Welche Rolle spielt der Perfektionismus beim Schreiben eines Romans?

Für mich als Autorin bedeutet Perfektionismus beim Schreiben nicht, ein makelloses und fehlerfreies Endprodukt (das gedruckte Buch) zu produzieren.

Perfektion ist für mich ein Ideal, nach dem ich strebe, es aber niemals erreichen werde. Vielmehr kommt es auf das unermüdliche Anstreben dieses Zieles an.

Perfektionismus beim Schreiben und Überarbeiten

Beim Schreiben und Überarbeiten eines Manuskripts richtet sich mein Streben also darauf, das Bestmögliche aus meiner Geschichte und dem Sprachmaterial herauszuholen. Das erfordert einen großen Einsatz, ich muss mir meinen Text immer wieder vornehmen und daran schleifen – an der Dramaturgie, der emotionalen Entwicklung der Figuren und nicht zuletzt an der Sprache – hier könnte man wirklich unendlich weitermachen, denn ein Text lässt sich sprachlich immer wieder umformen.

Bei meinen beiden historischen Romanen „Das Lachen der Pinguine“ und „Im Takt ihrer Träume“ habe ich das jeweilige Manuskript zuerst in der Rohfassung geschrieben, dann nach Feedback einer Testleserin zwei Mal überarbeitet und schließlich an meinen Verlag Tinte & Feder gegeben. Dort habe ich zwei Lektoratsrunden (zuerst Inhalt, dann Stil) und zwei Korrektoratsrunden durchlaufen. Also habe ich einen Text von rund 500 Seiten (ca. 110.000 Wörtern) rund sieben Mal durchgearbeitet. Damit einem hierbei nicht die Puste ausgeht, ist der Wunsch nach Perfektion für mich ein wichtiger Motor.

Ich kann jedoch sagen, dass mir dieser Prozess viel Freude bereitet. Es ist zwar anstrengend, aber gleichzeitig auch ein schönes Gefühl, wenn ich währenddessen und am Ende immer den Eindruck habe, eine Verbesserung erzielt zu haben – wobei dies natürlich immer subjektiv ist: Was möchte ich als Autorin ausdrücken? Habe ich alle Tiefen und Möglichkeiten ausgeschöpft? Am Ende dieses Prozesses steht idealerweise ein Buch, mit dem ich selbst vollständig zufrieden bin.

Dann ist der Zeitpunkt gekommen, einen Text loszulassen und in die Welt zu entlassen. Ob und wie der Roman dann der individuellen Leser:in gefällt, ist höchst unterschiedlich und liegt auch außerhalb meines Einflussbereichs.

Wichtig für meinen inneren Frieden ist, insbesondere, wenn ich auch Kritik für mein Buch einstecken muss, dass ich selbst im Reinen damit bin, weil ich weiß, dass ich das (für mein Empfinden) Bestmögliche herausgeholt habe.

Fehler nach der Veröffentlichung gefunden

Auch nach Veröffentlichung eines Buches kommt es vor, dass mir Lesende einen Fehler melden, den sie im Buch entdeckt haben.

Dass es fast unmöglich ist, ein formal (Rechtschreibung und Grammatik) perfektes Buch zu veröffentlichen, habe ich kürzlich erst wieder gemerkt. Einen Monat nach Veröffentlichung hat mir eine Leserin den folgenden Tippfehler gemeldet:

Finde den Fehler: »Zu Feier des Tages lade ich dich ins Kaffeehaus ein«, verkündete Johanna.

Da frage ich mich: Wie kann das bloß sein, wo doch zwei Lektorinnen, zwei Korrektorinnen und ich das Manuskript so gründlich durchleuchtet haben? Menschen arbeiten eben nicht perfekt (Rechtschreibsoftware noch weniger). Hier ist es an der Zeit, andere Stimmen meiner Autorin-Persönlichkeit zu aktivieren:

Die Gelassenen und die Großzügige: „Let it be“, singen sie mir zu. „Okay, Fehler passieren“, gibt die Perfektionistin seufzend zu.

Was macht ein „perfektes“ Buch für Sie bzw.  dich als Lesende/r aus?

Supermom oder Rabenmutter? Die Mutterrolle im Roman

Wie sieht die Mutterrolle in Büchern aus? Als ich darüber nachgedacht habe, welche Rolle die Mutterschaft in meinen bisher fünf Romanen spielt, war ich selbst erstaunt, wie zentral diese ist.

Was eigentlich nicht verwundern sollte, denn die Mutter spielt im Leben eines jeden Menschen eine prägende Rolle. Sie schenkt einem das Leben, nährt, beschützt und bestraft ihr Kind. In der Literatur wird die Mutter oft in Extremen geschildert: Wer kennt nicht die böse Stiefmutter aus der Märchenwelt, das „Schwiegermonster“ und die „Rabenmutter“?

Oder die Mutter wird als Glucke, „Supermom“ oder Heilige in ihrer Aufopferung porträtiert. Dabei denke ich zum Beispiel an Fantine in „Die Elenden“ von Victor Hugo, die als ledige Mutter für den Unterhalt von Töchterchen Cosette zuerst ihre Haare abschneidet, dann ihre Zähne ziehen lässt und zuletzt ihren ganzen Körper in der Prostitution verkauft und schließlich ausgelaugt stirbt.

Ich liebe die peinliche Mutter von Elizabeth Bennet in „Pride and Prejudice“ (dt. „Stolz und Vorurteil“) von Jane Austen. Sie ist eine herrlich komische Figur, die ihre Tochter gehörig in Verlegenheit bringt und auch einen Bremsklotz für ihr Liebesglück darstellt, denn Mr. Darcy ist wegen dieser Mutter zunächst abgeschreckt und nimmt sie schließlich nur zähneknirschend in Kauf bei seinem Heiratsantrag.

Kennst du den Film „Meine liebe Rabenmutter“ (1981) mit Faye Dunaway als eitle und cholerische Hollywood Diva Joan Crawford? Der Film basiert auf der Autobiografie ihre Tochter Christina: „Mommy dearest“ und hat bei ihrem Erscheinen ein mediales Beben in den USA ausgelöst, weil das perfekte Image des MGM Stars des Goldenen Hollywoods erstmals Risse bekam. Ich habe diesen Film als Teenager mit meinen Schwestern unzählige Male angeschaut und war fasziniert und abgestoßen von der psychischen Gewalt, die die Mutter gegenüber der Adoptivtochter ausübt (z.B. Machtkampf, ob Christina ein Stück blutiges Fleisch aufessen muss), bis hin zu einer drastischen Szene, in der Mutter Crawford ihre Tochter mit einem Drahtbügel verprügelt (auch optisch hexenhaft mit weißem Puder im Gesicht). Am Ende des Film gelingt es der Tochter allerdings, ihrer Mutter all die seelischen und körperlichen Verletzungen zu vergeben (obwohl sie sogar im Testament enterbt wird). Das hat mich an diesem Film sehr bewegt und beschäftigt.

Die Realität des Mutterdaseins liegt sicherlich zwischen diesen Polen – ich denke, jede Mutter möchte das Beste für ihr Kind, was aber im Resultat nicht immer optimal ist. Hierbei wird die Mutter ständig von allen Seiten beäugt und bewertet: Tut sie zu viel, zu wenig oder das Falsche?

Das alles macht die Figur der Mutter für mich sehr reizvoll beim Schreiben. Ich versuche stets, sie als vielschichtige Figur zu zeichnen, die ständig mit sich ringt und in dem Spannungsfeld zwischen Selbstverwirklichung und Aufopferung steht.

So wird meine Protagonistin Johanna in „Im Takt ihrer Träume“ (Wien 1925) von ihrer Schwangerschaft überrumpelt und muss sich zwischen Kind und Karriere entscheiden – oder gibt es vielleicht doch einen Mittelweg?

Die 25-jährige Caroline Mikkelsen in „Das Lachen der Pinguine“ muss lernen, sich von ihrer dominanten Mutter abzugrenzen und ihre eigenen Wünsche gegenüber der Fremdbestimmung durchzusetzen.

Isa in „Das kleine Kräutercafé“ ist alleinerziehende Mutter des risikofreudigen Teenagers Yul. Sie muss erfahren, was es heißt, loszulassen und sein Kind seine eigenen Fehler machen zu lassen.

Welche Mütter aus Büchern sind dir besonders in Erinnerung geblieben – als Vorbild, Hassfigur oder Nervensäge?

Frankfurter Buchmesse 2023 – Im Takt meiner Träume

Das Jahr 2023 hat so einige Premieren für mich bereitgehalten – nicht nur mein Romandebüt im Febuar mitDas Lachen der Pinguine, darüber hinaus durfte ich kürzlich zum ersten Mal auf der größten Buchmesse der Welt in Frankfurt meinen zweiten historischen Roman „Im Takt ihrer Träume“ vorstellen.

Hier also meine Eindrücke in Wort und Bild von der #fbm2023.

Vier Tage vorher – Koffer packen

In Berlin packe ich meinen Koffer – mit im Gepäck drei neue Kleider für meinen hoffentlich glamorösen Auftritt als Autorin.

Was für lange Messetage nicht fehlen darf:

  • Mein Leseexpemplar von „Im Takt ihrer Träume“
  • Mein Notizbuch mit Terminen und handschriftlichem Pitch meines brandneuen Romanprojekts für den Verlagslektor
  • Stifte zum Signieren und Lesezeichen zum Verschenken
  • Wasserflasche und Magnesiumbrause (Gesundheit)
  • Nervennahrung in Form von Keksen, Bitterschokolade und Dominosteinen
  • erfrischendes Eau de Cologne und Pfefferminzpastillen
  • Kopfschmerztabletten (leider unverzichtbar)

Drei Tage vorher: Relaxen

Drei Tage Retreat mit meiner Schwester Dorit in einem schönen Appartment auf dem Lande (Bad Schwalbach in der Nähe von Wiesbaden), um nach dem Stress der letzten Wochen ein wenig zur Ruhe zu kommen und Kräfte für die Messe zu sammeln.

Ulrike (aka Arabella / Lilli) links, Dorit rechts
Frankfurter Grüne Soße verkosten, die Dorit selbst daheim zubereitet hat. Passend zu meinem Roman „Das kleine Kräutercafé“.

Wir machen einen Ausflug nach Eltville am Rhein.

Ruhe am Rhein
Balance finden

Tag 0: Am Vorabend meiner Lesung

Dienstag: Es ist schon fast Mitternacht, als ich meiner Schwester, die mich auch zur Messe begleiten und unterstützen wird, die Generalprobe meines Lesetextes präsentiere.

Lesung im Schlafanzug

Tag 1: Mittwoch, 18. Oktober: Gespräch und Lesung aus meinem Wien-Roman „Im Takt ihrer Träume“

Nun ist der große Tag gekommen und ich schlüpfe in mein Outfit.

Nach einer einstündigen Autofahrt mit einigen Umleitungen parkt meine Schwester das Auto und der Bus-Shuttle bringt uns zur Messehalle 3. Als Messe-Greenhorn muss ich mich erst einmal orientieren, wo hier was ist.

So excited!

In der Messehalle bin ich ein bisschen overwhelmed und bestaune die verschiedenen Designs der Verlagsstände.

Ullstein-Eule
Juchuuu, hier steht wirklich mein Frankfurt-Liebesroman!
Piper-Stand

Bei PIPER freue ich mich, meinen im August erschienen Roman „Das kleine Kräutercafé – Herzkirschen“ im Regal zu entdecken.

Dann finde ich meine „Homebase“ – den Stand von Amazon-Publishing mit schöner Lesebühne. Bin begeistert, meine beiden Roman-Cover auf den Hockern zu sehen.

Happy!
Hier am Abend kurz vor Schließung der Halle, deshalb ohne Menschen.

Um 15 Uhr ist es soweit: Ich nehme im Sessel auf der Bühne Platz und stelle in Lesung & Gespräch mit Katrin Bussac, Lektorin bei Amazon Publishing, meinen neu erschienenen historischen Wien-Roman „Im Takt ihrer Träume“ vor. Anschließend signiere ich einige Bücher für die interessierten Zuhörenden. Wirklich ein schönes Erlebnis und ein toller Austausch in den Nachgesprächen!

Tag 2: Donnerstag, 19. Oktober: Panel-Gespräch

Voller Elan starte ich in meinen zweiten Messetag.

Heute bin ich zum von 13:00 bis 14:00 Uhr zum Panel-Gespräch mit meinen beiden Verlags-Kolleginnen Martina Sahler und Noa C. Walker und eingeladen. Lebendig moderiert von unserer Lektorin Jenny Brodski sprechen wir über die Herausforderungen bei der Recherche für einen historischen Roman und plaudern auch ein bisschen aus dem Nähkästchen. Anschließend gibt es wieder eine Signierstunde mit erfreulichen Gesprächen mit interessierten Leser:innen.

Tag 3: Freitag, 20. Oktober: Begegnungen mit Kolleginnen und Bloggerinnen

Heute öffnet die Messe ihre Tore für das Publikum (zuvor war nur Fachpublikum aus dem Verlagswesen, Agent:innen, Blogger:innen und Presse eingelassen worden) und ab Mittag strömen die Buchbegeisterten in Scharen herein und es bilden sich überall lange Schlangen.

Eine schöne Zusammenkunft habe ich mit einigen meiner Kolleginnen aus unserer Autor:innen-Gruppe, die sich einmal im Monat online zum fachlichen Austausch trifft.

(v.l.n.r.) Jessica Weber, Arabella Meran/Lilli Meinhardis, Kristin MacIver, Susanne Popp, Rebekka Eder/Frank

 

Zwischen 15 und 16 Uhr bin ich am Piper-Stand mit einigen Bloggerinnen verabredet, die mein kleines Kräutercafé – Herzkirschen gelesen und in einer schönen Blog-Tour begleitet haben.

Tolle Begegnung und schönes Gespräch mit Nina (@natuerlich.nina)
Eine herzliche Begegnung mit Stefanie (@stefanieleben_2.0) und Vera (@europeantravelgirl)

Zusammen mit meiner lieben Schwester Dorit erkunde ich auch die anderen Hallen und wir gratulieren der Buchmesse zum 75. Geburtstag.

Abschließend kann ich sagen, dass die Frankfurter Buchmesse ein spannendes und berauschendes Erlebnis für mich war voller wunderbarer Begegungen mit buchbegeisterten Menschen.

Diese Erlebnisse von der Messe hallen noch in mir nach und ich bin dankbar, Teil dieser magischen Bücherwelt zu sein.

Meine Lesung aus „Das kleine Kräutercafé – Herzkirschen“ in Berlin-Karlshorst

Lesungspremiere für mein kleines Kräutercafé

Am Donnerstag, den 28. September 2023 war es soweit und ich habe meinen neuen Liebesroman „Das kleine Kräutercafé – Herzkirschen“ im sympathischen Kaffee & Korn unverpackt Laden in Berlin-Karlshorst einem interessierten Publikum vorgestellt.

Hier sind einige bildliche Eindrücke.

Der Tag davor

Auswahl und Probelesen der Passagen aus meinem Leseexemplar

Der Tag der Lesung

Mein Koffer ist gepackt.

Die Lesung

Der Büchertisch

Im Anschluss an meine Lesung gab es ein kleines Publikumsgespräch und ich habe meine Bücher signiert.

Vielen Dank für die Einladung und den schönen Abend in der passenden Location des unverpackt Ladens Kaffee & Korn, der mit seinem nachhaltigen Konzept auch inhaltlich bestens zu meinem Roman passte.

Darum geht es im Roman

Eine Liebeskomödie voller turbulenter Verwicklungen um ein kleines Café im Herzen Frankfurts. Für alle Leser:innen von Nicolas Barreau und Katharina Herzog

»So gegensätzlich Isa und Natália auch waren, so einträchtig waren sie in ihrem Geschmack: Grün musste es schmecken. Ob ein Kraut oder ein Gemüse – jede Speise wurde erst durch das gewisse Grün zu einem besonderen Gaumenerlebnis.«

Natália hat sich inmitten der Wolkenkratzer der Bankenmetropole am Main eine Oase geschaffen: Auf ihrem Dachgarten baut sie aromatische Kräuter für ihr aufstrebendes Café »Alles grün« an. Die Blondine hat allerdings auch ein Talent dafür, in Fettnäpfchen zu treten: In ihrem Nebenjob in einer Bank fährt sie zuerst mit ihrem Putzwagen über die polierten Schuhe des charmanten Bankers Marco, der ganz verzückt von ihrem Temperament ist. Kurz darauf wird sie beim heimlichen Umkleiden im Büro vom zugeknöpften Robert erwischt. Der ist hingerissen von der geheimnisvollen Unbekannten und hält sie irrtümlich für eine neue Kollegin. Als dann ein plötzlicher Stromausfall ganz Frankfurt in Dunkelheit taucht, ist das Verwirrspiel der Verliebten perfekt.

Im Grünen mit den Samen für die 7 Kräuter für die Frankfurter Grüne Soße

Wenn die Prinzessin zur Magd wird und die Dragqueen der großen Liebe entgegen stöckelt – beliebte Tropes in Literatur und Film

Gute Geschichten greifen oft auf wiederkehrende Umstände, Figurentypen oder Beziehungskonstellationen zurück, die den Lesenden oder Zuschauenden bekannt und bei ihnen beliebt sind. Diese Erzählmuster nennt man „Tropes“.

Hier möchte ich dir einige meiner liebsten Tropes aus Büchern und Filmen vorstellen, die ich auch schon selbst in meinen Romanen eingesetzt habe.

Princess goes slumming und der Prinz wird zum Schweinehirt

Einer meiner liebsten Tropes ist „Princess goes slumming“ und „Der Prinz wird zum Schweinehirt“. Hier befindet sich die Heldin/der Held in einer privilegierten Postion (früher adelig, heutzutage superreich), dabei jedoch gefangen im goldenen Käfig. Sie träumt davon, einmal das simple und unbeschwerte Leben kennenzulernen. So schlüpft sie in die Rolle eines „Normalos“ und mischt sich unter das „einfache Volk“.

Goldie Hawn im Film „Overboard“

Dabei verliebt sie sich verbotenerweise in jemanden unter ihrem Stand. Diese Geschichten lösen sich meist märchenhaft auf, denn wenn die wahre Identität und Stellung des Verkleideten enthüllt wird, ist dessen Reichtum kein Hindernis mehr für die Liebenden, sondern ein Bonus. Das Romantische daran: Die Liebe der niedriger gestellten Person ist blind entstanden, also ohne den Anreiz des Aufstiegs in den höheren Stand – diese Liebe erscheint somit besonders rein.

Filmklassiker „Roman Holiday – Ein Herz und eine Krone“

Einer meiner liebsten Filmklassiker ist „Roman Holiday – Ein Herz und eine Krone“ (1953) mit der bezaubernden Audrey Hepburn als Prinzessin, die ihren Pflichten entflieht und einen Tag in Rom als normales Mädchen zusammen mit einem Journalisten (Gregory Peck) verbringt, der eine Enthüllungsstory über sie schreiben will (sie ahnt nicht, dass er ihr Inkognito durchschaut hat). Befreit von allen Zwängen schleckt sie genüsslich Eis, lässt sich eine Kurzhaarfrisur schneiden und düst auf einer Vespa durch Rom. Es gibt einige innige Küsse und einen bitter-süßen Abschied, denn die Prinzessin und der Bürgerliche dürfen eben doch nicht heiraten.

Filmkomödie „Overboard – ein Goldfisch fällt ins Wasser“

Wunderbar witzig ist die Filmkomödie „Overboard – ein Goldfisch fällt ins Wasser“ (1987) mit Goldie Hawn als Millionärin auf einer Luxusyacht, die den Handwerker Kurt Russell herum kommandiert. Als sie über Bord geht und ihr Gedächtnis verliert, wittert er seine Chance auf Rache und behauptet, ihr Ehemann zu sein. Die verwöhnte Lady muss nun im Schlabberkittel seine freche Kinderschar versorgen und den Haushalt machen. Doch in der Armut lernt sie erstmalig die Liebe kennen. Die geläuterte „Prinzessin“ wird mit einem Happy End belohnt.

Mein Liebesroman „Das kleine Kräutercafé – Herzkirschen“

Auch in meinem LiebesromanDas kleine Kräutercafé – Herzkirschen (erscheint am 31. August 2023) spielen der Standesunterschied und eine Verwechslung eine Rolle, denn die Protagonistin Natália ist eigentlich nur Köchin und Putzfrau, doch der reiche Banker Robert hält sie irrtümlich für eine „ebenbürtige“ Kollegin.

Lange Tradition: Der Strandesunterschied trennt das Liebespaar

Das Hindernis des Standesunterschieds war in früheren Zeiten für Liebende noch höher, so dass dieser Trope sich bereits im 18. und 19. Jahrhundert bei den Schriftstellern großer Beliebtheit erfreute. So lässt Friedrich Schiller in seinem Drama „Kabale und Liebe“ (1784) den Adelssohn Ferdinand von Walter sich der bürgerlichen Louise Miller in der Verkleidung eines Bürgerlichen annähern. Erst, wenn Ferdinands Vater von der Mesalliance erfährt, stellt es sich gegen die Verbindung und eine Reihe von Intrigen führt schließlich zum tragischen Tod der Liebenden, die sich gegenseitig vergiften.

Auch in Giuseppe Verdis Oper „Rigoletto“ von 1851 (die auf Victor Hugos: „Le roi s’amuse“ basiert) stellt sich der Herzog von Mantua seiner verehrten Gilda (Tochter des Hofnarrs) als armer Student vor und gewinnt damit ihr Vertrauen. Auch in der Oper „Adriana Lecouvreur“ von Francesco Cilea, 1902) gibt sich Maurizio, Graf von Sachsen, als einfacher Offizier aus, wenn er mit der Schauspielerin Adriana anbandelt. In beiden Opern endet die Affäre mit dem Tod der getäuschten Frau.

Jonas Kaufmann und Angela Gheorghiu in „Adriana Lecouvreur“ am Royal Opera House 2010.

Weniger dramatisch, dafür umso witziger geht es im Hollywoodfilm Let’s make love (1960) zu, in dem sich ein Millionär (Yves Montand) unter eine Schauspielgruppe mischt und das gutherzigen und sexy Showgirl (Marilyn Monroe) verführt.

Frau in Männerkleidung und Mann in drag

Ein weiterer persönlicher Favorit unter den Tropes ist die Frau in Männerkleidung oder der Mann „dressed as girl“ (drag). Hieraus ergeben sich wunderbar romantische (die unmögliche Liebe) und auch komödiantische Situationen.

Toni Curtis und Jack Lemmon im Film „Some like it hot“

Bereits Shakespeare hat mit dieser Geschlechterverwirrung gespielt in „Twelfth Night“ („Was ihr wollt“) – Viola strandet in einem fremden Land, verkleidet sich als Diener und tritt in den Dienst des Herzogs von Orsino ein, in den sie sich verbotenerweise verliebt. Und auch im Film „Shakespeare in Love“ (1998) verwandelt sich die adelige Viola (Gwyneth Paltrow) in einen Schauspieler, um auf der Bühne stehen zu können – zwischen ihr und dem Poeten Shakespeare funkt es gewaltig.

Kein Wunder also, dass ich diesen Trope genussvoll in meinem bald erscheinenden Roman Im Takt ihrer Träume aufgegriffen habe: Hier schlüpft die Dirigentin Johanna in die Rolle eines Mannes, um ihren Traumberuf ausüben zu können. Aber dann kommt ihr die Liebe in Gestalt des leidenschaftlichen Kollegen Eduardo in die Quere.

Wo wir schon in der Opernwelt sind: Auch in „Arabella“ von Richard Strauss muss die jüngere Schwester Zdenka als Knabe herumlaufen, weil die verarmten Eltern nur die schöne Arabella standesgemäß in die feine Gesellschaft einführen können. Zdenka ist heimlich verliebt in Matteo, der eigentlich für Arabella schwärmt, aber mit ihrem „Bruder“ so manche Vertraulichkeit austauscht.

Wenn Männer in drag herumstöckeln, wird es immer turbulent, wie in der herrlichen Filmkomödie „Some like it hot“ (1959) mit Marilyn Monroe, Jack Lemmon und Toni Curtis. Sicher kennst du auch „Tootsie“ (1982) und „Mrs. Doubtfire“ (1993). In all diesen Geschichten bekommt der Mann als „beste Freundin“ seiner Angebeteten immer einen besonderen Zugang zu ihr und lernt sie durch die eigene Frauenrolle besser verstehen.

Magst du auch Geschichten, die mit dem Geschlechterrollentausch oder mit dem Standesunterschied (Prinzessin wird zur Magd) spielen? Welche Bücher und Filme mit diesen Tropes kennst du noch?

Übrigens gibt es noch einige weitere Tropes in (Liebes-) Geschichten:

  • Enemies / Rivals to lovers (z.B. „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen. Von beruflichen Rivalen zu Liebenden: „You’ve got mail“ mit Meg Ryan & Tom Hanks)
  • Fake dating (z.B. „Selbst ist die Braut“ mit Sandra Bullock & Ryan Reynolds, „Wedding Date“ mit Debra Messing & Dermot Mulroney, „Green Card“ mit Gérard Depardieu & Andie MacDowell)
  • Die Wette (Variante von fake dating) (z.B. „Wie werde ich ihn los in 10 Tage“, „10 Dinge, die ich an dir hasse“)
  • Vom Aschenputtel zur Prinzessin / hässliches Entlein zum schönen Schwan (z.B. in „Pretty Woman“, „My fair Lady“ und „Sabrina“ mit Audrey Hepburn, „Plötzlich Prinzessin“)
  • Mauerblümchen (Wallflower) (z.B. Fanny Price in „Mansfield Park“ von Jane Austen, Baby in „Dirty Dancing“, Will (Hugh Grant) in „Notting Hill“)
  • Strangers to lovers (z.B. „Titanic“, „Before Sunrise“)
  • Friends to lovers (z.B. „Emma“ von Jane Austen und „Harry und Sally“ mit Meg Ryan & Billy Crystal)
  • Love triangle (z.B. „Die Hochzeit meines besten Freundes“ mit Julia Roberts, Cameron Diaz & Dermot Mulroney, „Bridget Jones“, „Vicky Christina Barcelona“, „Ein unmoralisches Angebot“, „Tequila Sunrise“, „Vom Winde verweht“)
  • Second chance (z.B. erfolgreiche Großstädterin kehrt in ihr Heimatdorf zurück und trifft ihre Jugendliebe wieder wie in „Sweet Home Alabama“ mit Reese Witherspoon)
  • Forced proximity – erzwungene Nähe u.a. eingeschlossen sein oder aneinander gekettet, gemeinsamer Auftrag, Roadtrip (z.B. „Speed“, „The Mountain between us – Zwischen zwei Leben“, „Passengers“ – Mann und Frau alleine in einem Raumschiff, „Der Kautions-Cop“, „So spielt das Leben„, wo sich Mann und Frau, die sich nicht leiden können, gemeinsam um ein Baby kümmern müssen, „Der Duft der Frauen“ – ein Collegejunge soll auf einen blinden Mann aufpassen – mit Al Pacino & Chris O’Donnell)
  • Only one bed – zusammen in einem Bett (z.B. „Verlobung auf Umwegen„, „Selbst ist die Braut„, „In einem fernen Land“ mit Tom Cruise & Nicole Kidman)
  • Verbotene Liebe (z.B. Priester, Lehrer:in, Stiefvater wie in „Lolita“, oder Bruder /Schwester der/s eigenen Verlobten, z.B. „Die Familie Stone„)
  • Boss Romance / Office Romance spielt auch mit der verbotenen Liebe und einem Standesunterschied, denn eine Person des Paares ist der Chef/die Chefin (z.B. „Top Gun“ wo Tom Cruise eine Liaison mit seiner Ausbilderin Kelly McGillis eingeht, „Was Frauen wollen“ mit Mel Gibson & Helen Hunt, „Ein Chef zum Verlieben“ mit Sandra Bullock & Hugh Grant)
  • Heimliche Beziehung (z.B. „Romeo und Julia“, „Brokeback Mountain“, „Abbitte“)
  • Found family – die Wahlfamilie, d.h. eine Gruppe von Menschen findet sich zu einer neuen Familie zusammen, ohne biologisch miteinaner verwandt zu sein  (z.B. „Zusammen ist man weniger allein“ (Originaltitel: Ensemble, c’est tout), Film mit Audrey Tautou, basiert auf dem gleichnamigen Roman von Anna Gavalda (2004), „About a Boy oder: Der Tag der toten Ente“ mit Hugh Grant & Nicholas Hoult & Toni Collette, „Harry Potter“, „Die Tribute von Panem“)
  • Soulmates – Seelenverwandte (z.B.  „Der Pferdeflüsterer“, „Sleepless in Seattle“, „Ghost“, „Bridges of Madison County – Die Brücken am Fluss“)
  • Briefe von einem Fremden / aus der Vergangenheit / von einem Verstorbenen (z.B. „Message in a bottle – Der Beginn einer großen Liebe“ von Nicholas Sparks, „P.S. I love you„, „Briefe an Julia“)
  • Tödliche Krankheit verkürzt die Zeit, die die Liebenden miteinander haben. Manchmal verliebt sich dabei die Krankenschwester in ihren Patienten (z.B. „Entscheidung aus Liebe“ mit Julia Roberts, „Love Story“, „Sweet November“, „Ein ganzes halbes Jahr“ – Film nach dem Roman von Jojo Moyes)
  • Gedächtnisverlust (z.B. „Für immer Liebe„, „Overboard – Ein Goldfisch fällt ins Wasser“, „Vergiss mein nicht“, „Good Bye, Lenin“, „Hangover“; im Spannungs-Genre: „Bourne Identity“, „Ich. Darf. Nicht. Schlafen“, „Memento“, „Mulholland Drive“, „Spellbound – Ich kämpfe um dich“ mit Ingrid Bergmann & Gregory Peck)
  • Familienfeier / Thanksgiving / Essen mit Freunden läuft aus dem Ruder (z.B. „Die Familie Stone“, „Im August in Osage County“ und „Familiensache“ beide mit Meryl Streep, „Das perfekte Geheimnis“, „Der Vorname“)
  • Böse Schwiegereltern (z.B. „Meine Braut, ihr Vater und ich“ mit Robert de Niro, „Das Schwiegermonster“ mit Jane Fonda)

Jonas Kaufmann begeistert in der Waldbühne mit ansteckender Lebensfreude und lässt das Publikum im Operetten-Walzer mittanzen

An diesem heißen Juliabend scheint halb Berlin in die Waldbühne gepilgert zu sein. Das imposante steinerne Rund ist gut gefüllt und die Klassikbegeisterten auf den Rängen werden bei über 30 Grad in der Sonne gebrutzelt, nur im Parkett direkt vor der Bühne hat sich schon ein wohltuender Schatten gebildet. Der Eisverkäufer bietet seine begehrte Erfrischung mit tenorhaftem Gesang an, was ihm Lacher und Applaus einbringt.

Das Publikum ist in bester Laune und freut sich auf den Startenor Jonas Kaufmann, der pünktlich um 19 Uhr die große Bühne betritt und das Publikum in den nächsten 3 Stunden in die schwelgerische Welt der italienischen Oper, der Wiener Operette und der Berliner Schlager aus den 1920er Jahren entführt.

Gleich zu Beginn begrüßt der sympathische Sänger sein Waldbühnen-Publikum und bittet um Nachsicht, dass er ob der Hitze auf Frack und Fliege verzichtet hat. Stattdessen trägt er einen dunkelblauen Anzug und ein weißes Hemd, das am Hals locker geöffnet ist, damit er gut Luft zum Singen bekommt.

Zum Einstieg bietet Kaufmann den „Prolog“ aus der Oper „Pagliacci“ von Ruggero Leoncavallo dar, eine Arie, die eigentlich für einen Bariton geschrieben ist, dem Tenor aber so gut gefällt, dass er sie trotzdem mit einer kenntnisreichen Interpretation zum Besten gibt. Gleich darauf versichert er jedoch, keinen Stimmfachwechsel in die Tiefe im Sinn zu haben und für den Rest des Abends in den Gefilden des Tenor-Repertoires zu bleiben.

Als nächstes präsentiert Kaufmann das von Enrico Caruso berühmt gemachte Verismo-Stück „Vesti la giubba“ aus derselben Oper, in der er das schmerzliche Seelenleben dieser Figur eindringlich hörbar macht.

Sodann kündigt der Star des Abends galant seine Gesangspartnerin, die amerikanische Sopranistin Rachel Willis-Sørensen an, die mit der Arie der Mimi aus „La Bohème“ den romantischen Teil des Konzerts einleitet. Im darauffolgenden Duett „O soave fanciulla“ können Tenor und Sopran ihre Stimmen in träumerischer Harmonie verschmelzen lassen. Ihr kräftiger und klarer Sopran mischt sich hier bestens mit dem samtigen Timbre des Tenors. Bei den Schlusstönen, die wie üblich als Abschied des Paares aus dem Bühnenhintergrund vernommen werden, kann man die Stimmen einmal ohne Mikrofonverstärkung hören, was eigentlich viel schöner und unmittelbarer klingt, als über die Boxen. Aber bei einer Open-Air-Veranstaltung gehört die technische Verstärkung eben dazu.

Dann bringt Kaufmann die bei Arien-Abenden oft stiefmütterlich behandelte Tenorarie „Non piangere Liu“ aus Puccinis „Turandot“ zu Gehör, die er mit weichen Tönen und viel Stimmschmelz gestaltet.

Als nächstes entführt das Rundfunk-Sinfonieorchester RSB unter der Leitung von Jochen Rieder (der trotz Hitze tapfer einen Frack trägt) in einem Intermezzo in die leidenschaftlichen Welten von Puccinis „Manon Lescaut“. Das Orchester spielt klangschön und harmonisch.

Vor der Pause nimmt sich Kaufmann noch das aufflammende Plädoyer („Improvviso“) des Dichters Andrea Chénier aus der gleichnamigen Oper vor, das ihn stimmlich sehr fordert und durch das er klug navigiert.

Nach der Pause geht es mit der „leichten Muse“ in Gestalt der Operette weiter. Kaufmann hat sein weißes Hemd gegen ein dunkelblaues getauscht und trägt nun sportliche Sneaker mit hellen Sohlen.

„Mit leichtem Schuhwerk wird der Weg einfacher“, scherzt der Tenor, der jedes Mal zwischen seinen Auftritten einen ziemlich langen Weg rund um das halbe Orchester in seine Erholungsstation hinter einem Sichtschutz zurücklegen muss – was er nun umso beschwingter tut.

Leicht und süffig wird nun auch Kaufmanns Gesang. Die bekannten Stücke von Operettenkönig Franz Lehár wie „Freunde, das leben ist lebenswert“ und das Duett „Wiener Blut“ mit Willis-Sørensen versprühen jede Menge Lebensfreude und Koketterie.

Der Tenor ist bestens gelaunt und zu Späßen aufgelegt. Bei der instrumentalen Polka „Leichtes Blut“ (Johann Strauß, Sohn) tanzt er verspielt hinter seinen Wandschirm. Auch durch seine spontanen Zwischenmoderationen wirkt der Klassikstar sehr nahbar und gewinnt alle Sympathien des Publikums.

Voll ausspielen kann der Tenor – der mit seinen fast 54 Jahren und leicht ergrauter Lockenpracht immer noch verdammt gut aussieht – seine stimmlichen Verführungskünste und seinen unvergleichlichen Charme in „Treu sein, das liegt mir nicht“ (aus der Operette „Eine Nacht in Venedig“), im Film-Chanson „Ich küsse Ihre Hand, Madame“ von Ralph Erwin und im gesäuselten „Hab ein blaues Himmelbett“ aus der Operette „Frasquita“ von Lehár.

Die Sopranistin sorgt mit dem Vilja-Lied aus der „Lustigen Witwe“ für gute Stimmung und im anschließenden Duett „Lippen schweigen“ wird es wieder romantisch. Man spürt, dass Kaufmann und Willis-Sørensen sich gut leiden können und auf der Bühne schon ein eingespieltes Team sind.

Inzwischen ist die Sonne hinter den Baumwipfeln verschwunden, von Sternenhimmel zwar noch keine Spur, doch das sommerliche Abendrot sorgt für eine magische Atmosphäre in der Waldbühne. Zur Naturkulisse gehören auch die majestätisch vorüberziehenden Reiher am Himmel, die manchmal ihre Ruf unter den Orchesterklang mischen, und leider auch unzählige Insekten, die nach Sonnenuntergang durch die Luft schwirren.

Beim Schmachtfetzen „Dein ist mein ganzes Herz“ (aus „Das Land des Lächelns“) muss der Tenor eine lästige Mücke zwischen seinen Händen erschlagen, die drohte, ihm in den Mund zu fliegen, was für einige Lacher sorgt.

Tenor und Sopran beglücken ihr Publikum mit sechs Zugaben, darunter natürlich das Tenorglanzstück „Nessun Dorma“ von Puccini, was wie zu erwarten mit frenetischem Jubel und Standing Ovations belohnt wird.

Beim den weiteren Operetten-Zugaben wird mitgesungen und geschunkelt. Nicht nur Kaufmann und Willis-Sørensen fegen in einen ausgelassenen Wiener Walzer über die Bühne, sondern auch einige Paare aus dem Publikum schwingen in dem Kreis um das Parkett herum das Tanzbein.

Zum Abschied singen Tenor und Sopran noch gemeinsam die nostalgische Canzone „Non ti scordar di me“- Vergiss mich nicht (von De Curtis). Ja, es war wirklich ein unvergesslicher Konzertabend. Während die Menschenmassen mit einem seligen Lächeln auf den Lippen den Ausgängen entgegenströmen, summen sie vor sich hin. Die sehnsuchtsvollen bis amüsanten Melodien und Eindrücke werden sicher noch eine Weile wohlig nachhallen.

Zum ersten Mal Berliner Luft in der Waldbühne geatmet – Saisonabschlusskonzert der Berliner Philharmoniker am 24. Juni 2023

An diesem sonnigen Samstag pilger ich zum ersten Mal zur legendären Waldbühne, um das Saisonabschlusskonzert der Berliner Philharmoniker zu erleben. Nachdem es am Vortag wie aus Kübeln geschüttet hat, sind die Wettergötter heute günstig gestimmt und es herrscht ideales Picknickwetter. So wandere ich mit meiner Decke und Proviant im Rucksack von der S-Bahnstation Richtung Eingang. Meinen Wegplan auf dem Handy benötige ich nicht, denn ich kann einfach dem gutgelaunten Menschenstrom folgen, der mich in die richtige Richtung trägt.

Haupteingang zur Waldbühne

Schnell hole ich meine Pressekarte ab und schon brandet zwischen den Bäumen Applaus auf – ich bin ein bisschen knapp dran und offenbar kommen die Musiker schon auf die Bühne, in fünf Minuten soll das Konzert beginnen.

Als ich aus dem hinteren Halbkreis mit den Imbissbuden an den oberen Rand des steinernen Rundes trete, verschlägt es mir glatt den Atem. Steil wie Felsenhänge fallen die Sitzränge fast hundert Meter in die Tiefe, mir wird beinahe schwindelig.

Noch beeindruckender ist, dass diese unzähligen Sitzreihen mit 20.000 Menschen gefüllt sind, ein buntes Meer von Köpfen und ein erwartungsvolles Murmeln liegt in der warmen Abendluft. Eilends steige ich die lange Felsentreppe am Rand hinab und finde meinen Sitzplatz auf einer Bank im Block B direkt hinter dem Golden Circle in der Mitte direkt vor der Bühne, wo es sich die Besuchenden auf ihren Picknickdecken bequem gemacht haben.

Ich finde es wunderbar, dass dieses Klassikevent offensichtlich so beliebt ist, dass die Waldbühne komplett ausverkauft ist – eine Ausnahmeerscheinung in den Post-Corona-Zeiten, in denen viele Konzerte vor halb leeren Rängen gespielt werden oder ganz abgesagt werden müssen.

Unter Applaus betritt der Dirigent Andris Nelsons die Bühne und die Philharmoniker lassen die Ouvertüre aus Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“ erklingen, ein Stück aus der Romantik, das Naturliebe und Aberglaube beschwört. Der umgebende Wald bietet hier die perfekte Kulisse, für Gespenstergrusel ist es aber noch zu hell.

Mit ausgreifenden Schritten kommt der Startenor Klaus Florian Vogt auf die Bühne, der große Norddeutsche mit blonder Wallemähne und blauen Augen (die auf den großen Leinwänden auf beiden Seiten der Bühne besonders auffallend leuchten) ist auf den bedeutendsten Bühnen der Welt zuhause und vor allem ein gefragter Wagner-Sänger bei den Bayreuther Festspielen.

Heute gibt er sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern. Er singt die Arie „Durch die Wälder, durch die Auen“ (ebenfalls aus „Der Freischütz“), wobei seine schlanke klare Stimme, die knabenhaft klingt, gut die jugendliche Frische des Stückes einfängt. Allerdings scheint der Tenor von der monumentalen Kulisse und den Menschenmasse so sehr beeindruckt zu sein, dass er auffällig oft nach Luft schnappt und sein Gesang mitunter ein wenig atemlos wirkt. Vielleicht ist es wirklich ein bisschen Nervosität, was ich sehr sympathisch finde, er ist offenbar kein abgebrühter Star. Das Publikum spendet dem Tenor jedenfalls freundlichen Beifall.

Als nächstes bringen die Philharmoniker die Klänge von Richard Wagner zu Gehör. In der Arie „Mein lieber Schwan“ aus Lohengrin fühlt sich der Tenor hörbar angekommen und zeigt in einer gefühlvollen und schönen Interpretation, warum der Gralsritter seine Paraderolle ist.

Dann ist Pause. Ein allgemeines Gewusel bricht aus, die hausgemachten Stullen werden ausgepackt und die Zigaretten angezündet. Ich beobachte vergnügte Familien mit ihren Kindern. Ein kleines Mädchen im goldenen Rock und mit güldenen Sandalen hat sich für das Event wie eine Prinzessin in Schale geworfen und albert mit ihrem Bruder herum.

Auch die Kamerateams vom rbb, der das Konzert live übertragen, sind fleißig im Einsatz, interviewen den Tenor und mischen sich unter das Publikum, um Impressionen und O-Töne zu sammeln.

Gegen 21 Uhr geht das Konzert weiter. Nun steht die Musik des Klangmagiers Richard Strauss auf dem Programm. Die Philharmoniker spielen mit großer Plastizität „Till Eulenspiegels lustigen Streichen“. Die Musik trägt mich wie auf wogenden Wellen in weite Ferne. Dann singt Klaus Florian Vogt drei Strauß-Lieder mit großer Stimmschönheit.

Das grandiose Finale bildet die Suite op. 59 aus „Der Rosenkavalier“, was eine Art Best-of aus Strauss’ berühmtester Oper ist – ich erkenne die süße Walzermelodie „Nur mit dir“ wieder (amouröse Fantasien von Baron Ochs) und es geht auch dramatisch zu. Diese berauschende Musik ist so voller Farben, dass geradezu cineastische Bilder vor meinen Augen entstehen – sie würde sich auch gut als Filmmusik eignen. Die Philharmoniker spielen mitreißend und dabei differenziert, sie sind einfach erste Sahne.

Als erste Zugabe interpretiert der Tenor das Lied „Morgen“ (ebenfalls von Strauss) sehr gefühlvoll – im Lied geht es um Abschied und Wiedersehen (vielleicht im Jenseits) – ich bin total bewegt und gerührt.

Dann kommt die Zugabe, auf die sich das Stammpublikum die ganze Zeit gefreut zu haben scheint, für mich jedoch ein überraschendes Erlebnis ist: Zum flotten Marsch „Berliner Luft“ (Operettenlied von Paul Lincke, komponiert 1904, wurde bald zum Gassenhauer) werden die Handylichter geschwenkt und hier und dort glitzern Wunderkerzen (inzwischen ist es dunkel und die Sichel des Mondes steht silbrig am Himmel) und im Refrain wird freudvoll mit gepfiffen – das ist wirklich ansteckend. Ich kann gut verstehen, dass diese inoffizielle Hymne der Stadt eine liebgewordene Tradition als Abschlussstück des Konzerts der Philharmoniker in der Waldbühne ist.

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht und einem Pfeifen auf den Lippen folge ich schließlich wieder dem Strom der Menschen zur S-Bahnstation.

Es war magischer Konzertabend mit herrlicher Musik und der besonderen Stimmung unter freiem Himmel.

Bis zum nächsten Mal – in der Waldbühne lässt sich die Berliner Luft doch am besten schnuppern.

Jonas Kaufmann begeistert mit großen Gefühlen und italienischer Gesangskultur in der Alten Oper Frankfurt

Startenor Jonas Kaufmann präsentierte am Sonntag bestens disponierte ein vielseitiges und mitreißendes Arien-Programm aus Opern von Giuseppe Verdi und aus dem italienischen Verismo

Schon mit seiner Auftrittsarie „Celeste Aida“ aus Verdis Nil-Oper „Aida“ zeigt Kaufmann (53) seine langjährige Erfahrung im italienischen Fach und zaubert mit warmen Stimmfarben und langen Legatobögen ein verführerisches Klangerlebnis und beweist mit seinem leise an- und abschwellenden letzten Ton, wie perfekt er sein Instrument beherrscht. Aber der Tenor stellt seine Stimme immer in den Dienst der Musik und vor allem der Emotion, die er mit seinem Gesang seelenvoll zu transportieren versteht.

Tenor Jonas Kaufmann – Foto: Ansgar Klostermann/Pro Arte © Ansgar Klostermann

Anrührend und mit zarten Tönen bis hin zu dramatischen Ausbrüchen gestaltet er die Arie des Rodolfo aus „Luisa Miller“ und die des Riccardo aus „Un ballo in maschera“ – Figuren, die er bisher noch nie auf der Bühne verkörpert hat. Doch in seiner Interpretation werden die darzustellenden Männer mit ihren Liebesnöten sofort lebendig.

 

Zwischen den Arien des Tenors sorgen die aus den jeweiligen Opern stammenden Preludios für eine musikalische Einstimmung. Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Jochen Rieder spielt wohlklingend auf. Mit dem Dirigenten verbindet Kaufmann eine langjährige Zusammenarbeit, er ist sein Stammdirigent auf allen Tourneen. In den Arien merkt man, dass die beiden Musiker bestens harmonieren und Rieder den Orchesterklang einfühlsam den Bedürfnissen des Tenors anpasst.

Foto: Ansgar Klostermann/Pro Arte © Ansgar Klostermann

Einen grandiosen Höhepunkt vor der Pause liefert der Monolog des Otello aus der gleichnamigen Verdi-Oper. Wenn Kaufmann „Dio! mi potevi scagliar tutti i mali“ flüstert, so lastet hier die tiefe Verzweiflung des Otello auf jeder Silbe, jedem gehauchten Vokal, und man vergisst, dass ein Tenor im Frack auf der Bühne steht und wird hineingetragen in eine zutiefst ergreifende Seelenschau.

 

Beim Otello kann Kaufmann bereits auf drei Bühnenproduktionen zurückblicken (sein umjubeltes Rollendebüt gab er im Sommer 2017 am Royal Opera House in London), in denen er in die Haut dieses von Eifersucht Getriebenen geschlüpft ist und diesen eindringlich verkörpert hat – der gebürtige Münchner ist auch darstellerisch ein Ausnahmetalent. All diese Emotionen kann der Tenor innerhalb weniger Sekunden aus dem luftleeren Raum in sich heraufbeschwören und in der Alten Oper auf die Konzertbühne bringen. Das Publikum im fast ausverkauften Haus ist vollkommen mitgerissen und applaudiert enthusiastisch.

Jonas Kaufmann und Jochen Rieder – Foto: Ansgar Klostermann/Pro Arte © Ansgar Klostermann

Nach der Pause präsentiert der Sänger Glanzstücke aus dem Verismo. Ähnlich intensiv wie der Otello gelingt ihm das „Vesti la giubba“ des gebrochenen Clowns Canio aus „I Pagliacci“.

 

Eine erstaunliche Wandlung der Stimmung und auch der Stimmfarbe vollführt Kaufmann im darauffolgenden Stück, dem „Lamento des Federico“ aus der Oper „L‘ Arlesiana“ von Francesco Cilea. Dieser Federico ist das italienische Pendant zum französischen Werther (nach Goethes literarischer Vorlage), beide sind junge Männer, die sich aus Kummer über die unerfüllte Liebe zu einer Frau das Leben nehmen. Hier gelingt es Kaufmann, die Reife vieler Jahre von seiner Stimme abzuwerfen und klingt mit lyrischen Tönen tatsächlich wie ein Jüngling. Mit fast liedhafter Stimmführung zeichnet er die Pein des Verliebten nach, die erst zum Ende hin seinen stimmgewaltigen Ausbruch findet. Hier kann Kaufmann mit kraftvollen Spitzentönen aufwarten.

 

Vor dem letzten Stück auf dem Programmzettel, dem bekannten und schon oft von ihm dargebotenen „Mamma! Quel vino è generoso“ des Turridu aus „Cavalleria rusticana“ (von Pietro Mascani), gibt es einen auflockernden Moment, als Kaufmann mit gelöster weißer Fliege und offenem Hemdkragen die Bühne betritt, dann lachend seinen derangierten Aufzug bemerkt und sich schnell wieder adrett herrichtet – hier springt auch der menschliche Funke ins Publikum über und der Startenor wird nahbar, der zuvor ein wenig reserviert und eher in sich gekehrt gewirkt hatte.

Foto: Ansgar Klostermann/Pro Arte © Ansgar Klostermann

Das Publikum zeigt sich von der Arie begeistert und gibt stehende Ovationen, die der bescheiden lächelnde Kaufmann mit vier Zugaben belohnt, darunter zwei italienische Canzonen, ein sehr sanftes und inniges „Ombra di Nube“ (Licinio Refice) und „Amor ti vieta“ aus Fedora (Umberto Giordano).

 

So verlassen die Musikbegeisterten das Opernhaus bewegt und mit einem Lächeln auf den Lippen und werden draußen von einer mild-mediterranen Frankfurter Frühlingsnacht empfangen, in der die Italianità noch eine Weile in ihnen nachklingen kann.

 

Wer Jonas Kaufmann bei nächster Gelegenheit (wieder oder zum ersten Mal) live auf der Bühne erleben möchte, der kann sich im Terminkalender auf dessen Homepage über alle Auftrittsdaten und Orte informieren: Kalender

Muss ich fürchten, als Schriftstellerin von ChatGPT ersetzt zu werden?

Vor kurzem ist das neuste Produkt aus Silicon Valley auf den Weltmarkt entlassen worden: ChatGPT („Generative Pre-trained Transformer“). Diese künstliche Intelligenz (KI) soll Medienberichten zufolge Unheimliches leisten und sogar so manche Zunft, u.a. schreibende Menschen, ersetzen können.

Muss ich um meine Zukunft als Autorin bangen?

Ich habe mir diesen Chatbot am Wochenende mal vorgeknöpft und ihn einigen schonungslosen (har har teuflisches Lachen) Experimenten unterzogen. Hier mein unparteiisches Protokoll:

ICH: Kannst du auch Geschichten schreiben? Bist du ein Schriftsteller?

ANTWORT KI: Als Sprachmodell bin ich in der Lage, Texte in verschiedenen Stilen und Genres zu generieren, einschließlich Kurzgeschichten. Ich kann eine Vielzahl von Geschichten erzählen, die auf verschiedenen Themen und Stimmungen basieren.

Allerdings bin ich kein Schriftsteller im traditionellen Sinne, da ich keine eigenen Ideen entwickle oder persönliche Erfahrungen oder Emotionen in meine Texte einfließen lassen kann. Meine Fähigkeit beruht auf statistischen Mustern, die ich aus großen Textmengen gelernt habe, und ich kann daher nur auf Basis von vorgegebenen Informationen und Anweisungen schreiben.

Nun denn, das sollte er mir beweisen. Ich habe ihn aufgefordert, eine Liebesgeschichte zu schreiben. Hierbei habe ich ihm ein lebensechtes Szenario vorgegeben (ich reise nämlich selbst in 3 Wochen zu den besagten DELIA-Liebesromantagen):

Die verheiratete Liebesromanautorin Imelda reist zur DELIA-Tagung nach Quedlinburg und trifft im Hotel auf den charmanten Kellner Ricardo und gerät in Versuchung, mit ihm eine Affäre zu beginnen.

Hier das Dokument mit meinen Vorgaben und allen Textantworten:

2023-02-26_Liebesgeschichte von ChatGPT_Arabella Meran

DAS SCHREIBT CHAT-GPT (innerhalb weniger Sekunden nach Eingabe der obigen Vorgaben):

Imelda Stern war eine Schriftstellerin, die seit Jahren in einer Ehe mit Torsten, einem langweiligen Beamten, gefangen war. Sie hatte schon lange keinen Sex mehr gehabt und fühlte sich oft vernachlässigt. Als sie die Einladung zu den Liebesromantagen von DELIA in Quedlinburg im Hartz erhielt, beschloss sie, alleine zu gehen und ihre Mann und ihre Tochter Laura zu Hause in Hamburg zu lassen.

Im Hotel Schlossmühle angekommen, traf Imelda ihre Kolleginnen und bekam ihr Zimmer zugewiesen. Schon bei ihrer Ankunft im Hotel fiel ihr der attraktive Oberkellner Ricardo auf, der sie mit seinen nussbraunen Augen und seinem strahlenden Lächeln begrüßte. Imelda spürte eine sofortige Anziehungskraft und fühlte sich von ihm magisch angezogen.

Während des Abendessens verschüttete Ricardo versehentlich die Suppe auf Imeldas Schoß. Sie lachten darüber und begannen sich näher kennenzulernen. Imelda war hin und her gerissen, ob sie eine Affäre mit Ricardo beginnen sollte. Sie hatte Gewissensbisse, aber sie konnte nicht leugnen, dass sie von ihm angezogen war und von erotischen Erlebnissen und großen romantischen Gefühlen träumte. (…)

Während des Experiments habe ich die Handlung der Geschichte vorangetrieben (der Bot stoppt nämlich immer nach 500 Wörtern), indem ich wiederholt weitere Vorgaben zu Plot und Dialog gegeben habe.

ICH: Schreibe weiter. Wie entscheidet sich Imelda?

Imelda war hin und her gerissen, ob sie eine Affäre mit Ricardo beginnen sollte oder nicht. Einerseits war sie von ihm fasziniert und angezogen, andererseits hatte sie Gewissensbisse, da sie verheiratet war und eine Tochter hatte. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, und die Entscheidung fiel ihr immer schwerer.

Zunächst einmal hat mich die rasende Geschwindigkeit erstaunt. Ich konnte kaum so schnell lesen, wie die Geschichte vor meinen Augen entstanden ist – und ich musste zwischendurch schallend lachen – über einige Ungereimtheiten, aber auch vor Überraschung über eine kleine Pointe im Dialog zwischen den Rivalen:

Ricardo (der Lover): „Ich denke, es ist besser, wenn wir auflegen. Ich wünsche euch alles Gute.“

Torsten (der betrogene Ehemann): „Das kannst du dir sparen.“

Eine fast unheimliche Überraschung war, was der Nachtwächter während der Führung sagt.

ICH: schreibe weiter. Wie läuft die Nachtwächterführung?

Imelda lauschte gebannt den Worten des Nachtwächters, der mit tiefer Stimme von längst vergangenen Zeiten erzählte. Als sie an einem besonders alten Gebäude vorbeikamen, erzählte er, dass hier einst eine berühmte Schriftstellerin gelebt hatte. Imelda spitzte die Ohren und fragte neugierig, wer diese Schriftstellerin denn war. Der Nachtwächter zog eine kleine Schriftrolle hervor und las vor: „Imelda Stern – eine begnadete Erzählerin, die es verstand, ihre Leserinnen und Leser mit ihren Romanen zu verzaubern.“

Imelda fühlte sich geschmeichelt und gleichzeitig unbehaglich. Wie würde sie sich fühlen, wenn sie später selbst einmal so berühmt sein würde, dass man sie auf Nachtwächterführungen erwähnte?

Mein erstes Erstaunen ist jedoch schnell einiger Unzufriedenheit gewichen.

Zunächst: Die KI schreibt als auktorialer Erzähler. Sie springt mal hier und mal da in die Innensicht, aber die Figuren bleiben mir emotional fremd.

Im ersten Versuch bestand die Geschichte aus reinem „Telling“ (und endete auch mitten im Satz und ohne Sinn). Erst auf meine Aufforderung hin hat die KI Dialoge eingebaut. Allerdings gibt es hier nur „Talking Heads“. Nur an zwei Stellen kommt mal was Körperliches vor (über die Wange oder den Kopf streicheln).

Auch die Umgebung wird nicht eingebunden. Obwohl ich mit Quedlinburg einen Schauplatz vorgegeben habe, hat die KI keine spezifischen Straßen oder Häuser eingebaut, sondern nur Allgemeinplätze wie „idyllische Gassen und Fachwerkhäuser“ verwendet.

Sprachlich gibt es viele Wiederholungen und der Wortschatz ist begrenzt und ziemlich alltäglich (keine Individualität, keine eigene Stimme, keine Poesie).

Was die KI überhaupt nicht kann, ist Humor oder gar ein Flirt.

„Hey, du!“, sagte Ricardo und umarmte sie herzlich, als er sie sah. „Ich habe dich vermisst.“

Der Konflikt im Dialog mit Rede und Widerrede gelingt dagegen besser.

In weiteren Versuchen habe ich die KI eine Kussszene schreiben lassen (fand ich ganz nett, aber klischeehaft) .

In einem 4. Versuch sollte die KI eine Liebesgeschichte mit ganz wenigen Vorgaben schreiben.

ICH: Schreibe mir eine romantische Liebesgeschichte von einer Frau, die sich zwischen zwei Männern entscheiden muss. Mit Dialog. Und es soll Humor vorkommen.

Es war ein sonniger Frühlingstag, als Samantha zum ersten Mal auf den charmanten Anwalt Mark traf. Sie hatte ihn auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung kennengelernt, und obwohl sie zuerst unsicher war, ob sie ihn wiedersehen wollte, wurde sie von seiner bezaubernden Persönlichkeit und seinem Sinn für Humor angezogen.

Als sie jedoch den charmanten Arzt Alex traf, der im selben Krankenhaus wie sie arbeitete, wusste sie nicht mehr, was sie tun sollte. Alex hatte ein Lächeln, das sie schmelzen ließ, und eine ruhige Art, die sie beruhigte, wenn sie gestresst war.

Samantha war verwirrt, und als Mark sie zu einem romantischen Abendessen einlud, wusste sie, dass sie ihm ihre Gefühle gestehen musste. „Mark, ich muss dir etwas sagen“, begann sie. „Ich habe Gefühle für dich, aber es gibt auch jemand anderen, den ich sehr mag.“

Mark war überrascht, aber nicht entmutigt. „Ich verstehe“, sagte er. „Und ich möchte, dass du weißt, dass ich bereit bin, um dich zu kämpfen.“ (…)

Hier hat die KI selbständig Figuren und Namen eingebracht: den Anwalt Mark (schlank und schön) und den Arzt Alex (auch schlank und schön). Na, sind das nicht total die Träummänner? Oder eher voller Klischees und ohne Individualität.

ICH: Beschreibe mehr, wie die Leute aussehen. Was für einen Charakter haben sie?

Entschuldigung, dass ich diese Details in meiner vorherigen Antwort ausgelassen habe. Hier ist eine Überarbeitung der Geschichte mit mehr Beschreibungen der Charaktere:

Es war ein sonniger Frühlingstag, als Samantha zum ersten Mal auf den charmanten Anwalt Mark traf. Mark war groß und schlank, mit dunklen Haaren und braunen Augen, die sie in ihren Bann zogen. Er trug einen maßgeschneiderten Anzug, der seine eleganten Züge unterstrich, aber er hatte auch eine entspannte Art, die sie sofort beruhigte. Mark hatte einen cleveren Sinn für Humor, der Samantha zum Lachen brachte, und sie fand ihn unglaublich charismatisch.

Als sie jedoch den charmanten Arzt Alex traf, der im selben Krankenhaus wie sie arbeitete, wusste sie nicht mehr, was sie tun sollte. Alex war groß und gut gebaut, mit dunklen Locken und strahlend blauen Augen, die jedes Mädchen zum Schmelzen brachten. Er hatte eine ruhige, aber bestimmte Art, die sie beruhigte, wenn sie gestresst war, und er hatte ein Lachen, das sie immer wieder hören wollte. Alex war ein leidenschaftlicher Arzt, der sich um seine Patienten kümmerte und sich für das Wohlergehen der Menschen einsetzte. (Text geht weiter wie oben)

Hier habe ich mich bei der KI beschwert und mir mehr Unterscheidbarkeit und Diversity bei den beiden Männerfiguren gewünscht.

ICH: Die beiden Männer sind sich viel zu ähnlich. Ich kann sie nicht unterscheiden.

Es tut mir leid, dass die Charakterbeschreibungen nicht ausreichend waren, um die beiden Männer unterscheidbar zu machen. Ich werde versuchen, sie genauer zu beschreiben:

Mark war ein erfolgreicher Anwalt, der gerne seine Zeit mit Freunden verbrachte. Er war der extrovertierte Typ, der auf Partys gerne im Mittelpunkt stand und sich gerne mit Menschen unterhielt. Sein Selbstbewusstsein war manchmal ein wenig überwältigend, aber er hatte auch ein großes Herz und war sehr aufmerksam gegenüber den Bedürfnissen anderer. Er hatte eine Vorliebe für schnelle Autos und teure Kleidung, aber er war auch ein Mann, der wusste, wie man einer Frau ein Kompliment machte und wie man sie zum Lachen brachte.

Alex war ein leidenschaftlicher Arzt, der viel Zeit damit verbrachte, seine Fähigkeiten zu verbessern und für seine Patienten da zu sein. Er war ruhig und zurückhaltend, aber wenn man ihn besser kennenlernte, zeigte er eine tiefe Intelligenz und einen Sinn für Humor, der unter seiner ruhigen Fassade zum Vorschein kam. Er war ein Mann mit einem großen Herzen und einer starken Verbindung zu seinen Freunden und seiner Familie. Alex hatte ein Faible für das Lesen von Klassikern und das Spielen von Klavier in seiner Freizeit.

Ich hoffe, dass diese Beschreibungen die beiden Männer klarer voneinander unterscheiden und ihre Charaktere besser veranschaulichen.

ICH: Warum sind die Männer immer groß, schlank und gutaussehend? Das ist nicht divers.

Sie haben vollkommen recht. Ich entschuldige mich dafür, dass ich in meiner vorherigen Antwort stereotype Beschreibungen verwendet habe. Es ist wichtig zu betonen, dass das Aussehen und der Körperbau einer Person nicht die einzigen oder entscheidenden Faktoren bei der Beurteilung ihres Charakters und ihrer Persönlichkeit sein sollten. Vielmehr ist es wichtig, Menschen in all ihrer Vielfalt darzustellen, unabhängig von ihrem Aussehen, ihrer Größe oder ihrem Hintergrund. Jeder Mensch hat einzigartige Eigenschaften und Erfahrungen, die sie als Individuen auszeichnen, und es ist wichtig, diese Unterschiede in Geschichten zu berücksichtigen und zu feiern. In Zukunft werde ich mich bemühen, diverse und realistische Charaktere zu erschaffen.

ICH: Dann beschreibe Marc und Alex nun divers.

Natürlich, ich werde gerne versuchen, die beiden Charaktere in einer diverseren Art und Weise zu beschreiben:

Mark war ein erfolgreicher Anwalt mit einem lässigen Kleidungsstil und einem strahlenden Lächeln. Er war ein extrovertierter Mensch, der gerne seine Zeit mit Freunden verbrachte und gute Gespräche führte. Seine Persönlichkeit war sehr zugänglich und er hatte eine Vorliebe für Musik, Kunst und Reisen. Mark war auch ein Mann, der sich für soziale Gerechtigkeit einsetzte und ständig daran arbeitete, die Welt um ihn herum zu einem besseren Ort zu machen. Er war stolz auf seine jüdischen Wurzeln und engagierte sich aktiv in der lokalen jüdischen Gemeinde.

Alex war ein engagierter Arzt, der sich leidenschaftlich für seine Arbeit und seine Patienten einsetzte. Er war ein Mann von durchschnittlicher Größe mit kurzen Locken und einem freundlichen Lächeln. Er war ruhig und introvertiert, aber wenn er sprach, waren seine Worte weise und sorgfältig gewählt. Alex hatte eine Leidenschaft für Musik und spielte gerne Klavier in seiner Freizeit. Er war auch ein Mann, der sich für Umweltschutz und Nachhaltigkeit einsetzte und ständig versuchte, seinen ökologischen Fußabdruck zu verringern.

Ich hoffe, dass diese diverseren Beschreibungen der beiden Charaktere dazu beitragen, ihre Persönlichkeiten und Merkmale besser zu veranschaulichen, und dass sie ein realistischeres und vielfältigeres Bild der Menschen in unserer Welt widerspiegeln.

Ich muss lachen. Die KI verwechselt Diversity wohl mit sozialem Engagement und Umweltbewusstsein. Und Mark hat „jüdische Wurzeln“ bekommen.

Wie findest du die Texte und Figuren der KI?

Ich bin nach diesem Experiment jedenfalls völlig beruhigt: Mein Arbeitsplatz als Schriftstellerin wird mir niemals durch eine KI streitig gemacht werden.

Ich werde den ChatBot jedoch in nächster Zeit als Recherchetool testen. Bei meinen Tests hat mir die KI schneller als eine herkömmliche Suchmaschine Antworten auf konkrete Suchanfragen geliefert. Allerdings ohne Quellenangaben, also nicht nachprüfbar. Aber als erste Orientierung könnte das hilfreich sein.

Willst du ChatGPT auch mal als Assistent beim Schreiben oder bei der Recherche ausprobieren?

Oder gibt es andere Bereiche, in denen du die K.I. für dich nutzen kannst?

Gelungene Buchpremiere von „Das Lachen der Pinguine“ am Valentinstag

Am 14. Februar 2023 ist endlich der lang ersehnte Tag gekommen, an dem mein Debütroman „Das Lachen der Pinguine“ in die Welt entlassen wird. Diesen „Bookbirthday“ habe ich in einer Premierenlesung im Antiquariat PRIMOBUCH in Steglitz zusammen mit einem herzlichen Publikum und mit musikalischer Begleitung gefeiert.

Diesen besonderen Abend möchte ich für euch in dieser Bilderschau Revue passieren lassen.

Vorbereitung

Bereits vier Tage vor dem großen Ereignis habe ich begonnen, meine Lesung vorzubereiten: Lespassagen aussuchen und einen Programablauf erstellen. Hierzu habe ich mir wiederholt die Texte laut vorgelesen und mit Bleistift wild in meinem Buch herumgestrichen, denn ich musste einiges kürzen und komprimieren, damit der Zeitrahmen nicht gesprengt wird.

Mit Stoppuhr bei der Probe
Mitkommen müssen: Mein Leseexemplar (essentiell!), der Ablaufplan, eine Uhr, mein kleiner Pinguin als Maskottchen, die Kiste für die Lose und natürlich Schokolade als Nervennahrung.
Meine Packliste, damit ich auch ja nichts vergesse
Das Dankeschön-Geschenk für meinen Gitarristen. Die Pinguin-Tasse ist ein Einzelstück, das ich extra für diesen Anlass gestaltet habe.
Lose basteln (Nummern 11-59)
Die zwei Exemplare für die Verlosung in Herzen hüllen
Am Lesungstag um 16 Uhr ist mein Koffer gepackt. Bald breche ich auf. Ich muss eine Stunde quer durch Berlin nach Steglitz mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zuckeln.

Ankunft im PRIMOBUCH und Backstage

Auf den Glockenschlag um 18 Uhr komme ich beim Veranstaltungsort an.

Auf der Glastür ins PRIMOBUCH prangt schon mein Lesungsplakat.

Die Inhaberin Frau Moser und ihr Helfer haben den Kunstraum schon für die Lesung vorbereitet: 34 Stühle warten auf die Besucher:innen. Ich richte mich an meinem Lesetisch ein und bekomme fürsorglich einen Kräutertee serviert. Um 18:30 Uhr treffen meine Schwester Caroline und Matthias, mein Gitarrist, ein.

Matthias spielt sich warm. In der Zwischenzeit habe ich das Board hinter meinem Leseplatz dekoriert mit Herzen und meinen Büchern.
Während ab 18:45 Uhr die Leute eintrudeln, ziehe ich mich in meine Künstlergarderobe zurück. Hier leisten mir Audrey Hepburn und ein roter Staubsauger Gesellschaft.
Bevor es los geht schnell noch ein Stück Schokolade essen und meine Erscheinung im Spiegel checken.

Die Lesung

Pünktlich um 19 Uhr beginnen wir mit der Lesung. Die Inhaberin stellt mich vor und ich begrüße meinerseits das Publikum und gebe einen kurzen Ausblick auf den Programmablauf. Es sind tatsächlich 32 Menschen gekommen und der Raum ist voll.

Ich beginne die Lesung mit dem Prolog: Die Stimme der Antarktis.
Das Publikum lauscht andächtig und irgendwie spüre ich positive Resonanzen.
Hin und wieder lachen die Leute über witzige Stellen im Text, was mich sehr freut.
Matthias spielt zwischen jeder Lese-Passage ein selbst komponiertes Musikstück (etwa 1-2 Minuten pro Einsatz). Seine Musik trägt die Gedanken in der Fantasiewelt weiter.

Nach 35 Minuten machen wir Pause. Die Gäste erfrischen sich mit Getränken und ich ziehe mich kurz in die Garderobe zurück, plaudere dann aber auch mit einigen Freundinnen, die gekommen sind, um diesen besonderen Abend mit mir zu teilen. Um 20 Uhr geht es weiter.

Im zweiten Teil der Lesung stelle ich Jesse vor, die einen alles andere als romantischen Valentinstag erlebt.
Hier zeige ich die Fotos aus der Antarktis von Caroline Mikkelsen, die mir ihr Sohn großzügigerweise aus ihrem Familienalbum überlassen hat.
Eine freundliche Glücksfee aus dem Publikum zieht die 4 Gewinnerinnen aus dem Losbeutel.
Gewinnzahlen: 13, 33, 22 (wer hat Schnaps?)
Preisübergabe (Marzipankartoffeln – die im Roman von Caroline Mikkelsen mit Vorliebe genascht werden)

Nach der Verlosung mache ich noch eine Fragerunde und erkläre ein wenig die Entstehungsgeschichte des Buchs und spreche über meine anderen Romane, die in naher Zukunft erscheinen werden. Wir stellen lachend fest, dass offenbar das verbindende Element in allen meinen Büchern ist, dass immer leckere Torten vorkommen. Und natürlich starke Frauen, die sich in einer von Männern dominierten Welt behaupten müssen. Auch die Verbundenheit unter Schwestern und die Freundschaft unter Frauen sind wiederkehrende Themen in meinen Romanen.

Da passt es wunderbar, dass zwei meiner lieben Freundinnen und Wegbegleiterinnen aus dem Schreib-Studium mich am Ende des Abends mit Blumensträußen beschenken.

Herzlichen Dank liebe Vera und liebe Claudia für die herrlichen Blumen!
Herzlichen Dank auch an dich, Matthias, für deine musikalische und moralische Unterstützung.

Am Ende signiere ich noch die Bücher und einige Damen aus dem Publikum kommen an meinen Tisch und sagen mir, was ihnen besonders gut an meiner Lesung gefallen hat (der Humor). Eine Dame erzählt, dass sie Pinguine liebt und daheim schon eine Sammlung von über hundert Figuren hat. Eine andere Zuhörerin hat auch eine besondere Verbindung zur Antarktis, denn ihr Sohn ist als Forscher dort stationiert. Ich freue mich über diesen bereichernden und erfreulichen Austausch.

Gegen 21 Uhr verabschiede ich mein Publikum. Ich bin immer noch ganz erfüllt und dankbar, dass ich meinen Roman mit solch interessierten Menschen teilen durfte, die mir ein positives Gefühl vermittelt haben. Eine schöne Belohnung für all die Arbeit und beinahe 4 Jahre voller Bemühungen vom Beginn bis zur Veröffentlichung, die in diesem Debütroman stecken.

Schön, dass ich diesen Moment auch mit meiner lieben Schwester Caroline teilen konnte.

Last but not least möchte ich hier noch einmal Frau Moser von Primobuch danken, die mich eingeladen hat, und solch einen schönen und professionellen Rahmen für meine Lesung gegeben hat.

Nachhall

Duftende Augenweide am nächsten Morgen
Nachhall im Herzen
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