Jonas Kaufmann begeistert in der Waldbühne mit ansteckender Lebensfreude und lässt das Publikum im Operetten-Walzer mittanzen

An diesem heißen Juliabend scheint halb Berlin in die Waldbühne gepilgert zu sein. Das imposante steinerne Rund ist gut gefüllt und die Klassikbegeisterten auf den Rängen werden bei über 30 Grad in der Sonne gebrutzelt, nur im Parkett direkt vor der Bühne hat sich schon ein wohltuender Schatten gebildet. Der Eisverkäufer bietet seine begehrte Erfrischung mit tenorhaftem Gesang an, was ihm Lacher und Applaus einbringt.

Das Publikum ist in bester Laune und freut sich auf den Startenor Jonas Kaufmann, der pünktlich um 19 Uhr die große Bühne betritt und das Publikum in den nächsten 3 Stunden in die schwelgerische Welt der italienischen Oper, der Wiener Operette und der Berliner Schlager aus den 1920er Jahren entführt.

Gleich zu Beginn begrüßt der sympathische Sänger sein Waldbühnen-Publikum und bittet um Nachsicht, dass er ob der Hitze auf Frack und Fliege verzichtet hat. Stattdessen trägt er einen dunkelblauen Anzug und ein weißes Hemd, das am Hals locker geöffnet ist, damit er gut Luft zum Singen bekommt.

Zum Einstieg bietet Kaufmann den „Prolog“ aus der Oper „Pagliacci“ von Ruggero Leoncavallo dar, eine Arie, die eigentlich für einen Bariton geschrieben ist, dem Tenor aber so gut gefällt, dass er sie trotzdem mit einer kenntnisreichen Interpretation zum Besten gibt. Gleich darauf versichert er jedoch, keinen Stimmfachwechsel in die Tiefe im Sinn zu haben und für den Rest des Abends in den Gefilden des Tenor-Repertoires zu bleiben.

Als nächstes präsentiert Kaufmann das von Enrico Caruso berühmt gemachte Verismo-Stück „Vesti la giubba“ aus derselben Oper, in der er das schmerzliche Seelenleben dieser Figur eindringlich hörbar macht.

Sodann kündigt der Star des Abends galant seine Gesangspartnerin, die amerikanische Sopranistin Rachel Willis-Sørensen an, die mit der Arie der Mimi aus „La Bohème“ den romantischen Teil des Konzerts einleitet. Im darauffolgenden Duett „O soave fanciulla“ können Tenor und Sopran ihre Stimmen in träumerischer Harmonie verschmelzen lassen. Ihr kräftiger und klarer Sopran mischt sich hier bestens mit dem samtigen Timbre des Tenors. Bei den Schlusstönen, die wie üblich als Abschied des Paares aus dem Bühnenhintergrund vernommen werden, kann man die Stimmen einmal ohne Mikrofonverstärkung hören, was eigentlich viel schöner und unmittelbarer klingt, als über die Boxen. Aber bei einer Open-Air-Veranstaltung gehört die technische Verstärkung eben dazu.

Dann bringt Kaufmann die bei Arien-Abenden oft stiefmütterlich behandelte Tenorarie „Non piangere Liu“ aus Puccinis „Turandot“ zu Gehör, die er mit weichen Tönen und viel Stimmschmelz gestaltet.

Als nächstes entführt das Rundfunk-Sinfonieorchester RSB unter der Leitung von Jochen Rieder (der trotz Hitze tapfer einen Frack trägt) in einem Intermezzo in die leidenschaftlichen Welten von Puccinis „Manon Lescaut“. Das Orchester spielt klangschön und harmonisch.

Vor der Pause nimmt sich Kaufmann noch das aufflammende Plädoyer („Improvviso“) des Dichters Andrea Chénier aus der gleichnamigen Oper vor, das ihn stimmlich sehr fordert und durch das er klug navigiert.

Nach der Pause geht es mit der „leichten Muse“ in Gestalt der Operette weiter. Kaufmann hat sein weißes Hemd gegen ein dunkelblaues getauscht und trägt nun sportliche Sneaker mit hellen Sohlen.

„Mit leichtem Schuhwerk wird der Weg einfacher“, scherzt der Tenor, der jedes Mal zwischen seinen Auftritten einen ziemlich langen Weg rund um das halbe Orchester in seine Erholungsstation hinter einem Sichtschutz zurücklegen muss – was er nun umso beschwingter tut.

Leicht und süffig wird nun auch Kaufmanns Gesang. Die bekannten Stücke von Operettenkönig Franz Lehár wie „Freunde, das leben ist lebenswert“ und das Duett „Wiener Blut“ mit Willis-Sørensen versprühen jede Menge Lebensfreude und Koketterie.

Der Tenor ist bestens gelaunt und zu Späßen aufgelegt. Bei der instrumentalen Polka „Leichtes Blut“ (Johann Strauß, Sohn) tanzt er verspielt hinter seinen Wandschirm. Auch durch seine spontanen Zwischenmoderationen wirkt der Klassikstar sehr nahbar und gewinnt alle Sympathien des Publikums.

Voll ausspielen kann der Tenor – der mit seinen fast 54 Jahren und leicht ergrauter Lockenpracht immer noch verdammt gut aussieht – seine stimmlichen Verführungskünste und seinen unvergleichlichen Charme in „Treu sein, das liegt mir nicht“ (aus der Operette „Eine Nacht in Venedig“), im Film-Chanson „Ich küsse Ihre Hand, Madame“ von Ralph Erwin und im gesäuselten „Hab ein blaues Himmelbett“ aus der Operette „Frasquita“ von Lehár.

Die Sopranistin sorgt mit dem Vilja-Lied aus der „Lustigen Witwe“ für gute Stimmung und im anschließenden Duett „Lippen schweigen“ wird es wieder romantisch. Man spürt, dass Kaufmann und Willis-Sørensen sich gut leiden können und auf der Bühne schon ein eingespieltes Team sind.

Inzwischen ist die Sonne hinter den Baumwipfeln verschwunden, von Sternenhimmel zwar noch keine Spur, doch das sommerliche Abendrot sorgt für eine magische Atmosphäre in der Waldbühne. Zur Naturkulisse gehören auch die majestätisch vorüberziehenden Reiher am Himmel, die manchmal ihre Ruf unter den Orchesterklang mischen, und leider auch unzählige Insekten, die nach Sonnenuntergang durch die Luft schwirren.

Beim Schmachtfetzen „Dein ist mein ganzes Herz“ (aus „Das Land des Lächelns“) muss der Tenor eine lästige Mücke zwischen seinen Händen erschlagen, die drohte, ihm in den Mund zu fliegen, was für einige Lacher sorgt.

Tenor und Sopran beglücken ihr Publikum mit sechs Zugaben, darunter natürlich das Tenorglanzstück „Nessun Dorma“ von Puccini, was wie zu erwarten mit frenetischem Jubel und Standing Ovations belohnt wird.

Beim den weiteren Operetten-Zugaben wird mitgesungen und geschunkelt. Nicht nur Kaufmann und Willis-Sørensen fegen in einen ausgelassenen Wiener Walzer über die Bühne, sondern auch einige Paare aus dem Publikum schwingen in dem Kreis um das Parkett herum das Tanzbein.

Zum Abschied singen Tenor und Sopran noch gemeinsam die nostalgische Canzone „Non ti scordar di me“- Vergiss mich nicht (von De Curtis). Ja, es war wirklich ein unvergesslicher Konzertabend. Während die Menschenmassen mit einem seligen Lächeln auf den Lippen den Ausgängen entgegenströmen, summen sie vor sich hin. Die sehnsuchtsvollen bis amüsanten Melodien und Eindrücke werden sicher noch eine Weile wohlig nachhallen.

Opus Klassik 2022 – Musik ist mehr als ein Schaumbad für die Seele

Am Sonntag, den 9. Oktober wurden in einer festlichen Gala im Konzerthaus Berlin die Preisträger:innen des diesjährigen Opus Klassik geehrt, darunter Jonas Kaufmann, Joyce DiDonato und Igor Levit.

Roter Teppich vor dem Konzerthaus Berlin am Gendarmenmarkt
Jonas Kaufmann – Sänger des Jahres 2022

Nach den pandemiebedingten Einschränkungen der letzten zwei Jahre kommen Preisträger:innen und Gäste endlich wieder im vollbesetzten Konzerthaus zusammen, um die Magie der Musik zu feiern. Gerade in schwierigen Zeiten spüren viele Menschen, wie wohltuend die klassischen Klänge sein können. Aber im aktuellen Jahr zeigen die Musiker:innen, dass ihre Kunst mehr will, als nur ein tröstendes Schaumbad für angeschlagene Seelen zu sein. Sie mischen sich ein in den gesellschaftlichen Diskurs, wollen ein Zeichen setzen für den Umweltschutz und gegen Rechtsextremismus.

„Ihr seid Vollidioten!“, ruft Igor Levits Laudator Rapper „Danger Dan“ allen Antisemiten, Rassisten und Antifeministen da draußen und vor den Fernsehgeräten zu. Igor Levit nimmt den Preis für die Solistische Einspielung Instrument entgegen und betont in seiner Dankesrede sein Engagement gegen Rechtsextremismus.

Deutlich sanfter, aber nicht weniger eindrucksvoll setzt sich Komponist und Pianist Ludovico Einaudi, ausgezeichnet in der Kategorie Neue Klassik für sein Album „Underwater“, für den Umweltschutz ein. So macht er mit seiner „Elegy for the Arctic“ Klavier spielend auf einer Eisscholle auf die verheerenden Folgen des Klimawandels aufmerksam (in Kooperation mit Greenpeace).

Die Geigerin Tianwa Yang wird als Instrumentalistin des Jahres geehrt und widmet ihren Preis in einer bewegenden Rede den mutigen Musikerinnen aus der Ukraine, einige davon unterstützt sie selbst in deren Schweizer Exil.

Nicht immer wird jedoch die dramatische Weltlage thematisiert, hin und wieder darf auch unbeschwert gelacht werden – etwa wenn Reporter Fabian Köster im Einspieler das Tuba-Trio 21Meter60 in München besucht, im Handumdrehen berühmt macht und zum Dank deren drei gewaltigen Instrumente schleppen muss. Das sympathische Trio erhält den Preis für ihre Kammermusikeinspielung „nothing but tuba“.

Tuba-Trio 21Meter60 bestehend aus Steffen Schmid, Constantin Hartwig und Fabian Neckermann (v.l.n.r.)

Durch die Gala führt charmant und mehrsprachig Désirée Nosbusch, die den Preisträger:innen so manche persönliche Anekdote entlockt. So verrät die Harfenistin Magdalena Hoffmann, Nachwuchskünstlerin des Jahres, dass sie lieber Wildschwein, als Gans zu Weihnachten verspeist. Zusammen mit Oboist Albrecht Mayer, ausgezeichnet für seine Konzerteinspielung, bietet sie virtuos das Andantino aus dem Konzert für Harfe und Oboe von Wolfgang Amadeus Mozart dar.

Harfenistin Magdalena Hoffmann (Nachwuchskünstlerin des Jahres) und Oboist Albrecht Mayer (Konzerteinspielung)

Dem Espresso verfallen ist Startenor Jonas Kaufmann, der als Sänger des Jahres für sein Liedalbum „Liszt – Freudvoll und Leidvoll“ geehrt wird. Im Einspieler erlebt man, wie Fabian Köster den 53-jährigen Münchner in seiner Heimatstadt besucht, wo Kaufmann in einem Espressomaschinenladen an einer solchen Maschine herumschraubt. Gutgelaunt erzählt der Preisträger (der bereits zum 10. Mal mit dem Opus/Echo ausgezeichnet wird) von seinem Traum, einmal seine eigene Espressomarke auf den Markt zu bringen, den “Kaffee Kaufmann” vielleicht. Auf der Bühne singt er zusammen mit seinem langjährigen Klavierbegleiter Helmut Deutsch gefühlvoll „O lieb, solang du lieben kannst“ (Liszt) und zaubert damit den bereits erwähnten Seelenbalsam für die Zuhörenden herbei.

Jonas Kaufmann und Helmut Deutsch. © Lena Wunderlich / Sony Classical

Der 85-jährige ukrainische Komponist Valentin Silvestrov erhält die Ehrung für sein Lebenswerk. Die Laudatio hält Kulturstaatsministerin Claudia Roth.

Den Abend beschließt die amerikanische Mezzosopranistin Joyce DiDonato, ausgezeichnet für die Solistische Einspielung Gesang mit ihrem Album „EDEN“, mit Engagement für die Natur auf einer hoffnungsvollen Note. Gemeinsam mit dem Jugendchor The Young ClassX (erhält den Preis für Nachwuchsförderung) pflanzt sie die musikalische Saat für die Zukunft.

Joyce DiDonato (Solistische Einspielung Gesang) mit dem Jugendchor The Young ClassX (Nachwuchsförderung)

Für klangschöne Begleitung sorgt den ganzen Abend über das Konzerthausorchester unter der Leitung von Krzysztof Urbański.

Ein Hoch auf die klassische Musik mit ihren leidenschaftlichen und engagierten Interpret:innen. Sie sind nicht nur Seelentröster, sondern auch Botschafter für Humanität, Vermittler zwischen unterschiedlichen Lebenswelten und zuweilen Provokateure.

Einige der Preisträger:innen mit ihren Trophäen – die in diesem Jahr aus Umweltgründen aus Holz gefertigt sind.

Alle Preisträger:innen des Opus Klassik 2022 findet man hier aufgeführt. Die Preisverleihung wurde vom ZDF übertragen und ist in der Mediathek immer noch abrufbar.

Die Gala klingt in einer Aftershowparty aus.

Weitere Kultur-Reportagen von mir finden Sie hier.

Süße Romanrecherche in der Backstube

Heute war ich zur Romanrecherche in der Backstube von “Tigertörtchen” in Berlin im Scheunenviertel. Dort durfte ich den drei gutgelaunten Konditorinnen beim Zaubern von Cupcakes und Torten über die Schultern schauen.

In meiner Contemporary Romance-Reihe rund um ein grünes Café in der Mainmetropole steht in Band 2 eine Konditorin im Mittelpunkt, die zuerst ihre Meisterprüfung bestehen muss und im Finale bei der Deutschen Konditorenmeisterschaft um den Titel backt. Hierfür habe ich in den letzten Monaten schon einiges multimedial recherchiert, aber das Erlebnis heute in der Backstube hat noch eine andere Qualität.

Als ich Langschläferin um 11 Uhr in die Backstube komme, sind die Konditorinnen schon seit 6 Uhr in der Frühe bei der Arbeit und haben über 1.000 Cupcakes in 12 unterschiedlichen Varianten gebacken und dekoriert.

Alles steht auf Tabletts auf einem riesigen Tisch und wird nun mit fliegenden Händen in Kartons verpackt – eine Lieferung geht an eine große Firma raus, ein anderer Teil wird vom Chef Stefan in die Filiale im Nikolaiviertel transportiert. Kurz darauf sind alle farbenfrohen Cupcakes verpackt und verstaut oder auch das eine oder andere in meinem Mund zur schriftstellerischen Verkostung gelandet – auf jeden Fall Gedicht-würdig.

Nun machen sich die drei an die Herstellung von Tortenböden. Es ist Hochzeitssaison und bis zum Wochenende müssen fast ein Dutzend Spezialbestellungen fertig sein. Die erste Konditorin wiegt ab und mischt im Akkord die einzelnen Komponenten an: 1. Zucker und Eiklar erwärmt und dann in der Maschine schaumig geschlagen, 2. Mehl und Kakao, 3. Butter verflüssigen.

Die zweite Konditorin bekommt diese 3 Schüsseln angereicht und vermengt alles per Hand in einer großen Schüssel und verteilt den flüssigen Teig „Wiener Art“ in die Ringformen in unterschiedlichen Größen. Innerhalb von einer Stunde entstehen so ein gutes Dutzend Tortenböden.

Die dritte Konditorin bereitet in dieser Zeit die Tortenfüllungen zu, z.B. Himbeere- und Maracuja-Gelees, Buttercreme und Schokolade mit Cornflakes-Crunch.

Beim Backen kommen alle Sinne zum Einsatz: Wenn die Konditormeisterin prüft, ob der Teig schon fertig gebacken ist, drückt sie von oben auf die Kruste, die leicht nachgibt und sich dann wieder hebt und je nach Geräusch (ein leichtes Knistern) erkennt sie, ob der Teig schon durchgebacken ist.

Auch staune ich darüber, wie perfekt in dieser Backstube alles angeordnet ist: Jede Zutat hat seine eigene Schublade oder Behältnis und ist in rauen Mengen vorhanden.

In der letzten Stunde vor Feierabend um 14 Uhr machen sich die Konditorinnen an die filigrane Arbeit der Dekorationsstücke. Unter geschickten Handbewegungen entstehen Blatt für Blatt romantische Rosenblüten aus weißem Fondant.

Ihre Kollegin ist für die Fantasy und Sciene-Fiction-Deko zuständig und modelliert und bemalt die Maske von Spiderman, einen Harry-Potter-Zauberstab und ein Star-Wars-Spaceship.

So ist ein halber Tag in der Backstube wie im Fluge vorbei. Nicht nur duftet mein Haar immer noch köstlich nach Kuchen, sondern ich konnte staunend miterleben, wie gut abgestimmt alle Arbeitsschritte beim Backen sind und wie wichtig Teamwork ist.

Allerdings spüre ich schon meine Füße und den Rücken, denn man muss die ganze Zeit über stehen, was das zu einem körperlich anstrengenden Beruf macht.

Ich bin jedenfalls voller Respekt für die facettenreiche Arbeit der Konditorinnen, die dabei so fröhlich und kollegial miteinander umgegangen sind und meine vielen Fragen mit viel Geduld beantwortet haben. Vielen Dank an euch und an den Tigertörtchen-Inhaber Stefan, der mich in seine Backstube eingeladen hat!

Wenn ihr mal in Berlin seid, wisst ihr nun, wo es besonders leckere Cupcakes gibt.

Diese drei Tigertörtchen habe ich mir daheim schmecken lassen.

Die Bühne brennt – endlich wieder Oper

Nach monatelanger Darbenszeit ist es am Samstag endlich soweit: Ich gehe in die Oper!

Aber ganz so wie früher ist es noch nicht, denn es gilt, einige Vorkehrungen zu treffen. So wandere ich gegen Mittag in sengender Hitze  zum Tierpark und lass mir in einer miefigen Turnhalle in der Nase herumstochern und halte 20 Minuten später ein Stück Papier mit dem Zauberwort: “NEGATIV” in der Hand.

Am frühen Abend also ziehe ich einen Rock an, der bestens zu meiner Knallbonbon-Feierstimmung passt und mache mich auf den Weg. Die Staatsoper unter den Linden begrüßt mich sanft rosé. Beim Einlass jedoch überkommt mich das typische Flughafen-Unwohlgefühl bei der Kontrolle – ich weiß, ich habe alle Papiere und nichts zu verbergen, aber irgendwie fürchte ich trotzdem, ich würde der Kontrolle nicht standhalten. Der Scanner tut sich auch schwer mit meinem Ticket, aber nach fünf Versuchen und Hellerschalten meines Displays darf ich dann doch in die heiligen Hallen eintreten.

Nun sitze ich auf einem dicken Polster im lückenhaft (gemäß Vorschrift) besetzten Auditorium und die Vorfreude steigt.

Ich sehe “La Fanciulla del West” von Puccini (1910). Der Büffel auf der Bühne soll das Publikum offenbar schon auf den Wilden Westen einstimmen. Das Orchester spielt sich ein und ich entdecke schon Antonio Pappano am Pult – er ist einer meiner Lieblingsdirigenten, den ich schon öfters im Royal Opera House in London erlebt habe, wo er der musikalische Direktor ist.

Ich lasse meinen Blick über die Ränge gleiten und sehe mich gleich mit einer Gewissensfrage konfrontiert: Fast alle Besucher haben ihre Masken abgelegt, sobald sie auf ihrem Platz sitzen. In der E-Mail des Hauses mit Corona-Hinweisen stand doch, man müsse seine Maske auch während der Vorstellung tragen. Aber schließlich ist jeder hier im Saal negativ getestet, wir sitzen alle auf Abstand, die hochleistungsfähige Belüftung ist im Einsatz, die Inzidenzwerte ganz weit unten – in einem Akt bedächtiger Sorglosigkeit streife ich also auch meine Maske ab und hänge sie über den Ellbogen wie es inzwischen zur selbstverständlichen Mode geworden ist.

Das Saallicht geht aus und die bombastischen Klänge von Puccini erfüllen den Raum. Wie wunderbar diese Musik klingt, wie plastisch der Klang im Raum, ich kann  jede Instrumentengruppe einzeln hören – damit kann kein Livestream und keine Opern-DVD mithalten – auf die ich in den letzten Monaten so oft zurückgreifen musste.

Der kräftige Männerchor lässt das raue Leben der Goldgräber in Kalifornien  lebendig werden und schließlich erscheint unter bebendem Blechbläsereinsatz  das “goldene Mädchen” Minni auf dem Dach ihrer Schenke. Die Sopranistin Anja Kampe hat eine klangschöne und volle Stimme und verkörpert das herzliche Mädchen sympathisch und glaubhaft. Der Tenor Marcelo Álvares überzeugt mich leider nicht mit seiner “tenorigen” Darstellung: Seine schauspielerischen Mittel sind sehr begrenzt, er schreitet treuherzig umher und konzentriert sich auf seine Glanztöne, für die er immer in die Knie geht, um sie dann mit ganzem Körpereinsatz in die Höhe zu stemmen – ich sehe einen Tenor bei der Arbeit und keinen charmanten Ganoven Dick Johnson. Immerhin kommen dann im zweiten und dritten Akt die kurzen Arien, auf die ich die ganze Zeit warte (“Ch’ella mi creda” – hier in meiner Lieblingsinterpretation von Jonas Kaufmann).

Leider kann diese Oper musikalisch und von der Dramatik nicht mithalten mit den drei besten Opern von Puccini (La Bohème, Tosca, Madama Butterfly). Aber ich will nicht meckern, sondern freue mich an dem unvergleichlichen Live-Erlebnis.

Auf der Bühne wird im Finale alles abgefeuert, was das Theaterarsenal zu bieten hat: Gewehrsalven, Rauch und sogar zwei Männer in Flammen taumeln über die Bühne – wenn es jetzt noch eine Klopperei geben würde und jemand eine Flasche über den Schädel zerschlagen bekäme, wäre ich wirklich bei den Karl-May-Festspielen angekommen. Die vordergründige Inszenierung stammt übrigens von Lydia Steier.

Das Publikum applaudiert anhaltend voller Dankbarkeit. Ich gehe beschwingt von dem Musikgenuss über die Museumsinsel zur S-Bahn – hier sind Wiesen und Biergärten in dieser warmen Sommernacht voller Menschen, die einem Massenerlebnis anderer Art frönen. So wie diese Leute über ein Tor jubeln, so jubiliere ich, endlich wieder diese Magie im Opernhaus spüren zu dürfen.

Und wie das bei Süchtigen so ist, brauche ich natürlich sofort den nächsten Trip. Am Montag durchlaufe ich erneut das obligatorische Testprogramm und finde mich wieder in meinem zweiten Wohnzimmer ein.

Dieses Mal höre ich Kompositionen von Peter I. Tschaikowsky: Zuerst das KLAVIERKONZERT NR. 2  G-DUR OP. 44 – hier gefallen mir die Soli vom Cello am besten, das Piano ist nicht mein Lieblingsinstrument – und nach der Pause eine sehr lebhafte ORCHESTERSUITE NR. 3 G-DUR OP. 55. Antonio Pappano dirigiert wieder mit viele Esprit und Leidenschaft und ich lasse mich von der wunderbaren Musik in Phantasiewelten tragen.

Zum Abschied bekomme ich eine Goldmünze und einen Aufkleber von meinem Gastgeber überreicht.

Da fühle ich mich doch gleich eingeladen, am Samstag wiederzukommen – zum konzertanten “Freischütz” von Carl Maria von Weber. Ich nehme alles mit, was ich vor der Sommerpause kriegen kann.

Lernwelten 2030: Kapitel 5 – Wege entstehen im Gehen

Berlin: Am Campus der Ada Lovelace Universität – 22. Februar 2030, 14 Uhr – Fiona in der Studienberatung bei Birgit Lindenbaum, Professorin für Pädagogik

Fail, ich komme zu spät“, dachte Fiona als sie zum Büro von Professorin Lindenbaum hetzte. Auf ihrem Smartphone blinkte auf, dass ihr Termin zur Studienberatung vor zwei Minuten angefangen hatte. Auch die Lichtanzeige an Lindenbaums Tür leuchtete grün. Aber die Tür war noch geschlossen. „Glück gehabt!“ Fiona wusste, dass die Professorin die Wartenden immer selbst hereinbat, man musste warten, bis sie die schwere Holztür öffnete. Ihr Büro befand sich im ältesten Universitätsgebäude, das kürzlich modernisiert wurde. Fiona hatte gehört, dass Professorin Lindenbaum ihr bewährtes Refugium gegen jegliche Eingriffe verteidigt hatte. Die meisten der anderen Büros wurden gerade in Co-Working-Spaces und Multifunktionsräume umgebaut.

Fiona ließ sich in den Sitzsack fallen und ihr Blick fiel auf die Decke über ihr. Dort schwebte dank einer Animation ein blauer Himmel mit Schäfchenwolken, der gar nicht zum grauen Winterhimmel draußen passte. „Wie der Himmel wohl gerade in Afrika aussieht?“, fragte sich Fiona. Hoffentlich würde die Professorin sie dabei unterstützen, dass ihr Traum von Kenia Wirklichkeit werden würde. Sie wollte die Schulen dort mit eigenen Augen sehen, in die Gesichter der Menschen blicken, den Geruch der Luft, der Erde und des Essens in sich aufnehmen.

Jetzt vibrierte KIM und zeigte an, dass es schon zehn Minuten nach Terminbeginn waren. Fiona wippte ungeduldig mit dem Fuß und das Granulat im Sitzsack knirschte unter ihrer Bewegung. Um 14:12 Uhr öffnete sich die Tür und die Professorin erschien im Türrahmen. Mit ihrer schmalen hohen Gestalt und den langen, weiß schimmernden Haaren, die offen über die Schultern hinabfielen, erinnerte die Professorin sie an eine Elbenkönigin aus den Fantasyromanen, die Fiona so liebte.

Kommen Sie bitte herein, Fiona“, sagte Birgit Lindenbaum mit ihrer warmen Stimme und lächelte mit kirschrot geschminkten Lippen. Fiona folgte der Professorin in deren Büro. Sofort wurde sie umfangen von diesem Zauber aus Ruhe und Bodenständigkeit. Der Duft von würzigem Tee und das Plätschern eines kleinen Salzsteinbrunnens auf der Fensterbank neben den rankenden Zimmerpflanzen, deren Namen Fiona nicht kannte, ließen ein wohliges Gefühl in ihr aufkommen. Fiona nahm an dem altehrwürdigen Holztisch Platz.

Darf ich Ihnen einen Tee anbieten?“, fragte die Gastgeberin und Fiona nickte.

Es ist ein Matcha Tee aus Japan, ich habe ihn zwölf Minuten ziehen lassen“, sagte die Professorin und deutet auf eine kleine Sanduhr, „und dabei meine Teemeditation gemacht.“

Eine Teemeditation?“, fragte Fiona erstaunt.

Während der Tee zieht, schaue ich ihm dabei zu – und keine Terminbimmelei kann mich davon abhalten. Nur wer gute Pausen macht, kann danach produktiv arbeiten. Keine Sorge, ich habe eine ganze Stunde für Sie reserviert, damit wir uns in Ruhe unterhalten können.“ Die Professorin lächelte sanft und nippte an ihrem Tee. Fiona pustete in die grüne Flüssigkeit, deren Dampf sich warm auf ihre Wangen legte. Ihre Augen wanderten durch das Büro, das mit exotischen Dingen ausgestattet war. Am Boden lagen Wollteppiche mit geheimnisvollen Zeichen, vielleicht Kalligraphie? An den Wänden hingen bemalte Masken. Woher sie wohl stammten? Fionas Blick blieb an einem wunderschönen Foto von einem Baum mit rosafarbenen Blüten hängen.

Haben Sie das selbst fotografiert?“, wollte sie wissen.

Ja“, sagte die Professorin. „Ich war zum O-Hanami – dem Kirschblütenfest – in Japan. Mit einem Foto kann man die ganze Schönheit und den Duft leider nicht einfangen.“

Fiona hätte die Professorin gerne zu jedem dieser Einrichtungsstücke gefragt, wo es herkam und was es bedeutet. Fiona wurde klar, wie wenig sie von der Welt wusste. Ja, sie konnte sich Millionen von Kunstschätzen und Landschaften virtuell anschauen, aber das waren doch nur leblose Nullen und Einsen.

Waren Sie schon mal in Afrika?“, platzte es aus Fiona heraus. Die Professorin schaute sie aufmerksam aus ihren graublauen Augen an.

Nein, in Afrika nicht. Aber ich habe einige Jahre in Japan gelebt. Dort habe ich Bildungskonzepte entwickelt, die sich auf individuelle Lernwege zuschneiden lassen“, sagte Birgit Lindenbaum. „Interessieren Sie sich für Afrika?“

Ja, sehr, aber ich war noch nie dort. Meine Cousine Lena ist gerade als Lehrerin in Kenia. Sie hat mir erzählt, dass man vieles erst richtig versteht, wenn man dort ist. Zum Beispiel hat ein deutscher Sponsor für diese Grundschule iPads und XR-Brillen liefern lassen, aber einige Schulkinder haben noch nicht mal richtige Brillen fürs tägliche Leben! Außerdem können sich die wenigen Lehrerinnen gar nicht um alle Kinder kümmern“, sprudelte Fiona hervor.

Es fehlen auch gute Unterrichtsmaterialien“, fuhr sie fort. „Und der Stoff ist wirklich nur Basiswissen, damit können die jungen Leute im internationalen Wettbewerb nicht mithalten. Und wer kein Geld für ein gute, private High School hat, kann es nur mit besonderem Talent und Ehrgeiz auf eine Uni schaffen. Aber Kenia hat viele Seiten. Mein Lernpartner aus Kenia hat mir von seinem Studium an der Murang’a University erzählt. Ich war erstaunt, wie modern sie dort ausgestattet sind. Aber für sein Stipendium hier in Deutschland war viel Eigeninitiative nötig“, erzählte Fiona.

Ja, das gilt für alle jungen Menschen, egal, wo auf der Welt. In der heutigen Zeit müssen Sie fachlich fit sein, aber auch Ihre Bildungsbiografie aktiv selbst gestalten“, sagte Birgit Lindenbaum.

Ehrlich gesagt fällt mir das mit der Selbststeuerung manchmal schwer. Ich hätte gerne mehr Input von meinen Dozenten. Ich habe das Gefühl, ich gehe gerade in die falsche Richtung…“, gab Fiona zaghaft zu.

Birgit Lindenbaum schwieg. Sie schrieb mit ihrem Füller etwas auf ein dickes Stück Papier und reichte es Fiona.

‘Wanderer, es gibt keinen Weg, der Weg entsteht im Gehen.’ Von Antonio Machado, Gedicht XXIX im Zyklus Kastilianische Landschaften, 1912“, las sie.

Muss ich das kennen? Fiona kramte in ihrem Gedächtnis. Jetzt bloß nichts Falsches sagen.

Äh … schönes Briefpapier“, sagte Fiona.

Das ist von Hand geschöpftes Papier aus Japan“, sagte Lindenbaum lächelnd. Dann reichte sie Fiona aus dem Regal ein Buch, das sehr alt aussah, mit einem Einband aus Leder.

Das hier ist die Übersetzung der „Campos de Castilla“ Gedichte vom Spanischen ins Deutsche von Fritz Vogelsang. Ich habe ein Faible für Lyrik mit etwas Kitsch“, lächelte Lindenbaum. „Sie können ja mal hineinschauen. Wenn Ihnen die Gedichte gefallen, können Sie das Buch behalten … bis es eine neue Leserin findet. Auch Bücher wollen wandern.“

Fiona nahm das wundersame Buch. Beide schwiegen, der Zimmerbrunnen plätscherte.

Es gehört zum Leben, nicht alle Antworten zu kennen“, sagte Birgit Lindenbaum. „Oft lohnt es sich, einen erfahrenen Menschen zu fragen. Was genau ist heute Ihr Anliegen, Fiona?“

Also es geht um die Entscheidung, welche Seminare ich im kommenden Semester belegen soll“, sagte Fiona. Die Professorin rief auf ihrem Notebook das Studierendenprofil von Fiona auf, dort hatte Fiona aus ihrem My-Path-Portfolio ihre bisherigen Studienleistungen und Kompetenzprofile freigeschaltet.

Wie Sie sehen, habe ich in den letzten drei Semestern Module zu Lernpsychologie und Economy & Strategy im Projektmanagement belegt und auch Kompetenzen für K.I. Education Systems erworben“, erklärte Fiona.

Warum denken Sie denn, dass dieser Weg Sie in die falsche Richtung führt, Fiona?“

Ich möchte etwas mit Bildungsentwicklung in Kenia machen. Und mir wird immer klarer, dass es für gute Bildungskonzepte Planerinnen braucht, die Knowhow in Lerntechnologien haben, sich aber auch mit Pädagogik und Projektmanagement auskennen. Aber wenn ich mir die aktuellen Stellenausschreibungen anschaue, finde ich dieses Profil nicht wieder. Vielleicht stelle ich mir auch etwas Unrealistisches vor?“, sagte Fiona.

Das haben Sie gut erkannt. Die Berufsfelder und Technologien entwickeln sich rasant weiter. Sie müssen sich so qualifizieren, dass Sie gut gerüstet sind für die neuen Berufsprofile, die sich heute abzeichnen. Aus meiner Erfahrung mit Bildungsprojekten kann ich Ihnen sagen, dass Sie als medienpädagogische Bildungsmanagerin auf dem zukünftigen Arbeitsmarkt gefragt sein werden“, sagte Lindenbaum.

Ja? Giga!“ rief Fiona erleichtert. „Und in einem bin ich mir seit meinem Praktikum an einer Berliner Grundschule sicher: Mir liegt das Arbeiten mit Kindern. Ich denke, dass ich eine gute Lehrerin werden kann. Dafür fehlen mir aber bisher die pädagogischen Qualifikationen.“

Dann sind Sie bei mir doppelt an der richtigen Adresse“, sagte Birgit Lindenbaum, die nicht nur Studienberaterin, sondern auch Pädagogikprofessorin war. „Gibt es denn im Sommersemester ein pädagogisches Modul, das Sie gerne belegen würden?“

Ja, Ihr Kurs zur pädagogischen Anleitung von Peergroup-Learning interessiert mich sehr. Ich habe dazu Ihre Podcasts angehört.“

Da Sie das Einführungsmodul verpasst haben, kann ich Ihnen einen Quereinstieg mit einer Aufnahmeprüfung anbieten. Dafür schalten Sie mir bis zum 15. März eine Portfolio-Präsentation frei. Darin stellen Sie mir Ihre bisherigen Projekte innerhalb und außerhalb der Universität vor. Als Motivationsschreiben hätte ich gerne, dass Sie Ihren Traumberuf beschreiben und welche Kompetenzen Sie dafür weiterentwickeln möchten.“

Ja, das mache ich gerne, vielen Dank!“, strahlte Fiona.

Professorin Lindenbaum nickte und tippte das Besprochene mit flinken Fingern in ihr Notebook ein.

Als Fiona die Studienberatung leichten Schrittes verließ, sah sie ihren zukünftigen Weg in schillernden Farben vor sich liegen.

Foto von Ana Gic, frei nutzbar nach Pixabay License
Foto von Ylanite Koppens, frei nutzbar nach Pixabay License

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Begriffserläuterungen: Digitales und Kenia

Bezugspunkte: Fachliteratur und Populärkultur

Personen und Schauplätze

Die Autorinnen stellen sich vor

Titelbild:  Foto von Pexels, frei nutzbar nach Pixabay License

Lernwelten 2030: Kapitel 4 – Virtuelle Wörterwelten: Wissenschaft und Magie

Berlin: Am Campus der Ada Lovelace Universität – 12. Februar 2030, 11 Uhr – Fiona und Kibe besuchen die Learning Library

Warum werden überhaupt Regale aufgestellt, wenn die Bücher fake sind?“, fragte Kibe. Er stand mit Fiona in der Learning Library und hielt eine Buchattrappe aus Pappe in der Hand. Der große Raum wurde von Holzregalen in Bereiche unterteilt, in denen Studierende an Arbeitstischen saßen und leise an ihren Pads arbeiteten. Viele Finger flogen über die Flüstertastaturen der Notebooks. Manche Studierende machten sich Notizen auf Papier.

Ich finde das gemütlich – in dieser Atmo komme ich in Lesestimmung. Und es ist leise“, sagte Fiona. „Pass auf, was gleich um 11 Uhr passiert.“

Ein leiser Gong durchbrach die Stille, die Lichtstimmung änderte sich und es kam Bewegung in den Raum. Einige Studierende verließen ihre Stillarbeitsplätze, andere kamen herein, suchten sich alleine oder in Tandems Plätze und ein leises Murmeln und Rascheln erfüllte den Raum.

Von 7 bis 11 Uhr ist nämlich Stille-Phase angesagt und zwischen 11 und 17 Uhr ist Dialog-Phase, dann ist leises Reden erlaubt. In den Abendstunden ist es dann wieder stiller. Hörst du jetzt dieses busy buzzing? Das klingt wie lauter Arbeiterinnen in einem Bienenstock, findest du nicht? Wenn ich höre, wie die anderen hier fleißig in allen Nischen arbeiten, krieg ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich hier nur herum sagge!“

Kibe lauschte und nickte. Sie machten einen Rundgang durch die Learning Library. Es gab keinen zentralen Lesesaal, wie Kibe es aus klassischen Bibliotheken kannte, sondern viele verschiedene Zonen, die um die Lichthöfe herum angeordnet waren. Während Kibe sich umschaute, lehnte es sich gegen eines der Bücherregale, das plötzlich nachgab, Kibe strauchelte und fand dann geschickt sein Gleichgewicht wieder.

„Was ist das denn für eine wackelige Fehlkonstruktion?“, fragte er.

„Das ist extra so gemacht. Man kann das Regal auf den Rollen verschieben und sich so eine Nische bauen. Siehst du?“, zeigte Fiona ihm den Kniff. „Das mache ich gerne, da drinnen hab ich meine Ruhe und keiner guckt mir über die Schulter. Außerdem kann ich mir eine mobile Leselampe mit reinnehmen.“

Zusätzlich gab es als Leseräume einige Kaminzimmer, wo ein künstlicher Kamin und weiche Ohrensessel für Gemütlichkeit sorgten. Dort waren die Still- und Dialogphasen genau andersherum geregelt als in den anderen Zonen. Gerade abends saßen die Studierenden hier gerne zum Plaudern beisammen.

Dann gingen Kibe und Fiona zu einem der großen Touchscreens, der ihnen die virtuelle Mediathek „ShowMe“ zeigte. Kibe loggte sich ein und schon stand er im dreidimensionalen Foyer eines futuristischen Wolkenkratzers. Schon oft hatte er diesen Raum über sein Smartphone betreten, hatte das Wegesystem durchschritten und Lernobjekte angeschaut. Wenn ihn etwas interessierte, berührte er das Sternicon, dann fand er das Lernobjekt in seinem persönlichen „My Collection Space“ wieder. Noch nie war er an die Grenzen dieses Raums gestoßen, hinter jeder Flurbiegung, hinter jeder Tür fand er neue Medien.

Immer zur Stelle war der virtuelle Suchhelfer Wizard. Der Avatar dieser Künstlichen Intelligenz sah nach Kibes Look-Anpassung wie Shuri aus, der hilfreichen und schönen Schwester vom Superhelden König T’Challa aus seinem Lieblingsfilm Black Panther. Der Wizard verarbeitete zu den gängigen Forschungsthemen alle wissenschaftlichen Textveröffentlichungen und Lernmedien in den meistgesprochenen Sprachen der Welt. Dabei konnte er mehr als eine althergebrachte Suche nach Schlagwörtern und Hashtags, denn schließlich war er ein „smarter Wissenschaftler“, wie er für sich warb. Der Wizard durchsuchte auch die Literaturverzeichnisse, Referenzen, Zitate, Querverweise, Verlinkungen, Peer-Reviews, User Bewertungen und auch wie oft ein Lernobjekt aufgerufen und von den Usern für ihre Collection „gesammelt“ wurde. Er tauschte außerdem Daten mit Online-Warenhäusern aus und wusste, wie oft welche Bücher und Medien heruntergeladen, gestreamed und gekauft wurden. So konnte er ermitteln, welche Texte und Medien aufeinander Bezug nahmen, welche besonders beliebt, unbeliebt oder heftig diskutiert wurden.

Kibe und Fiona fragten den Wizard nun nach Wissenschaftsliteratur zu Bildungsförderprojekten in Kenia. Sofort zeigte ihnen der Wizard eine Hashtag-Wolke und eine vernetzte Visualisierung von Publikationstiteln erschien wie von Zauberhand auf dem Bildschirm.

Fiona stutzte: „Häh? Diese drei Titel landen bei meiner Suche fast immer im Topptipp.“

Das liegt daran, dass der Wizard käuflich ist“, sagte Kibe. „Das ist genauso wie bei Amazon, da sind die guten Kundenbewertungen auch fake und gekauft.“

Echt? Solche Mechanismen kenne ich von Fantasyromanen im Online-Buchhandel. Gerade wird „Fifty shades of mist“ so zum Erfolg gehyped. Aber dass der Wizard der Unis auch so manipuliert wird? Das kann ich kaum glauben!“, wandte Fiona ein.

Ich habe letzten Sommer virtuell an einem MOOC [Massive Open Online Course] hier an der Ada Lovelace Universität teilgenommen“, erklärte Kibe. „Ich wollte mehr über wissenschaftliches Arbeiten lernen, weil das im Studiengang an meiner Heimatuni nicht vorkommt. Dabei habe ich gelernt, wie ich erkenne, welche Fachliteratur gute Qualität hat und ob sie seriös ist. Einige Autoren schreiben nämlich einfach das Forschungsergebnis rein, das ihre Auftraggeber haben wollen.“

Ah, du hast Recht! Das ist ja wie verstecktes Produktsponsoring!“, rief Fiona.

Und guck dir mal die Toppautoren zu Bildungsentwicklung in Kenia an“, sagte Kibe. „Das sind doch amerikanische Autoren, die das Leben in Kenia nur von außen kennen. Wenn du was Echtes über Bildungsprojekte lesen willst, dann lies Erfahrungsberichte von Einheimischen.“ Kibe zeigte Fiona zwei autobiografische Blogs auf seinem Smartphone. „Aber der Wizard kennt diese Art von Literatur gar nicht!“

Ja, mit all so künstlerischen Sachen wie Autobiografien, Romanen, Filmen und Serien hat der Wizard nichts am Hut, dieser alte Kulturmuffel“, sagte Fiona. „Und die Klatschpresse kennt er auch nicht, aber das spricht eigentlich für seinen guten Geschmack“, kicherte sie.

Fiona schaute auf die Uhr ihres Smartphones.

Jetzt müssen wir los zum Science Incubator in Berlin-Spandau. In einer halben Stunde fängt dort unser Workshop im Lernlabor von FUTURA an,“ sagte sie. „Die höheren Semester haben mir erzählt, dass man früher mit den U-Bahnen und Bussen von hier in Dahlem bis Spandau fast eine Stunde gebraucht hat. Jetzt nehmen wir einfach die Seilbahn, die ist super praktisch: umweltclean, leise und schnell! Bald soll es noch mehr davon in Berlin geben, denn der Smog und die verstopften Straßen nerven echt. Auch in den U-Bahnen ist es oft voll und stickig.“

Sie kamen bei der Seilbahnstation an. Dort wartete Nele auf sie, die Lernpsychologie studierte und zu ihrem interdisziplinären Workshopteam gehörte. Nele stürmte auf Fiona zu und sprudelte los:

Hast du schon das neuste Video von Estello gesehen?“ Sie zeigte Fiona auf InstaREAL wie der schöne Italiener auf dem roten Teppich in Cannes an der Seite der Pop Prinzessin Louane posierte.

Ob die Gerüchte stimmen, dass zwischen den beiden was läuft?“

Nee, guck dir mal ihr Styling an. Fail! Sie passt gar nicht zu ihm“, rettete Fiona den Traum von Estellos Singlestatus.

Guck, gerade hat Estello auf meinen Kommentar geantwortet“, jubilierte Nele. „Giga! Er erinnert sich sogar, dass ich ihn gefragt hatte, was seine neue RoleXX alles kann!“ Nele sprach in ihr Smartphone: „Ah, deine Watch ist fly! Wenn du sie mir schenkst, muss ich mir nicht das hässliche Fitnessarmband von meiner Omi leihen“, setzte sie den Flirt fort.

Kibe fiel auf, wie mühelos dieser Influencer die Mädels um seine Finger wickelte.

Jetzt erst bemerkte Nele ihn.

Ah, hi, bist du Fionas Mentee Kibe? Ich hab dich schon als Black-Panther-Avatar in unserem SimSeminar gesehen. In Reality siehst du ja aus wie wir! Ich dachte, dass du einen Kimono trägst“, sagte Nele und klang enttäuscht.

Nein, Kimonos trägt man nur in Japan. In Kenia heißt unsere traditionelle Kleidung Kanga. Dieses Stofftuch ist mit einem farbigen Muster bedruckt … und oft auch mit einem afrikanischen Sprichwort“, erklärte Kibe geduldig. „Frauen wickeln sich die Kanga um den Oberkörper als Kleid und auch als Tragetuch für ihre Kinder. Männer wickeln sich die Kanga um die Taille. Heutzutage tragen die meisten Leute die Kanga aber nur zu besonderen Festtagen.“

Kibe zeigte Nele und Fiona ein paar Fotos auf seinem Smartphone.

Diese Fotos sind vom letzten Sommer, da fand in meinem Heimatdorf eine große Hochzeitsfeier statt, dafür haben einige ihre Kanga angezogen. Sogar ich. Ihr könnt hier sehen, dass der Stoff bei uns Kikuyu viel braune Farbe hat. Bei den Massai hat die Kanga mehr rote Muster.“

Das sieht echt nice aus“, fand Fiona. „Ich würde auch gerne mal eine Kanga tragen!“ Auch Nele war begeistert und abonnierte sofort den Hashtag #kanga auf InstaREAL.

Dann stiegen sie in eine Seilbahnkabine und schwebten hoch über die Stadt hinweg, sogar die Sonne zeigte sich. „Wow, das ist ein ganz anderes Feeling als die google Earth Simulation von Berlin“, sagte Kibe.

Foto von Huwani Zulu , frei nutzbar nach Pixabay License

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Titelbild: Foto von Gerd Altmann, frei nutzbar nach Pixabay License

Lernwelten 2030: Kapitel 3 – Ein Learning Center mit vielen Gesichtern

Berlin: Am Campus der Ada Lovelace Universität – 8. Februar 2030, 10 Uhr – Kibe lernt Fiona und den Campus kennen

Hallo Fiona“, sagte Kibe und schüttelte höflich ihre Hand. Sie standen sich zum ersten Mal leibhaftig gegenüber. „Sie ist zierlicher als ihr Avatar und ihre Augen leuchten viel wärmer“, schoss es Kibe durch den Kopf.

Toll, dass du endlich hier bist“, strahlte Fiona und umarmte ihn. „Karibu“, versuchte sich Fiona an einem Willkommensgruß auf Swahili. „Wie war deine Reise? Fühlst du dich im Wohnheim wohl?“

Kibe erzählte ihr, dass er sich in den letzten Tagen gut eingelebt hatte.

Du sprichst so gut Englisch und Deutsch“, bemerkte Fiona. „Wie hast du das gelernt?“

Meine Muttersprache ist Kikuyu, sie wird in der Gegend um Nairobi gesprochen. In Kenia gibt es ganz viele Volksstämme mit eigenen Sprachen. Damit wir alle miteinander reden können, lernen wir schon in der Grundschule Swahili und Englisch. Diese beiden Sprachen hört man auch im Radio, Fernsehen und Web. Deutsch habe ich mit Online-Tutorials gelernt.“ Kibe zeigte Fiona auf seinem Smartphone seinen Sprachtrainer und wie er auch bei seinem Learning Content Untertitel in verschiedenen Sprachen einschalten konnte.

Look, ich habe eine smarte Translation App, die gerade unser Gespräch mithört und mir sofort eine Übersetzung in Swahili zeigt“, sagte Kibe.

Dann kann ich ja losplappern“, lachte Fiona. „Komm, jetzt zeige ich dir unseren Campus. Hier gibt es ein paar Sachen, die du noch nicht vom SimCampus kennst.“

Sie standen gerade in der Mitte des Meet and Greet Foyers im belebten Learning Center.

Guck, hier im Open Space kannst du dir aussuchen, was du gerade brauchst. Wenn du was essen und mit Freunden chillen willst, dann ist das Café das Richtige. Du kannst dein Essen auch in die Lounge nebenan mitnehmen“, erklärte Fiona Kibe. „Wenn du was Unimäßiges mit anderen besprechen willst, gehst du lieber in die ruhigeren Lernareale.“

Fiona führte Kibe ein Stück weiter, sie gelangten in einen riesigen Raum, der von einer Glaskuppel überspannt war. Dort oben schwebten farbige Stoffbahnen wie Drachen am Himmel, sie fingen den Schall ein. Der Boden und die Wände waren mit dunklem Filz verkleidet, von dem sich die Sitzlandschaft mit ihren fröhlichen Farben abhob. Viele der überkopfhohen Sitzmöbel waren so arrangiert, dass sie kleine Häuser bildeten. Aus ihnen drang gedämpftes Gemurmel, viele Lernteams waren gerade aktiv.

Dieser Bereich wird The Village genannt, weil es eine Art Lerndorf ist“, erklärte Fiona leise. „Guck, hier hinter diesen Polsterwänden verstecken sich gemütliche Sitzbänke rund um einen Tisch, da können sechs Leute zusammenarbeiten. Auf den Schildern steht „Soundroom“, weil sie schallgeschützt sind, aber wir nennen die Dinger einfach Sofahütten. Sie haben kein Dach und es kommen Licht und frische Luft von oben rein. Natürlich gibt es außerdem Leselampen und eine Klimaanlage. Am schönsten finde ich, wenn es draußen dunkel wird und in der Glaskuppel ein Sternenhimmel aufgeht. Okay, die Sterne sind fake, aber das Feeling ist fab“, schwärmte Fiona.

Was Kibe am besten gefiel, waren die „Green Walls“, die überall zu sehen waren. Auf diesen Wänden wuchs echtes Moos. Kibe wusste, wie wichtig solche Mooswände waren, um die Luft in den Städten zu filtern und zu kühlen.

Im Sommer werden die Betonfassaden zum reinsten Backofen“, erzählte Fiona. „Deshalb wurden hier am Campus und in der Innenstadt so viele Mooswände und hängende Garten gebaut. Bei Neubauten nimmt man direkt viel Holz für drinnen und draußen, das sorgt für ein gutes Klima und verbraucht wenig Energie.“

In Kenia benutzen wir Holz schon seit vielen Jahren zum Bauen“, sagte Kibe.

Kibe berührte das samtige Moos und sog das würzige Aroma ein. „Das erinnert mich an die Wiesen daheim in der Regenzeit.“

Fiona fragte Kibe mit Feuereifer nach all den Pflanzen und Tieren, die in seiner Heimat, der Hochebene beim Mount-Kenya-Massiv, lebten.

Wo wir gerade von Natur reden: Komm mit in unseren Learning Forest“, sagte Fiona und führte Kibe in eine Halle, die mit ihren vielen Pflanzen, Bäumen und Vogelstimmen einen Wald vortäuschte. Aus hygienischen Gründen waren nur die Pflanzen im Freilichtinnenhof lebendig. Die Holzverkleidung der Wände und die Möbel waren aus Echtholz, wie Kibe an den Astlöchern und Ritzen sah. Sie gingen mit lautlosen Schritten über den grünen Filzteppich. Es gab hier in verschiedenen Nischen Sitzgruppen für Lernende und auch auf den Hochplateaus konnte man abgeschirmt sitzen. Fiona nannte sie Baumhäuser.

In der Mitte lag das „Lagerfeuer“, ein digitaler SmartCube, um den rundum Holzsitzbänke treppenförmig angeordnet waren. Gerade saß dort eine Gruppe von Studierenden, die sich Artefakte virtuell am SmartCube ansah und besprach. Einige riefen virtuelle Objekte auf ihren Smartphones auf, platzierten sie im Raum und umkreisten sie mit Blick aufs Smartphone im Gehen. Andere trugen Mixed-Reality-Brillen zum Ansehen der virtuellen Objekte, die den physischen Raum überlagerten.

Hier wird nicht nur gelernt. Wenn das fake Lagerfeuer brennt, liegen die Leute hier auch gerne rum und quatschen. Ich nenne das ganze Ding Finnische Sauna … weil es halt so aussieht“, scherzte Fiona. In ihr Smartphone sagte sie zu ihrer K.I. Assistentin: „KIM, bestell mir einen Aufguss mit Aroma ‚Fichtenwald‘, in 10 Minuten“.

Es dauerte etwas länger als sonst bis KIM antwortete, erst musste sie Fionas Standort über GPS orten und einige Informationen im Netz suchen:

Du befindest dich im Lovelace Learning Center. Dieses Gebäude verfügt nicht über eine Sauna. Das nächste Saunacenter befindet sich in der Schützallee Nummer 6. Die Entfernung beträgt 3,2 Kilometer. Soll ich dir den Weg zeigen?“

KIM, das war ein Witz! Merk dir das“, versuchte Fiona, KIM zu erziehen.

Kibe hatte den Dialog amüsiert verfolgt. „Mein K.I. Assistent kapiert auch einige Sachen nicht, deshalb nenne ich ihn Kevin“, sagte Kibe und beide brachen in Gelächter aus.

Sie gingen ein Stück weiter. In einigen Zonen gab es verschließbare gläserne Räume.

Wenn du es noch leiser haben willst, kannst du in einen Gruppenarbeitsraum gehen, den musst du aber vorher übers Campusbuchungssystem reservieren“, erklärte Fiona. „Es gibt eine große Auswahl von solchen Räumen am Campus in verschiedenen Größen und Ausstattungen.“

Sie standen gerade vor einer Glaswand und blickten in einen Gruppenarbeitsraum, in dem vier Studierende an einem großen Smartboard standen.

Stört es euch nicht, wenn jeder reingucken kann?“, fragte Kibe.

Dafür gibt es einen Trick: Wenn du den Privatsphäre-Modus aktivierst, verwandelt sich die Scheibe in Milchglas, das ist irgendwie ein chemischer Prozess“, sagte Fiona. Sie zeigte ihm diese Funktion und Kibe staunte, als sich die Scheibe wie von Zauberhand verwandelte und der gläserne Raum aussah, wie mit Zuckerguss überzogen.

Wir nennen diesen Modus auch „Zuckerberg-Filter““, erklärte Fiona und zwinkerte Kibe zu.

Dann führte Fiona Kibe in die zweite Etage des Learning Centers, den Creative Floor.

Komm, ich zeig dir den Idea Market. Dort kann jeder seine Projekte und Ideen mit Postern, Exponaten und multimedialen Showcases vorstellen. Wenn man die Projektleute persönlich treffen will, geht man dort zur „Meet and Talk Time“, die fängt jetzt gleich um 12 Uhr an“, erzählte Fiona.

Sie gingen zum Stand von Fionas deutschtürkischen Freunden Nesrin und Serkan, sie studierte Kulturwissenschaften und er Pädagogik. Sie warben dort für ihre multimediale Märchenausstellung „Gretel trifft Aladin“. Sie handelte davon, wie die Grimm‘sche Märchenheldin einst mit Aladin die Wunderlampe in der Welt von 1001 Nacht suchte und ein Knusperhaus fand. Fiona hatte an der virtuellen Schnitzeljagd mitgearbeitet. Diese Erlebnisausstellung war im Exhibition and Performance Space am Campus zu erleben. In dieser Mehrzweckhalle mit Auditorium fanden alle Kunstprojekte statt. Das Märchenprojekt war eine Zusammenarbeit mit einer Berliner Schauspielschule, die dort einmal im Monat „Hänsel und Gretel“ als Theaterstück aufführte.

Morgen sehe ich mir die Ausstellung an, ich bin sehr gespannt!“, sagte Kibe.

Willst du wissen, wo solche Ideen entstehen?“, fragte Fiona.

Kibe ahnte die Antwort: „Dafür wäre das Creative Mashup Board gut!“

Er kannte dieses Board aus vom SimCampus. Sie gingen in den Nebenraum, wo ein wandfüllendes Whiteboard mit einer riesigen Bild-und-Wort-Collage hing. Dort am Mashup Board konnten alle Studierenden ihre Ideen anschreiben, anmalen und alles Mögliche wie Fotos, Poster, Zeitungsartikel oder Stoffe mit Magneten befestigen und mit Wollfäden Querverbindungen zeigen. Auch QR-Codes mit Links zu Online-Content waren zu sehen.

Im letzten Sommer hatten Kibe und Fiona an einer virtuellen „Utopiewerkstatt“ teilgenommen. Dort hatte die Dozentin die Collage zum Thema Zukunftsträume abfotografiert und in eine virtuelle Kreativleinwand eingebunden. Die Studierenden hatten dann digitale Artefakte und Texte ergänzt.

Das Mashup Board wurde von einer Studierendengruppe betrieben. Jeder konnte Diskussionsthemen aufschreiben und mitmachen. Am ersten Tag jeden Monats wurde das Whiteboard geleert. Fiona hatte vor ein paar Tagen diese Frage aufgeschrieben:

Dein Prof hat dich mit einer old school Powerpoint-Präsentation beauftragt. Nun stehst du im Seminarraum vor lauter Leuten mit zero Motivation. Was tun?“ Dazu gab es schon viele bildreiche Beiträge. Fiona machte ein Foto von dem aktuellen Stand und fügte es in ihr My-Path-Portfolio ein.

Ein Stück weiter befand sich ein großer Maker Space, dazwischen lag The Beach, ein Entspannungsareal mit sandfarbenem Boden und Strandkörben. Hier machten Fiona und Kibe nun eine Pause und aßen vegane Frühlingsrollen aus dem Snackautomaten. Dann saßen sie schweigend in ihren Strandkörben und beide war in ihr InstaREAL vertieft. Kibe stellte ein 360-Grad-Video mit immersion effect ein, das er im Learning Forest gemacht hatte und bekam sofort 77 Likes von ein paar Freunden und vielen Fremden. An seine Mutter sendete er ein happy Selfie von sich und Fiona. „Wir sehen aus wie alte Freunde. Dabei haben wir uns erst vor zwei Stunden in Real Facetime kennengelernt … seltsam“, dachte er.

Plötzlich fühlte er sich erschöpft von den vielen neuen Eindrücken und sehnte sich nach dem vertrauten Blick aus seinem Fenster daheim auf die glitzernden Gletscher des Mount-Kenya-Massivs. Hier beim künstlichen „Beach“ standen die Strandkörbe vor einem Panoramafenster und Kibe ließ nun seinen Blick über die Parklandschaft des Campus‘ wandern. Dunkle Stämme und Zweige ragten wie Geistergestalten aus Nebelschwaden hervor. „Wie lange wird es wohl dauern, bis ich in dieser neuen Umgebung den Durchblick haben werde?“, fragte er sich.

Als nächstes gingen sie in den Study Complex, der neben dem Learning Center lag. Dort gab es Seminarräume für Lehrveranstaltungen, Gruppenarbeitsräume, Project Labs, einige Büros für die Professorinnen und Professoren und einen großen Co-Working Space. Nur wenige der Lehrenden hatten hier ein eigenes Büro, die meisten arbeiteten im Home Office und kamen nur für Seminare, Besprechungen und gemeinsame Projektarbeiten auf den Campus.

Ihren Lieblingsort hatte Fiona als großes Finale des Rundgangs aufgehoben: den Rooftop Garden.

Wenn der Dachgarten nicht gerade Winterschlaf macht, blühen hier ganz viele Blumen und man kann sich sonnen oder im Schatten saggen“, erzählte Fiona. „Im Gewächshaus werden das ganze Jahr über Gemüse und Kräuter für unsere Cafeteria angebaut. Meine Öko-Gruppe hat erreicht, dass die Cafeteria an zwei Tagen ein rein vegetarisches Angebot hat. Wir Studis können an unserer Uni echt was bewirken. Und hier in der beheizten Orangerie gibt es diese Kokonsessel, ein Geheimtipp, wenn man in Ruhe was arbeiten will. Es gibt auch Leute, die dort gar keine Unisachen lernen, sondern in Fantasyromanen schmökern…“, sagte Fiona und ihre Augen funkelten schelmisch.

Foto von Dorit Günther: LEO Universität Kassel, 2019
Foto von geralt, frei nutzbar nach Pixabay License

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Titelbild: Foto von Dorit G.: Bibliothek der FU Berlin, 2017

Lernwelten 2030: Kapitel 2 – Zukunftsträume fliegen von Berlin nach Afrika

Deutschland: Berlin Dahlem, Fionas Zuhause – 4. Februar 2030, 6:55 Uhr Fiona frühstückt mit ihrem Vater und geht zum Campus

Fiona träumte wieder von diesem Baum, der sich wie ein wütender Riese aus dem Betonboden der Universitätsbibliothek erhob. An seinen knorrigen Armen hingen anstelle von Laub die Seiten alter Bücher. Er fegte seine Äste durch die leeren Regale und Tischreihen und seine Buchblätter fielen zu Boden wie welkes Laub. Sie lief hilflos auf dem Blätterteppich aus bedruckten Seiten umher und versuchte, den Wüterich zu besänftigen. Sie war verantwortlich für die Rettung des Bücherbaums, er war der letzte seiner Art! Trommelnde Bongos rissen sie aus ihrem Traum und sie setzte sich ruckartig im Bett auf. Blinzelnd orientierte sie sich im Zimmer. Auf dem wandfüllenden Display neben ihrem Bett war die Sonne in der afrikanischen Savanne bereits aufgegangen und einige Giraffen näherten sich der Wasserstelle. Täuschend echt war auch die Wärme, die aus dieser Savanne ins Zimmer strahlte. Obwohl die ThermoSkin vor ihren Fenstern heruntergefahren war, wusste sie, dass Berlin noch im Dunkeln lag. Das Trommeln kam nun näher, wurde lauter.

Lass mich schlafen“, murmelte Fiona in Richtung von KIM, aber diese schien sie nicht zu hören, denn die Bongos hörten nicht auf. „Ruhe“, rief Fiona nun energisch, aber wirkungslos. Sie tastete nach ihrem Smartphone. Kein Wunder, dass ihre SmartAssistentin KIM sie nicht hörte, denn deren Sprachsensor war tief vergraben unter dem Quilt, an dem Fiona gestern Abend genäht hatte.

Schluss mit den Bongos, ich stehe jetzt auf“, sagte sie zu KIM. Augenblicklich befahl KIM dem Soundsurroundsystem des Zimmers, den Bongoweckruf auszuschalten. Seit Fiona vor zwei Jahren auf der Abiturfeier ihrer Waldorfschule bei der Bongo-Aufführung mitgespielt hatte, liebte sie den Klang der Bongos. Sie sind der Ruf Afrikas, fand Fiona.

Guten Morgen, Schlafmütze, mach dich fertig für die Uni“, sagte die Stimme von KIM im Strict Mummy-Klangmodus, den Fiona ausgewählt hatte. „Okay, KIM. Bereite mir mein Frühstück Fresh2 vor, fertig in 40 Minuten.“

Sie ging ins Bad, wo KIM vor einer Viertelstunde die Bodenheizung angeschaltet hatte. Die Lichtsensoren erkannten den Badezimmergast und die Lampen strahlten Weißlicht auf Fionas Netzhaut zur Anhebung ihres Serotoninspiegels für eine energiereiche Morgenstimmung. Während die warmen Ströme der Regenwalddusche Fiona auf Kopf und Schultern plätscherten, dachte sie an den Baum mit seinen Blättern aus Buchseiten in ihrem Traum. Der war echt seltsam. An ihrer Universität gab es gar keine klassische Bibliothek mehr, stattdessen sorgten Buchattrappen in der Learning Library für eine nostalgische Lernatmosphäre. Alle Bibliotheken dieser Welt standen ihr offen, sie musste nur die virtuellen Türen auf ihrem Smartphone oder auf einem der Displays am Campus öffnen und eintreten. KIM und der K.I. Wizard der Mediathek halfen ihr, alles Gesuchte schnell zu finden.

Während Fiona ihre widerspenstigen Locken stylte, las KIM ihr die Termine des Tages vor. Fiona sagte: „KIM, reserviere einen Gruppenarbeitsraum für 6 Personen im Study Complex C und lade meine Lerngruppe WaldiForever ein. Uhrzeit: zwischen 12 und 16 Uhr, Dauer: 75 Minuten. Automatischen Abgleich mit den Kalendern der Teilnehmenden aktivieren.“

Die Raumreservierung war erfolgreich. Zwei der vier Eingeladenen haben bereits zugesagt“, sagte KIM ihr kurz darauf im Stimmmodus Happy Helper. Seit dem neusten K.I.-Update konnte die smarte Assistentin auch auf Emotionen in Fionas Stimme reagieren. Gerade brachte Fiona ihr bei, auf gefühlsaufgeladene Ausdrücke und Stimmlagen zu reagieren. Wenn Fiona wütend klang, sagte KIM etwas Beschwichtigendes. Wenn Fiona niedergeschlagen klang, lieferte KIM etwas Aufmunterndes. Giga witzig, fand Fiona. Nur Ironie kapierte KIM nie.

Als Fiona in die Wohnküche kam, saß ihr Vater Steven schon am wabenförmigen Tisch, den Blick auf das Display seines All-in-One-Pads gerichtet, ausgestattet mit K.I. Features aus seiner Firma. Er las Nachrichten, ein Sensor erkannte die Bewegung seiner Pupillen und folgte seiner Lesegeschwindigkeit, ein Wischen auf dem Pad war so nicht mehr nötig. Das war sehr praktisch, wenn man während des Lesens essen wollte. Ihr Vater brauchte dafür aber ohnehin nur eine Hand, denn sein Frühstück nahm er in Form eines Healthy-Drinks zu sich, der alle nötigen Nährstoffe perfekt auf ihn zugeschnitten lieferte. Das war das Richtige nach seinem Fitnessprogramm am frühen Morgen.

Fiona nahm den bei KIM bestellten Fair Trade Kakao und den frisch gepressten Orangensaft aus der SmartKitchen-Maschine. Sie verschlabberte etwas vom Saft und ROB surrte herbei, um die kleine Lache vom Boden aufzuwischen. Der Reinigungsroboter sah wie ein kleines Ufo aus, hatte aber Allüren wie ein Kater, fand Fiona. Wenn er im Schlafmodus war, stupste sie ihn gerne mit der Fußspitze an, dann miaute er beleidigt.

Wie läuft es im Studium?“, fragte Steven seine Tochter und blickte von seinem Pad auf.

Alles im grünen Bereich.“ Was sollte diese Frage von ihrem Vater? Nachdem sie ihm die Zustimmung abgerungen hatte, in diesem Semester das kostenpflichtige Zusatzmodul „Nachhaltige Entwicklungsstrategien für Bildung in Schwellenländern“ belegen zu dürfen, hatte sie ihm widerwillig die Funktion PPP (Peek for proud parents) freigeschaltet. Nun bekam ihr Vater automatisch jeden Monat eine Zusammenfassung ihrer angesammelten Credit Points und Warnmeldungen, wenn sie den Level von 70 Prozent Lernbeteiligung unterschritt.

Ich habe dich für das Praktikum im Juli bei uns in der Big Data Abteilung eingelogged“, sagte er. Ihr Vater leitete die Softwareentwicklungsfirma FUTURA und wollte, dass sie in ein paar Jahren in seine Fußstapfen treten würde.

Danke, Papa“, murmelte Fiona und holte sich eine Maismilch im Softpack und Quinoaflocken aus dem Schrank.

Du könntest schon etwas begeisterter klingen“, sagte ihr Vater.

Sorry, ich hab meinen Enthusi-Modus noch nicht eingeschaltet“, gab sie mürrisch zurück.

Sie ließ ein paar Quinoaflocken auf den Boden fallen, damit ROB etwas zu tun hatte.

Das wird halt zeitlich eng, wenn ich im Sommer für drei Wochen zu Lena nach Kenia fliege“, warf Fiona ein.

Dass deine Cousine mit ihren kenianischen Schülerinnen Mangobäume pflanzt in allen Ehren – aber du qualifizierst dich für anspruchsvollere Arbeiten mit Education SmartSystems. Steck deine Energie lieber da rein“, mahnte ihr Vater. „Mit Bildung hilfst du den strukturschwachen Ländern am effektivsten. Deshalb ist FUTURA genau das Richtige für dich.“

Trotzdem bringt das smarte Education Zeug nichts, wenn vielen Menschen immer noch die einfachsten Dinge fehlen!“, meldete sich Fionas Temperament.

Der digitale Markt in Afrika ist fest in den Händen der großen Player“, sagte Steven.

Diese scheiß Datenkapitalisten stürzen sich bestimmt nicht aus Menschenliebe auf Afrika!“, rief Fiona.

Ruhig Blut, Fiona“, schaltete sich KIM ein und begann, „Don’t worry, be happy“ aus Fionas Playlist abzuspielen. „Du nervst“, sagte Fiona in Richtung ihres Smartphones und KIM machte die Musik leiser. Dann musste Fiona doch grinsen, die gute Laune des Retrosongs sprang einfach über.

Ihr Vater nahm den Faden wieder auf: „Jedenfalls bietet unser neues FUTURA Projekt SmartEduTech in Peking die besten Perspektiven für junge Upstarter – auch für dich!“

Papa, jetzt fang nicht schon wieder mit Peking an!“, stöhnte Fiona.

Wir werden sehen“, lenkte ihr Vater ein. Während Fiona ihr Müsli aß und aus dem Fenster hinaus träumte, betrachtete Steven seine Tochter mit Vaterstolz. Mit ihren wilden, kastanienbraunen Locken und den schelmischen Grübchen sah Fiona kindlicher aus, als die Kajalumrahmung der Augen und der pinke Lipgloss glauben machen wollten. Es kam ihm vor, als sei es erst gestern gewesen, als die vierjährige Fiona auf seinen Schultern geritten war und jauchzend an seinen Haaren gezogen hatte, um das ungestüme Zebra zu lenken.

Auf Stevens Pad poppte eine Meldung auf: Das Elektroauto in der Garage war fertig aufgeladen. Seine Augen befahlen dem digitalen Assistenten, das Auto vorfahren zu lassen. Heute hatte er ein face-to-face Meeting im Co-Working-Lab der Universität.

Soll ich dich im Auto mitnehmen?“, fragte er.

Nein, ich gehe lieber zu Fuß. Ich muss unterwegs noch einen Projektbericht ins My-Path-Portfolio einsprechen.“

Fiona machte sich auf den Weg und diktierte im Gehen ein paar Sätze in das digitale Portfolio. Dann öffnete sie dort ihren smarten Zeit- und Lernplaner und verschob einen Task, den sie am Vortag nicht erledigt hatte, auf den übernächsten Tag.

Mist, das schiebe ich ständig vor mir her“, murmelte sie, was sie sofort bereute, denn KIMs Spracherkennung reagierte auf solche „Prokrastinationssätze“ und meldete sich nun in ihrer Rolle als Study Coach:

Fiona, was höre ich da?“, sagte KIM in ihrer strengen Stimme. „Dein Portfolio meldet mir, dass du den Task „EconomyTest“ zum dritten Mal nicht erledigt und verschoben hast. In deiner Activity Schedule hast du heute einen Free Slot zwischen 13:45 und 14:30 Uhr. Soll ich den Task „EconomyTest“ in diesem Slot einbuchen?“

Nein“, sagte Fiona laut und blockierte die Study-Coach-Funktion, bevor KIM widersprechen konnte.

Der Weg zum Campus führte Fiona nun durch ein kleines Waldstück. Hier steckte sie ihr Smartphone weg, lauschte in die winterliche Stille und sog den natürlichen Duft der Fichtennadeln ein. Der Kunstschnee auf den Tannenzweigen funkelte im Sonnenlicht und unter ihren Stiefeln knirschte das weiße Pulver – das war ein Klangeffekt, an dem die Hersteller vom „Winterzauber“ lange getüftelt hatten. In Fionas Kindheit gab es noch richtig kalte Winter und echten Schnee in Berlin. Jetzt musste sie die Winter-Illusion mit Erinnerungen ausfüllen.

Fotos von geralt, frei nutzbar nach Pixabay Licence

Schnee, Sun, Junge Fichte, Schneeverwehung

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Berlin schreibend kennenlernen

Warum schreibe ich hier?

Ich bin neu in der Stadt und möchte Berlin kennenlernen – und zwar schreibend.

In den nächsten 12 Wochen werde ich an jedem Montag einen neuen Ort aufsuchen, der für mich eine Verbindung zu einem Schriftsteller oder einem Werk aus der Literatur hat. Dort werde ich mich mit meinem Schreibwerkzeug hinsetzen und den Ort auf mich wirken lassen.

Wir werden ja sehen, was dabei heraus kommt.

Ich hoffe, dass mein Besuch der Schreiborte nicht nur mich inspiriert, sondern auch euch Leserinnen und Leser unterhält.

Ich freue mich darauf, dass ihr mich auf meiner Entdeckungsreise begleitet und bin gespannt auf eure Kommentare.

Ulrike Arabella