ich wünsche euch viel Freude an den Bildern und hoffe, ihr seid gespannt darauf, das Buch zu lesen.

Ein besonderer Moment: Zum ersten Mal meinen Debütroman in Händen halten

Heute hat der Paketbote mir eine besondere Lieferung gebracht:

Schau im Video, was sich darinnen verbirgt:

Hier siehst du eine glückliche Autorin:

Mein Verlag Tinte & Feder (Amazon Publishing) hat mir 30 Rezensionsexemplare geschickt. In den nächsten Tagen werde ich diese Bücher auf die Reise zu ihren Lesenden schicken und hoffe auf viele erfreuliche Rezensionen.

Das Lachen der Pinguine – Caroline Mikkelsen, die erste Frau in der Antarktis von Arabella Meran (also mir) erscheint im Handel am 14. Februar 2023 – als Taschenbuch und als eBook. Du kannst es überall dort kaufen, wo es Bücher gibt.

Daniel Barenboim und die Staatskapelle Berlin begrüßen das neue Jahr 2023 mit Beethovens Neunter

Staatsoper Unter den Linden, 1. Januar 2023

Kein Stück der Musikgeschichte ist so sehr aufgeladen mit Mythos und Tradition wie die 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven. Kein Wunder also, dass Daniel Barenboim dieses Stück für das Konzert zum Jahreswechsel ausgewählt hat – es ist Begrüßung und vielleicht auch Abschied zugleich. Man hat den Eindruck, als schließe sich ein Kreis.

So gab der Generalmusikdirektor vor 30 Jahren, als er 1992 die musikalischen Geschicke der Staatsoper Unter den Linden in die Hand nahm, mit genau dieser Sinfonie seinen Einstand. Seither hat Maestro Barenboim dieses Stück mehr als 50 Mal mit der Staatskapelle zum Erklingen gebracht, unter anderem bei besonderen Anlässen.

So beschwor die musikalische Ode an die Freude im Jahr 2009 in einem Open-Air-Konzert vor dem Brandenburger Tor (u.a. mit Jonas Kaufmann und René Pape) mit seiner Botschaft von Humanität und Versöhnung aller Menschen den Geist der deutschen Demokratie zur Feier des 60. Geburtstag der BRD .

Auch bei der Premiere des publikumswirksamen Formats „Staatsoper für alle“ auf dem Bebelplatz im Jahr 2008 und erneut im Jahr 2017 zur Feier des Wiedereinzugs des Spielbetriebs in das grundsanierte Haus Unter den Linden begeisterte diese universelle Sinfonie die Zuhörenden.

Doch die Verbindung von Beethovens 9. Sinfonie mit Berlin reicht noch viel weiter zurück. Nach seiner Uraufführung am 7. Mai 1824 im Wiener Kärntnertortheater unter der Leitung von Beethoven persönlich erklang seine revolutionäre Sinfonie zwei Jahre später, am 27. November 1826 in der preußischen Hauptstadt im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt. Das außergewöhnliche Werk mit seiner expressiven Fülle und dem Chorfinale sorgte beim damaligen Publikum für Erstaunen und auch für eine gewisse Irritation.

Wer übrigens die Originalpartitur dieses Ausnahmewerks bestaunen möchte, findet diese heute in der Berliner Staatsbibliothek verwahrt vor, da Beethoven diese Komposition seinerzeit König Friedrich Wilhelm III. von Preußen gewidmet hat.

Das Publikum besteht aus Berlinern und Klassikfans, die in Reisebussen von weither angereist sind.

Heutzutage gehört die 9. Sinfonie zu den meistgespielten und auch einem breiten Publikum bestens bekannten Musikstücken, vor allem natürlich der IV. Satz mit dem monumentalen Chor und den vier Solistenstimmen in der Vertonung von Friedrich Schillers (1759-1805) Ode „An die Freude“.

Um diese weltumspannende Hymne an die Menschlichkeit, Liebe und Hoffnung zu erleben, sind auch an diesem Sonntagnachmittag tausende von Menschen in die Staatsoper geströmt, das Haus ist ausverkauft.

Pünktlich um 16 Uhr nehmen die Orchestermusiker ihre Plätze auf dem Podium ein und stimmen sich ein. Dann wird es still und alle warten auf ihren Dirigenten. Doch der kommt nicht. Es vergehen einige Minuten des gespannten Stillsitzens, allmählich wispert es unruhig im Publikum. Nach etwa fünf Minuten erhebt sich Intendant Matthias Schulz von seinem Sitzplatz im ersten Rang, wo er eigentlich als Hausherr dem Konzert lauschen möchte, und eilt hinaus. Das Raunen nimmt zu. Was ist mit Daniel Barenboim?

Die allgemeine Sorge ist verständlich, denn der Generalmusikdirektor musste in den letzten Monaten einige Konzerte wegen seiner „schweren neurologischen Erkrankung“ absagen. Im November 2022 beging der argentinisch-israelische Pianist und Dirigent seinen 80. Geburtstag – ohne die geplanten Galakonzerte zu seinen Ehren selbst leiten zu können. Umso erstaunlicher ist es, dass er für die beiden Konzerte zum Jahreswechsel wieder vor das Dirigentenpult treten will.

Matthias Schulz kommt auf die Bühne, begrüßt das besorgte Publikum und bittet um ein wenig Geduld: „Daniel Barenboim ist im Haus. Es dauert noch 2 bis 3 Minuten.“

Tatsächlich betritt der Maestro kurz darauf unter herzlichem Applaus die Bühne und aberhunderte von Augenpaaren verfolgen, wie er vorsichtig mit kleinen Schritten zum Podest tippelt und unter offensichtlicher Mühe auf seinen Stuhl klettert. Daniel Barenboim ist von seiner Krankheit gezeichnet, legt dabei jedoch große Würde und Entschlossenheit an den Tag, seinem Orchester an diesem Nachmittag wieder die magischen Klänge der legendären Sinfonie zu entlocken.

Sobald der Dirigent seinen Platz eingenommen hat, scheint die körperliche Unsicherheit von ihm zu weichen und mit Taktstock und sparsamer Gestik leitet er die Staatskapelle routiniert durch die ersten Sätze der Sinfonie. Das Orchester zeigt einen harmonischen Klang und legt sich für seinen geschwächten Maestro besonders ins Zeug.

Chor und Solist:innen: Sopran Camilla Nylund, Mezzosopran Marina Prudenskaya, Tenor Saimir Pirgu und Bass René Pape.

Schließlich kommt der Moment, auf den alle gewartet haben: Der Chor und die Solisten auf der hinteren Bühne erheben sich und René Papes voller Bass tönt durch den Saal in seinem Solo:

„O Freunde, nicht diese Töne!

Sondern lasst uns angenehmere

anstimmen, und freudenvollere!”

Der altgediente Kammersänger singt und verkörpert diesen Hoffnungsträger auf ideale Weise und man möchte ihn am liebsten sogleich zum Anführer einer Friedensbewegung machen. Der Chor stimmt ein und der „Freude schöner Götterfunke“ springt auf das Publikum über.

Die Stimmen von Sopran Camilla Nylund und Mezzosopran Marina Prudenskaya vereinen sich harmonisch. Tenor Saimir Pirgu schleudert seine Solopassage

„Laufet, Brüder, euer Bahn,

Freudig, wie ein Held zum Siegen!“

ein wenig abgehackt hervor, hier wäre mehr Legato wünschenswert gewesen.

Der Staatsopernchor (geleitet von Martin Wright) bietet ein wundervoll sphärisches Klangerlebnis.

„Seid umschlungen, Millionen!

Diesen Kuss der ganzen Welt“

verströmt das Gefühl universeller Verbundenheit und Nächstenliebe.

Nachdem der letzte Ton verhallt ist, brandet Jubel im Auditorium auf und das ergriffene Publikum feiert das musikalische Erlebnis und vor allem Daniel Barenboim mit stehenden Ovationen.

Standing Ovations für Daniel Barenboim und die Mitwirkenden

Der Generalmusikdirektor nimmt diese Bekundung von jahrelang gewachsener Zuneigung mit einem sanften Lächeln entgegen. Ein Hauch von Wehmut und Abschied liegt in der Luft.

Daniel Barenboim bedankt sich bei seinen Solist:innen.
Ein begeistertes und dankbares Publikum huldigt Maestro Barenboim.

Jonas Kaufmann und die Berliner Philharmoniker bringen italienisches Lebensgefühl in den Konzertsaal

Berliner Philharmonie, Freitag, 30.12.2022

Das traditionelle Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker lockt jüngere sowie ältere Klassikbegeisterte in den bis auf den letzten Stehplatz besetzten Saal. Die Konzertserie mit italienischem Programm unter der Leitung von Kirill Petrenko mit Startenor Jonas Kaufmann als Gast wird an drei Abenden in Folge dargeboten, heute, am mittleren Tag, sind schon ein halbes Dutzend Kameras im Einsatz und proben für die weltweite Live-Ausstrahlung des Konzerts am letzten Tag des Jahres 2022 über das Internet, in unzählige Kinosäle auf der ganzen Welt und auf die TV-Bildschirme daheim über Arte.

 

Zum Auftakt bieten die Berliner Philharmoniker die Ouvertüre aus der Oper La forza del destino (Die Macht des Schicksals) von Giuseppe Verdi dar. Das Schicksalsmotiv braust durch den Saal und trägt die Zuhörenden in eine Innenwelt voller Kämpfe und Verzweiflung. Daran knüpft Jonas Kaufmann mit seiner Arie aus derselben Oper an. Während im Vorspiel die sehnsuchtsvolle Melodie der Solo-Klarinette erklingt, verwandelt sich der graugelockte Tenor im Frack emotional in die gepeinigte Figur des Don Alvaro, der mit »La vita è inferno all’infelice … Oh, tu che in seno agli angeli« sein Leben zwischen zwei Welten als “Mestize” (Sohn eines Spaniers und einer Inkaprinzessin) und seine unstillbare Sehnsucht nach seiner Geliebten Leonore schmerzvoll besingt. Hier zeigt Kaufmann die ganze Bandbreite seiner gesanglichen Gestaltungskunst. Er lässt die Töne variantenreich an- und abschwellen und bildet eine fließende Gesangslinie (Legato) wie es der italienische Stil erfordert. Durch seine gefühlsgeladene Interpretation taucht man als Zuhörende ganz ins Seelenleben dieser Opernfigur ein.

 

Als nächstes wird eine Rarität zu Gehör gebracht. Die Oper Giulietta e Romeo von Riccardo Zandonai (uraufgeführt 1922) ist eine veristische Umsetzung des weltbekannten Dramas um das tragische Liebespaar Romeo und Julia. Dieses Stück hat es leider nicht ins gängige Repertoire der Opernhäuser geschafft. Umso schöner, diese Perle in der ergreifenden Interpretation von Jonas Kaufmann zu erleben: »Giulietta! Son io!«, schluchzt Romeo am Totenbett seiner Julia. Der Tenor bringt Trauer und Schmerz eindringlich zum Ausdruck, ohne dabei pathetisch zu wirken. Mit großer Innigkeit und warmen Stimmfarben gestaltet er diese Arie, die direkt ins Herz geht.

 

In der Ballettmusik Romeo und Julia, Suite Nr. 1 op. 64a: Tybalts Tod von Sergej Prokofjew schließen die Philharmoniker an den Stoff an. Kirill Petrenko lässt das Orchester seine ganzen Facetten zeigen und überzeugt mit einem mitreißenden und immer transparenten Klangerlebnis.

Die Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Kirill Petrenko

Nach der Pause bietet Kaufmann das bekannte „Improvviso“ dar, die Auftrittsarie des Andrea Chénier aus der gleichnamigen Oper von Umberto Giordano. Mit »Un di all’ azzurro« beschreibt der Poet am Vorabend der französischen Revolution die Schönheit der Natur und die gegensätzliche Armut der Landbevölkerung und klagt die Ignoranz des Adels im Angesicht dieser Not an. Kaufmann hat diese Rolle schon oft auf der Opernbühne dargestellt und man merkt, dass er in dieser Arie ganz zuhause ist. Der Tenor begeistert mit kraftvoll schillernden Ausbrüchen und wechselt dabei mühelos in sanfte und schwelgerische Passagen.

 

Sodann wird man von den Philharmonikern in Pietro Mascagnis Intermezzo aus Cavalleria rusticana (uraufgeführt 1890) in ein hitziges sizilianisches Dorf entführt. Diese Oper gilt als Meisterwerk und Blaupause für den Verismo, einen Musikstil, der die Gefühle wahrhaftig und naturalistisch ausdrückt. Die ungeschönte Wahrheit über die Liebe bekommt man sodann in der herzzerreißenden Abschiedsarie des Turiddu präsentiert: »Mamma, quel vino è generoso«, singt Kaufmann. Hier zeigt der Tenor, dass er mit Leib und Seele Sängerdarsteller ist, der in seine Rollen hineinschlüpft und deren Gefühle wahrhaftig durchlebt. Mit subtilem Schwanken sieht man den trunkenen Turridu, auf dem Gesicht des Sängers sind die Gefühle im Wechsel zwischen schmerzlicher Bitte, Melancholie und aufblitzender Hoffnung zu erkennen. Auch gesanglich bietet Kaufmann das ganze Wechselbad der Gefühle dar, er hält nichts zurück, gibt alles.

Besonders bemerkenswert ist, dass der Sänger in dieser Marathon-Serie der Konzertabende kein Sparprogramm fährt, auch wenn er sicherlich seine Kräfte klug einteilt, sondern für sein Publikum in diesem Moment sein Bestes gibt. Der emotionale Funke springt vollends über und Kaufmann wird mit enthusiastischem Applaus belohnt.

 

Die Stimmung bleibt italienisch in den folgenden Stücken von Nino Rota, der sich vor allem als Komponist von Filmmusiken einen Namen gemacht hat. In La strada, Orchestersuite: 1. Nozze in campagna – »È arrivato Zampanò« und Orchestersuite: 2. I tre suonatori e il »Matto« sul filo lassen die Philharmoniker die Welt der Schausteller lebendig werden, mit Witz und Melancholie.

 

Das große musikalische Finale bietet die Capriccio italien op. 45 von Peter Tschaikowsky. Der Komponist verbrachte den Winter 1879/80 in Rom und beobachtete mit Vorliebe das bunte Treiben der Menschen auf den Straßen und Plätzen der ewigen Stadt. Besonders beeindruckt haben ihn die Natürlichkeit und Fröhlichkeit der Römer. Diese Eindrücke hat er in sein Orchesterstück einfließen lassen. Während Kirill Petrenko geradezu auf seinem Podest tanzt, zeigen die Berliner Philharmoniker ihr ganzes Können und man fühlt sich auf ein Volksfest ins bella Italia versetzt. Das Tamburin klingt volkstümlich und greift traditionelles Liedgut auf. Wenn ein musikalisches Thema wie in einer La-Ola-Welle von den Kontrabässen ganz rechts durch das ganze Orchester wogt und im Rund letztlich die ersten Geigen ganz links erreicht, wird man auf diesem Strom mitgetragen. Der musikalische Hochgenuss wird vom Publikum mit großem Jubel gefeiert.

Jonas Kaufmann beim Schlussapplaus

Weil man gar nicht möchte, dass der Abend endet, schenkt Jonas Kaufmann dem Publikum noch mit Parla più piano von Nino Rota eine Zugabe mit viel italienischem Flair. Den temperamentvollen Abschluss geben die Philharmoniker mit der Tarantella von Dmitri Schostakowitsch.

Das grandiose Konzert kann auch im Nachhinein noch genossen werden, denn die Darbietung vom 31.12.2022 wurde aufgezeichnet und kann hier angeschaut werden:

In der Digital Concerthall der Berliner Philharmoniker

und Arte Mediathek.

Zweifacher Konzertgenuss für mich am Donnerstag (29.12.) auf einem Stehplatz und am Freitag (30.12.) im Parkett mit Pressekarte.